Streit unter Görlitzer Taxifahrern

In Görlitz ein Taxi zu bekommen, ist manchmal nicht ganz einfach. Vor allem nachts klagen immer wieder Görlitzer und Gäste der Stadt, dass da ohne Vorbestellung kaum eins fährt. Jetzt gibt es auch noch Querelen unter den Görlitzer Taxibetrieben.
Es reden die Anwälte
Es gibt Unmut, Anwälte wurden eingeschaltet. Von Nötigung und Erpressung ist die Rede. Doch der Reihe nach. Im vergangenen Dezember starb überraschend Detlef Künzel. Er war der Inhaber der Taxi-Funkzentrale. Über die Zentrale wurden Taxifahrten, die per Telefon oder persönlich im Büro im Parkhaus in der Bahnhofstraße bestellt wurden, an die einzelnen Taxi-Unternehmen vermittelt. Dafür kassierte Künzel eine Gebühr von den Taxi-Betrieben.
Seit März 2021 lief die Vermittlung der Fahrten über ein spezielles Handy-Programm, eine Taxi-App. Über sie gingen die telefonischen Taxi-Bestellungen vom Kunden direkt zu einem freien Taxi, das die kürzeste Anfahrt zum Kunden aufwies. Dieses Verfahren hatte sich nach anfänglichen "Kinderkrankheiten" offenbar gut etabliert, wie Andreas Gritzner sagt. Er ist der stellvertretende Vorsitzende der Taxi-Innung Görlitz. Zumindest ergab das seine Umfrage unter Taxi-Fahrern im vergangenen Dezember. Zwei positive Rückmeldungen und zwei, drei Anrufe, dass etwas nicht funktioniert, habe es innerhalb einer Woche auf Gritzners Anfrage gegeben, erklärt er und merkt an, dass das Nichtfunktionieren meistens auf Bedienfehler zurückzuführen und schnell auszuräumen war.
Taxi Funkzentrale neu gegründet
Nach dem Tod von Künzel erinnerte sich Andreas Gritzner an Thomas Weiner. Der ehemalige Görlitzer hatte schon einmal Interesse gezeigt, die Taxi-Funkzentrale zu übernehmen. Thomas Weiner tritt jetzt in Künzels Fußstapfen. Aber er übernahm die Taxi-Funkzentrale nicht, er gründete zum 1. Januar 2022 eine neue Firma.
Den Taxi-Unternehmen, die in Görlitz insgesamt 36 Konzessionen haben, legte er einen neuen Vertrag für die Taxi-Funkzentrale vor. Nun sollen die Taxi-Unternehmer nicht mehr 200 Euro monatlich für die Vermittlung von Fahrten bezahlen, sondern 285 Euro. "Die Anpassung war notwendig", sagt Weiner. Doch auch etliche andere Passagen in dem neuen Vertrag gefielen einigen Taxi-Unternehmern nicht. Unter anderem Andreas Ueberschär. Der Görlitzer ist Taxi-Fahrer im Ein-Mann-Betrieb. Er und andere Taxi-Unternehmen fühlen sich vom neuen Vertrag genötigt und erpresst. "Denn wer den Vertrag nicht unterschreibt, bekommt keine Aufträge mehr von der Funkzentrale", erklärt er.
Die Folgen seien bereits jetzt bei Taxi-Kunden angekommen: Weil weniger Taxis über die Funkzentrale fahren, seien bereits Kinder, die in eine spezielle Schule gebracht werden, nicht wieder nach Hause gekommen. Auch mit der Taxi-App zeigt sich Ueberschär unzufrieden. "Sie funktioniert nicht richtig", sagt er. Taxis seien doppelt losgeschickt worden, Fahrgäste hätten warten müssen und mitunter ging der Auftrag nicht an das Taxi, das am nächsten dran war. Andreas Ueberschär nahm sich einen Anwalt, der noch im Gespräch mit Thomas Weiner und seinem Anwalt sei. Von der Taxi-Innung vertreten fühlt sich Andreas Ueberschär nicht, deswegen trat er aus.
Kein Zwang zur Unterschrift, ohne gibt es keine Aufträge
Ueberschär hätte sich gewünscht, dass alle Taxi-Unternehmer gemeinsam mit Thomas Weiner gesprochen hätten, "alle an einem Tisch", sagt er. Wegen Corona sei das aber nicht möglich gewesen, sodass Weiner jedem Taxi-Unternehmer einzeln das persönliche Gespräch angeboten habe. Viele hätten das genutzt, sagt Weiner.
Andreas Ueberschärs Ziel ist es, dass sich die Taxi-Situation in Görlitz durch Querelen innerhalb der Taxi-Betriebe für die Fahrgäste nicht noch weiter verschlechtert. Aber die neuen Verträge finden er und die Kollegen, die bislang nicht unterschrieben, ungerecht. Auch an der Form des Umgangs untereinander stößt man sich.
Andreas Gritzner ist zunächst froh, dass mit der Neugründung der Taxi-Funkzentrale und der bewährten Rufnummer 400 800 der Taxi-Betrieb für die Kunden weiterläuft. Mittlerweile hätte die Mehrzahl der Taxi-Unternehmen den Vertrag von Weiner unterzeichnet. Etwa fünf hätten das nicht getan, sagt Gritzner. Ueberschär spricht von etwa 20. Damit sind die Betriebe, die den neuen Vertrag annahmen, Bestandteil der Dienstpläne und sie erhalten über die App Fahraufträge. Kein Taxi-Unternehmen würde gezwungen, den Vertrag zu unterschreiben. "Allerdings bekommen dann auch nur Taxi-Betriebe mit Vertrag Aufträge von der Funkzentrale", bestätigt Gritzner.
Thomas Weiner, Andreas Gritzner und Andreas Ueberschär sind jetzt noch im Gespräch, wenn auch über Anwälte. Dass unter ihren betriebsinternen Querelen nicht die Kunden leiden sollen, darin herrscht Einigkeit. Schließlich wollen alle die Fahrgäste pünktlich, sicher und mit freundlichem Fahrpersonal chauffieren, sagen sie.