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Görlitz stellt so viele Weihnachtsbäume auf wie noch nie

Auf Unter- und Obermarkt sowie vor der Frauenkirche sollen sie erstrahlen und ein bisschen die fehlenden Weihnachtsmärkte ersetzen.

Von Daniela Pfeiffer
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Das ist der gewohnte Anblick: Der Weihnachtsbaum auf dem Untermarkt, behangen mit Geschenken, umgeben von den Buden des Christkindelmarktes. Dieses Bild wird es so diesmal nicht geben.
Das ist der gewohnte Anblick: Der Weihnachtsbaum auf dem Untermarkt, behangen mit Geschenken, umgeben von den Buden des Christkindelmarktes. Dieses Bild wird es so diesmal nicht geben. © Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Alle guten Dinge sind drei. So könnte das Motto bei den Görlitzer Weihnachtsbäumen dieses Jahr lauten. Nach vielen Jahren kommt auch der Obermarkt als Standort dazu, eine Hülse für den Stamm gibt es hier nach wie vor. Mittig, etwa in Höhe der Bäckerei Wittig. 

Neben dem traditionellen Baum am Untermarkt wird zum zweiten Mal auch vor der Frauenkirche wieder ein Baum gestellt - auf dem neu benannten Platz der Friedlichen Revolution. Dort, vor der Post, sollte eigentlich auch der neue Weihnachtsmarkt sein, und passend dazu der Baum. 

Zum zehnten Mal hat Tino Wallor vom Städtischen Kulturservice alle drei Bäume persönlich ausgesucht. Er ist seit 2011 gewissermaßen der Weihnachtsbaumbeauftragte der Stadt, kümmert sich vom Aussuchen übers Organisieren von Bauhof und externen Firmen fürs Umsägen und den Transport bis hin zum Papierkram und letztlich das Schmücken um alles. Am kommenden Montag ist sein großer Tag. Dann sollen alle drei Bäume an einem Tag gefällt und an ihre Standorte transportiert werden. "Letztes Jahr haben wir zwei an einem Tag gut geschafft, daher bin ich zuversichtlich, dass auch drei machbar sind", sagt er.  

Der Baum vor dem Rathaus wird dieses Jahr etwas kleiner sein, aber er hat eine Besonderheit: es gibt zwei Spitzen. Als einziger der drei Bäume wird er wie immer die traditionellen Päckchen als Schmuck bekommen.
Der Baum vor dem Rathaus wird dieses Jahr etwas kleiner sein, aber er hat eine Besonderheit: es gibt zwei Spitzen. Als einziger der drei Bäume wird er wie immer die traditionellen Päckchen als Schmuck bekommen. © Pawel Sosnowski/80studio.net

Zuerst geht's  früh um halb acht nach Hagenwerder zu Frau Böttcher in die Karl-Liebknecht-Straße. Aus ihrem Vorgarten wird mit 15 Metern der größte der diesjährigen Weihnachtsbäume geholt, jener für den Obermarkt. Es handelt sich um eine 30 Jahre alte Douglasie. "Da ja nun leider kein Christkindelmarkt stattfinden kann, dachte ich, der Baum am Untermarkt muss nicht so riesig sein, er steht ja für sich", so Wallor. Ist der Baum aus Hagenwerder in Görlitz angekommen, rollt der Kran der Firma Felbermayr und der Lkw von Partnertrans Schlesien weiter in die Neue Straße zu Frau Wirth, aus deren Vorgarten eine 45 Jahre alte Coloradotanne für den Platz der Friedlichen Revolution kommen wird. Traditionell sind es immer die Vorgärten von privaten Familien, wo Tino Wallor fündig wird. Zehn bis 15 Familien melden sich im Schnitt bei ihm, weil der Baum zu groß geworden ist und sie ihn spenden wollen.

In diesem Jahr haben sich - auch dank eines öffentlichen Aufrufs - gleich 27 Leute gemeldet. Fünf Bäume waren in der Endauswahl. Sogar aus dem weiteren Umkreis von Görlitz. Einen ganz heißen Kandidaten fürs kommende Jahr hat Tino Wallor schon in Kollm entdeckt. Aber er bekommt noch ein Jahr Schonzeit. Dafür wird die acht Meter hohe Coloradotanne von Familie Kroll aus dem Sonnenland nach 20 Jahren am Montag fallen - und zum Untermarkt umziehen.

Logistische Meisterleistung: der Transport des Weihnachtsbaumes (hier im Vorjahr von der Christian-Heuck-Straße) in die Innenstadt. Das wird diesmal gleich dreifach passieren.
Logistische Meisterleistung: der Transport des Weihnachtsbaumes (hier im Vorjahr von der Christian-Heuck-Straße) in die Innenstadt. Das wird diesmal gleich dreifach passieren. © Nikolai Schmidt

Ist der logistische Kraftakt geschafft, geht's ans Schmücken - allerdings erst nach dem Totensonntag. Auch das Schmücken, das der Städtische Betriebshof übernimmt, wird noch mal eine gute Woche in Anspruch nehmen. Denn Görlitz setzt auf Handarbeit. Jede Birne - oder Kerze -  wird einzeln angezwackt. Und pro Baum sind das immerhin 300 Stück. Für zwei Bäume hat die Stadt neue LED-Lichterketten angeschafft. Die Birnen sollen nicht so leicht kaputt gehen und der Stromverbrauch werde sich extrem verringern, so Tino Wallor. Mit den 20 alten Lichterketten wird der Baum vor der Frauenkirche geschmückt.

Die 100 kleinen Geschenke bleiben dem Untermarkt-Baum vorbehalten. Er soll schon noch etwas Besonderes sein. Das wird man auch noch an einem anderen Detail sehen: Er hat zwei Spitzen. "Ich dachte, in einem so besonderen Jahr wie diesem: Warum nicht einen besonderen Baum aufstellen", sagt Tino Wallor. 

Der Weihnachtsbaum schwebt 2019 auf dem Untermarkt ein. Diesmal haben die Transportfirmen gleich die dreifache Arbeit.
Der Weihnachtsbaum schwebt 2019 auf dem Untermarkt ein. Diesmal haben die Transportfirmen gleich die dreifache Arbeit. © Nikolai Schmidt

Ob die anderen Bäume neben den Lichterketten auch noch Zusatzschmuck bekommen, kann Wallor noch nicht beantworten. Ihm schwebt vor, dass Görlitzer Kindereinrichtungen etwas basteln können - aber was genau ist noch unklar. Deshalb geht er davon aus, dass das eher etwas fürs kommende Jahr wird. 

Alles in allem ist die große Hoffnung vom Görlitzer Weihnachtsbaumexperten, dass die drei von ihm ausgesuchten Exemplare trotz der Pandemie und ausfallender Weihnachtsmärkte ein wenig Licht in die Stadt bringen. Es gebe auch noch weitere Ideen für die Innenstadt, davon wird man um den ersten Advent herum hören. Dann werden auch die drei Bäume "angezündet". 

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