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Nach Marktleiter-Wechsel: So lief der Neustart von Edeka am Dienstag in Görlitz

Neuer Chef, volle Regale, zufriedenes Personal, zufriedene Kunden: Der Markt auf der Dresdner Straße hat eine Verwandlung in sieben Tagen hinter sich, auch wenn es noch zu tun gibt.

Von Matthias Klaus
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Lucas Kentsch hat die Leitung des Edeka-Marktes auf der Dresdener Straße in Görlitz übernommen.
Lucas Kentsch hat die Leitung des Edeka-Marktes auf der Dresdener Straße in Görlitz übernommen. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Lucas Kentsch geht gleich am ersten Tag mit Görlitzer Kunden auf Tuchfühlung. Radeberger ist heute im Angebot. "Wo steht denn das?", fragt ein Mann in den 50ern. "Kommen Sie mal mit." Lucas Kentsch weist den Weg zum Bier. Er ist der neue Filialleiter des Edeka-Marktes auf der Dresdener Straße. Am Dienstag startet der neu durch, nach Querelen mit den vorhergehenden Betreibern, nach Beschwerden über halbleere Regale, unfreundliche Zustände generell. Nun hat Edeka das Geschäft selbst übernommen, nach sieben Tagen Schließzeit ist wieder offen.

Der Unterschied zu den letzten Monaten im vergangenen Jahr ist deutlich zu sehen. Alle Regale sind voll, der Markt mit seinen 1.200 Quadratmetern sauber geputzt, die Beleuchtung stimmt. "Gerade beim Putzen gab es echt was zu tun", schildert Mario Hirthe, Edeka-Bezirksleiter.

Volle Regale und gute Beleuchtung im neu eröffneten Edeka-Markt auf der Dresdener Straße in Görlitz.
Volle Regale und gute Beleuchtung im neu eröffneten Edeka-Markt auf der Dresdener Straße in Görlitz. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für den jungen Mann ist Görlitz eine besondere Chance

15.000 Artikel gibt es jetzt im Markt zu kaufen. Vor allem bei den Lebensmitteln wurde aufgestockt, gerade auch mit Produkten aus der Region, mit vegetarischen, veganen und Bio-Angeboten. "Natürlich wollen wir jetzt erst einmal sehen, welche Produkte sich gut verkaufen und dann möglicherweise das Sortiment ein wenig anpassen", sagt Reno Naußedat, Edeka-Verkaufsleiter für Nordbayern-Sachsen-Thüringen. Er ist extra zur Eröffnung angereist.

Lucas Kentsch ist inzwischen vom Ausflug zum Angebotsbier zurück. Der junge Mann kommt aus Torgau. Mit 15 hat er bei Edeka als Aushilfe angefangen. Heute ist er 21 Jahre alt und leitet einen Markt. Für den Job in Görlitz hat sich Lucas Kentsch in einem Hotel in der Stadt ein Zimmer genommen. "Ich bleibe, solange es nötig ist", sagt er. Eine neue Chefin, ein neuer Chef, die den Markt in Eigenregie betreiben, steht für Edeka erst einmal nicht als vordergründiges Ziel. "Wir lassen erst einmal alles so, wie es jetzt ist", sagt Reno Naußedat. Irgendwann soll es aber wieder einen selbstständigen Betreiber geben, so wie es eigentlich das Edeka-Geschäftsmodell vorsieht.

Mitarbeiter sind froh über die Veränderungen

Hinter den Kulissen, in einem Aufenthaltsraum, machen Verkäuferinnen gerade Frühstückspause. Es handelt sich um Stammpersonal, dass die Zeiten vor der Übernahme durch Edeka mitgemacht hat. "Wir haben trotz allem immer versucht, zu den Kunden freundlich zu sein", sagt eine der Damen und nippt am Kaffee. Inzwischen können sie alle wieder echt lächeln, sie freuen sich über die Veränderungen: "Die Arbeit ist jetzt eine ganz andere."

So stellen sich Kunden einen gut gefüllten Markt vor.
So stellen sich Kunden einen gut gefüllten Markt vor. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

34 Mitarbeiter hat der Markt. Die Umrüstung auf das neue Sortiment sei eine Herausforderung gewesen, schildert Mario Hirthe. "Sieben Tag klingen zwar viel. Aber es steckt schon viel Arbeit drin, erst einmal an die Waren zu kommen", sagt er. Ein Teil kommt aus dem großen Lager in Marktredwitz in Bayern. Von dort geht es nach Berbersdorf ins Logistikzentrum an der A4, von dort weiter nach Görlitz. Etwa vier Tage blieben dann, um die Regale zu füllen. Weil viele Hände anpackten, konnte der Eröffnungstermin gehalten werden.

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Warum hat Edeka nicht viel früher auf die Zustände im Görlitzer Markt reagiert? Gab es keine Beschwerden von Kunden? Reno Naußedat erklärt es so: "Wenn es Beschwerden gibt, werden die erst einmal an das Haus weitergeleitet, das betroffen ist." Damit soll die Möglichkeit für die Selbstständigen gegeben werden, die Mängel abzustellen. Erst wenn sich die Beschwerden häufen, es Folgebeschwerden gebe, greife Edeka ein. Das war in Görlitz ganz offensichtlich der Fall.

Am Dienstagvormittag ist der Markt schon gut besucht. Eine ältere Dame schiebt ihren Einkaufswagen vorbei. "Genau so sollte es sein", sagt die Görlitzerin. Und: "Vorher war es ja wirklich katastrophal hier."

Zukunftsaufgaben: Neue Mitarbeiter, neue Marktleitung, weitere Verbesserungen

Auch wenn das Stammpersonal den Arbeitsplatz behält, Edeka sucht für Görlitz weitere Mitarbeiter, vor allem an der Fleischtheke. Die war in der Vergangenheit durch verkürzte Öffnungszeiten aufgefallen - nur einer der früheren Kritikpunkte. Ausgebildete Fleischer werden nun gesucht, aber auch Quereinsteiger. "Bewerber ohne Fachausbildung würden dann durch interne Schulungen von Edeka auf einen umfangreichen Kenntnisstand gebracht", so Sprecher Stephan Trutschler.

"Sicherlich gibt es im Markt noch einiges zu tun", sagt Reno Naußedat und deutet auf eine abgeplatzte Ecke an einer Kühltruhe. Aber es sei in der Vergangenheit eben zu wenig investiert worden. "Und das Material von damals bekommen wir heute gar nicht mehr", sagt er. Wichtig sei ihm erst einmal, dass die Regale nun wieder gefüllt sind, sich Kunden und Personal wohlfühlen und der Markt wieder anläuft.

Das ist am Dienstag ganz klar der Fall. Der Herr mit dem Radeberger Bier aus dem Angebot ist gerade zur Kasse unterwegs. Er wollte ja nur einen Kasten holen. "Aber was sie ansonsten noch aus dem Laden gemacht haben, echt gut", findet er.