Dass die Görlitzer Stadthalle fast schon als Außenstudio des Deutschen Fernsehfunks diente, ist bekannt. Unzählige Unterhaltungssendungen wurden von hier übertragen. Im November 1965 aber gab es dabei eine besondere Herausforderung. Nur vier Tage hatten die Fernsehleute Zeit, zwischen zwei Veranstaltungen umzubauen.
Am 16. November vor 55 Jahren zeichneten die Besatzungen eines Ü-Zuges mit vier Kameras eine „Weihnachtliche Zirkusparade“ auf. Dazu angereist waren Artisten und Dompteure der polnischen Zirkusse „Warszawa“ und „Arena“, vom DDR-Staatszirkus sowie aus Ungarn und Bulgarien. Vom Staatszirkus Sofia kamen die Clowns Mischka & Stanoi. Der Stadthallenleitung hat diese Form der Nutzung ihres Hauses so gefallen, dass sie noch später, letztmalig wohl 1979, den großen Saal für Zirkusaufführungen nutzte. Riesige Matten und jede Menge Sägespäne sorgten dafür, dass selbst Pferdedressuren dem Parkett nicht schadeten, so dass solche auch bei mancher Karnevalsfeier mit zum Einsatz kamen.
Gleich am 20. November 1965 hieß es dann „Elektronik einmal anders“, eine Unterhaltungs-Schau mit allerlei Effekten in einem anderen Gewand als der Zirkus kurz zuvor. Techniker und Dekorateure aus Adlershof mussten schnell den Saal völlig umkrempeln, damit auch die zweimal zwölf Stunden Proben geschafft werden konnten, die als Minimum angesetzt waren. Diese ebenfalls mit Publikum aufgezeichnete Sendung war zudem eine Konferenzproduktion mit dem Prager Fernsehfunk. Nicht nur die Bild- und Ton-Studiotechnik blieb damals in Görlitz, auch Fips Fleischer war für beide Sendungen gebucht worden, sogar mit originellem Platz: Mit seinem Fernseh-Orchester wurde er beide Male auf einem Seitenrang über dem Saal postiert.