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Görlitzer OB: "Sanierung der Stadthalle ist keine Nostalgie"

Der Görlitzer Stadtrat soll in dieser Woche weitere Beschlüsse für die geplante Sanierung treffen. Dabei geht es auch um den jährlichen Zuschuss für das Veranstaltungshaus.

Von Sebastian Beutler
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Die Görlitzer Stadthalle steht kurz vor ihrer Sanierung.
Die Görlitzer Stadthalle steht kurz vor ihrer Sanierung. © Paul Glaser

Die Stadt Görlitz stellt sich auf hohe jährliche Zuschüsse für den Betrieb der Stadthalle ein, die aber insgesamt niedriger liegen, als noch in einem Konzept Ende 2021 ausgewiesen wurden.

So könnte im ersten Jahr ein mögliches Defizit von rund 985.000 Euro entstehen, im zweiten Jahr soll es leicht auf 880.000 Euro sinken, im dritten Jahr sich dann auf 638.000 Euro belaufen. Diese Summen müsste die Stadt Görlitz zuschießen. Die Zahlen sind im aktualisierten Betriebskonzept der städtischen Kulturservice GmbH zu finden, die als künftiger Betreiber vorgesehen ist. Der Görlitzer Stadtrat soll am Donnerstag dieser Woche das Konzept beschließen. Es ist eine der Grundlagen für den formalen Fördermittelantrag bei Bund und Land.

2021 ging die Stadt noch von jährlichen Zuschüssen in Höhe von 993.000 Euro im ersten Jahr und jeweils 956.000 Euro im zweiten und dritten Jahr aus. Der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu versicherte vor Journalisten, dass noch nie ein Görlitzer Investitionsvorhaben so tiefgründig vorab untersucht worden sei. Trotzdem verfüge niemand über die "Glaskugel", in der die Zukunft abzulesen ist. Er setze auf die positive Entwicklung durch die Neuausrichtung der Stadt Görlitz mit zahlreichen Wissenschaftsinstitutionen wie dem Deutschen Zentrum für Astrophysik, dem Casus-Institut und dem Senckenberg-Forschungszentrum.

Die Stadt Görlitz hat von Bund und Land Zusagen über Fördergelder in Höhe von rund 46 Millionen Euro zur Sanierung und Wiederbelebung der Stadthalle erhalten. Um die Gelder auch tatsächlich zu erhalten, muss die Stadt jetzt noch einmal formal die Fördermittel beantragen. Mit einem entsprechenden Bescheid rechnet die Stadt im zweiten Quartal des kommenden Jahres. Zusammen mit den rund fünf Millionen Euro städtischen Geldern stehen rund 51 Millionen Euro für die Sanierung der größten Veranstaltungshalle zwischen Dresden und Wroclaw zur Verfügung.

Mit diesem Geld soll nicht nur das historische Gebäude mit großem und kleinem Saal sowie diversen kleineren Gartensälen instandgesetzt werden. Die Pläne für die Wiederbelebung der Görlitzer Stadthalle sehen auch einen neißeseitigen Anbau mit überdachter Terrasse vor, um verschieden große Seminarräume für Kongresse und Tagungen anbieten zu können. Weil der Bund jeweils einen Risikopuffer für etwaige Baukostensteigerungen in Höhe von zehn Prozent der Fördersumme vom Bauherren fordert, muss die Stadt weitere 4,6 Millionen Euro in ihrem Haushalt vorsehen. Die Stadt will diese Gelder aber so weit wie möglich nicht anrühren, sondern würde in einem solchen Fall lieber Abstriche an der Ausstattung der Halle vornehmen.

Im ersten Jahr hofft die Stadt auf 111 Veranstaltungen, darunter 36 Kongresse und Konferenzen, acht Messen, 19 kommerzielle Musik- und Kulturveranstaltungen, 28 gesellschaftliche Ereignisse wie Schulabschlussbälle, Jugendweihe, Tanzabschlussbälle, politische oder Sportveranstaltungen. Weitere 20 klassische Konzerte, die nicht auf Gewinn ausgelegt sind, runden das Angebot ab. In den weiteren Jahren steigt die Zahl der Veranstaltungen rasch, bereits im dritten Jahr rechnet die Stadt mit 192.

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Wann die Stadthalle tatsächlich öffnen wird, ist noch nicht ganz sicher. Der Görlitzer Bürgermeister Benedikt Hummel erklärte, dass die Baugenehmigung spätestens im Frühjahr kommenden Jahres vorliegt und die Ausschreibung der Bauleistungen im vierten Quartal terminiert sind, sodass der Bau im ersten Quartal 2025 starten könnte. Die Rathausspitze rechnet mit einer Bauzeit von bis zu vier Jahren, sodass frühestens 2028 die Stadthalle eröffnet werden kann.

Für den Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu handelt es sich dabei um kein Nostalgieprojekt, weil viele Görlitzer schöne Erinnerungen an Veranstaltungen in der Stadthalle vor ihrer Schließung 2005 haben. Vielmehr sehe die Stadt die Halle als nötig für die Region an. So schilderte Ursu wie aufwendig es war, im vergangenen Jahr den großen Inklusionskongress in Görlitz durchzuführen. Dafür musste unter anderem eine Sporthalle genutzt werden, wodurch der Sport- und Vereinssport tagelang ausfiel.

Keines der bestehenden Veranstaltungshäuser in der Region kann nach Auffassung von Ursu die Stadthalle ersetzen. "Die Stadthalle wird überregionale Aufgaben erfüllen, die Görlitzer Wirtschaft und Wissenschaftslandschaft unterstützen, Baufirmen Arbeit verschaffen und ein starkes Symbol an der deutsch-polnischen Grenze werden", warb Ursu für das teure städtische Bauvorhaben.