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Älteste Görlitzerin ist jetzt 107 Jahre alt

Elfriede Goschütz lebt im Görlitzer Awo-Altenheim. Dort feierte sie jetzt einen ganz besonders seltenen Ehrentag - als erste Frau in Görlitz.

Von Sebastian Beutler
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Elfriede Goschütz feiert jetzt ihren 107. Geburtstag. Sie ist die älteste Görlitzerin.
Elfriede Goschütz feiert jetzt ihren 107. Geburtstag. Sie ist die älteste Görlitzerin. © Awo Oberlausitz

Hundert Jahre alt zu werden, gelingt nur wenigen Görlitzern. Aber doch mehr, als man denkt. Die wahre Schallmauer in den vergangenen Jahren lag bei 107. Gleich drei Frauen sind in den vergangenen zehn Jahren kurz vor Erreichen dieser Wegmarke gestorben. Lotte Schulze hatte noch zehn Monate bis zur 107, Martha Knoblich fehlten acht Wochen und Gertrud Friedrich sogar nur vier Wochen.

Doch Elfriede Goschütz konnte am vergangenen Freitag im Görlitzer Awo-Altenheim "Zentralhospital" auf der Krölstraße dieses außergewöhnliche Jubiläum feiern. Als vermutlich erste Görlitzerin. Und natürlich bleibt sie damit auch die älteste Görlitzerin - ein Ehrentitel, den sie schon seit August 2020 trägt. Die SZ machte sie bereits 2021 zum "Menschen des Jahres".

Zu ihrem großen Tag gratulierten die Mitarbeiter des Altenpflegeheimes. Auch ihre Tochter und sogar Bewohner ihres ehemaligen Wohnhauses kamen. Und die Kindertagesstätte "Am Zauberwäldchen" der Arbeiterwohlfahrt aus dem Görlitzer Stadtteil schickte als Geburtstagsgruß gemalte Bilder der Kindergartenkinder.

Zum Mittagessen gab es das Wunschessen der Jubilarin: marinierten Hering. Und zur Vesper stand eine große Geburtstagstorte des Heims für alle Bewohner auf der Tafel.

Vom Isergebirge nach Görlitz, von Hanau wieder zurück

Elfriede Goschütz erlebte ihren großen Tag bei guter Gesundheit, berichtete aus ihrem langen Leben. Das begann am 21. Januar 1915 im kleinen Ort Krobsdorf im Isergebirge - heute heißt der Flecken Krobica und gehört zur Stadt Mirsk (Friedeberg am Queis). Gleich nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Görlitz. Nach ihrer Schulzeit lernte sie Verkäuferin in einem Textilgeschäft auf der Berliner Straße.

Doch folgte sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ihrem Mann Edmund nach Hanau, wo er als Soldat stationiert wurde. Schon 1942 fiel ihr Mann im Krieg. Zusammen mit ihrer Tochter, die 1939 geboren wurde, kehrte sie wieder nach Görlitz zurück, und arbeitete bis zu ihrer Rente im HO-Wäschegeschäft "Dame" auf der Berliner Straße. Eine zweite Ehe verlief lang und glücklich. Doch seit 1999 lebt Elfriede Goschütz wieder alleinstehend, zunächst noch in ihrer Wohnung, seit sechs Jahren nun im Altenheim.

Zwei große Pandemien miterlebt

Die Zeitläufe bringen es mit sich, dass sie zwei der großen Pandemien miterlebt hat. Als Kind die Spanische Grippe, an die sie aber keine Erinnerung hat, und nun die Corona-Pandemie. Gegen das Virus ist sie geimpft. Und so hofft sie zusammen mit ihrer Tochter und allen im Altenpflegeheim, vielleicht doch noch den 110. Geburtstag zu erleben. Doch in diesem hohen Alter ist jedes Jahr besonders lang.

Aber vielleicht schaffen es ja alle gemeinsam mit Zufriedenheit, positivem Denken und Verständnis für die Mitmenschen. Es sind die drei Gründe, die Elfriede Goschütz wichtig für ein langes Leben empfindet. Na dann, alles Gute weiterhin.