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Er prägte unser Bild von den frühen Anfängen von Görlitz

Günter Rennebach war der erste studierte Archäologe am Görlitzer Museum. Er fand zwar in der Oberlausitz keine bronzezeitliche Himmelsscheibe wie Kollegen in Nebra. Aber seine Studien sind noch immer enorm wichtig. Jetzt ist er gestorben.

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Günter Rennebach im Mai 1969 während der Ausgrabungen auf der Landeskrone.
Günter Rennebach im Mai 1969 während der Ausgrabungen auf der Landeskrone. © Görlitzer Sammlungen

Von Günter Wetzel und Jasper von Richthofen

Am 21. Januar vollendete sich das Leben von Günter Rennebach. Den Görlitzern ist er vor allem als Gründungsvorsitzender des Vereins "Freunde der Görlitzer Sammlungen" bekannt. Am 11. November 1999 wurde er anlässlich der Gründungsversammlung im einstigen Goldenen Saal des Barockhauses Neißstraße 30 einstimmig zum ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt. Im März 2005 stand er aus Altersgründen nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung.

In die Zeit seines Vorsitzes für den Förderverein des Kulturhistorischen Museums, der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften und damals noch des historischen Ratsarchivs fallen maßgebliche Weichenstellungen für die Arbeit des Freundesvereins. So wurden erstmals Ankäufe und Restaurierungen unterstützt sowie Ausstellungsführungen organisiert. Der studierte Archäologe Rennebach organisierte eine Exkursion zu slawischen Burganlagen der Region, an die sich die Teilnehmer noch heute gern erinnern.

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Günter Rennebach wurde am 5. Mai 1935 im thüringischen Nordhausen geboren. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Schlosser. Aufgrund seiner betrieblichen Leistungen durfte er 1954 das Abitur nachholen und ein Studium der Ur- und Frühgeschichte in Leipzig aufnehmen, das er 1958 als Diplomprähistoriker abschloss.

Während eines anschließenden Praktikumseinsatzes am Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden wurde ihm vom Görlitzer Museumsdirektor Ernst-Heinz Lemper eine Anstellung als Archäologe bei den Städtischen Kunstsammlungen in Görlitz angeboten, die er am 1. Oktober 1959 antrat. Er war damit der erste studierte Archäologe am Museum seit Kriegsende.

Zu Rennebachs Aufgaben zählten neben der Betreuung der überregional bedeutenden archäologischen Sammlung die Bodendenkmalpflege im damaligen Kreis Niesky sowie im Stadt- und Landkreis Görlitz. Zudem wurde er später mit dem Amt des stellvertretenden Direktors der Kunstsammlungen betraut.

Wichtige Ausgrabungen fallen in die Zeit seines Wirkens. Dazu zählen etwa die Untersuchung der mittelalterlichen Bebauung im Innenhof des Vogtshofs, Ausgrabungen von Stadtmauerresten in der Ochsenbastei, die Dokumentation neuzeitlicher Grüfte im Chor der Dreifaltigkeitskirche, Ausgrabungen an den bronze- und früheisenzeitlichen Gräberfeldern in Steinbach, Nieder-Neundorf, Zentendorf und Zodel, die Untersuchung der mittelalterlichen Turmhügelburg, das sogenannte "Raubschloss" in Quitzdorf vor der Flutung des Stausees, sowie einer bronzezeitlichen Siedlung in Ludwigsdorf und schließlich die Ausgrabungsarbeiten im Bereich der slawischen Befestigung auf der Görlitzer Landeskrone.

Die Gesundheit einer seiner Töchter zwang Günter Rennebach 1971 zu einem Ortswechsel an die Ostsee. Sein Nachfolger, der Prähistoriker Lutz Oberhofer konnte nur schwer an die Qualität der archäologischen Forschung anknüpfen. Am 1. September 1971 trat er in der Forschungsstelle und dem Museum für Ur- und Frühgeschichte im Schweriner Schloss seine neue Arbeitsstelle an. Auch hier unternahm er im Rahmen der Bodendenkmalpflege in Mecklenburg und auf Rügen verschiedene wichtige Ausgrabungen.

Im Ruhestand kehrte Günter Rennebach 1998 mit seiner Frau Barbara wieder nach Görlitz zurück. Sie war Bibliothekarin und 17 Jahre lang Mitarbeiterin der Görlitzer Stadtbibliothek. Nach ihrer Rückkehr stellte die große Kästner-Verehrerin einen Teil ihrer umfangreichen Kästner-Sammlung in der Bibliothek aus.

Günter Rennebach unterstützte nach seiner Rückkehr nach Görlitz das Stadtmuseum unter anderem bei der Neuinventarisierung der archäologischen Sammlung. Nach dem viel zu frühen Ableben seiner Ehefrau im Jahr 2010 ist es still um Günter Rennebach geworden. Nach langer Krankheit verstarb er nun in Görlitz. Der Förderverein und die Görlitzer Sammlungen sind ihm für sein Wirken zutiefst dankbar.

Zu unseren Autoren: Jasper von Richthofen ist Direktor der Görlitzer Sammlungen, der Prähistoriker Günter Wetzel ein Freund der Familie Rennebach.