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Cannabis-Legalisierung: Kommen jetzt die Kiffer-Touris über Neiße und Spree?

Der Umgang mit Cannabis wird in Polen und Tschechien unterschiedlich gehandhabt. Die Polizei in Görlitz und Bautzen hat das Thema auf dem Schirm.

Von Matthias Klaus
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Am Morgen ein Joint und der Tag ist dein Freund - alte Kifferweisheit. Ob die Hanf-Freigabe in Deutschland nun auch Cannabis-Freunde aus Polen und Tschechien anlockt?
Am Morgen ein Joint und der Tag ist dein Freund - alte Kifferweisheit. Ob die Hanf-Freigabe in Deutschland nun auch Cannabis-Freunde aus Polen und Tschechien anlockt? © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Amsterdam ist auch nicht mehr das, was es mal war, ein Kiffer-Paradies. Seit Mitte vergangenen Jahres ist der Cannabis-Konsum in der Innenstadt verboten. Freunde der Droge haben allerdings längst ein neues Domizil ausgemacht. Prag gilt bei ihnen als das "Amsterdam des Ostens".

Schon vor 13 Jahren hat das Nachbarland den Konsum von Cannabis entkriminalisiert. Damals wurde der Anbau von fünf Hanfpflanzen für den Eigenbedarf und ursprünglich 15 Gramm Marihuana erlaubt. Wegen des gestiegenen THC-Gehalts liegt die Grenze inzwischen bei zehn Gramm. THC, das Tetrahydrocannabinol, ist für die berauschenden Nebenwirkungen verantwortlich. Bis zu dieser Menge stellt der Besitz von Cannabis nur eine Ordnungswidrigkeit dar. Der Konsum in der Öffentlichkeit ist dennoch verboten - offiziell und theoretisch jedenfalls. In der Praxis sieht es meist anders aus, vor allem in der Hauptstadt Prag.

Relativ lockere Regelungen in Tschechien

Dass sich tschechische Cannabis-Freunde nach den Kiffer-Erleichterungen ab April in Deutschland auf den schnellen Weg zum gepflegten Rausch über die Grenze machen, ist daher eher unwahrscheinlich. Gleichwohl, in der Polizeidirektion Görlitz hat man das Thema auf dem Schirm. "Ob es einen entsprechenden Tourismus gibt, bleibt abzuwarten", sagt der Leiter der Direktion, Mirko Göhler.

Inzwischen werde man aber wohl künftig etwas genauer hinschauen, was den Drogenkonsum bei Autofahrern betreffe. Noch gibt es hier keine Veränderungen zu den bestehenden Gesetzlichkeiten. Das bedeutet: Aktuell liegt der Grenzwert für Autofahrerinnen und Autofahrer bei 1,0 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum. "Daran halten wir uns derzeit", sagt Mirko Göhler. Und: "Wir müssen einfach abwarten, was die Politik entscheidet."

Grenzwerte für Autofahrer bleiben vorerst

Denn die Hanf-Lobby hat schon höhere Werte gefordert und auch die Politik denkt über eine Veränderung des Grenzwertes nach. Eigentlich sollte noch im Frühjahr über eine Erhöhung entschieden werden. Hintergrund: Der Wirkstoff kann lange nachgewiesen werden, auch wenn der Konsum keinen Einfluss mehr auf das Fahrverhalten hat. Das beträfe dann auch mögliche Kiffer-Touris, die eventuell aus Polen in den Kreis Görlitz reisen.

Anders als in Tschechien wird der Cannabis-Konsum bei den Nachbarn jenseits der Neiße strenger geahndet. In Polen ist Cannabidiol, kurz CBD, erlaubt. Es handelt sich dabei um eine natürlich vorkommende, chemische Verbindung aus der harzigen Blüte der Cannabispflanze. Sie gilt aber als unbedenklich und nicht süchtig machend, im Gegensatz zu Marihuana.

Seit dem Jahr 2000 gilt in Polen ein sehr strenges Betäubungsmittelgesetz. Der Besitz von Marihuana kann zu Verhaftung und Anklage führen. Bei kleineren Mengen wird zuweilen schon mal ein Auge zugedrückt. Seit 2017 ist die legale Verteilung und Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken in Polen erlaubt.

Strengere Gesetze in Polen

Natürlich ist es vor diesem Hintergrund erstaunlich, dass in Geschäften gleich hinter der Grenze Cannabisprodukte angeboten werden. Auch Tütchen mit Blüten und Knospen, die geraucht werden können, sind darunter. Allerdings handelt es sich dann offiziell um CBD-Produkte, die nur 0,2 Prozent des Rauschmittels THC oder weniger enthalten.

So ist es eher wahrscheinlich, dass sich, wenn überhaupt, nach dem ersten April eher polnische Kiffer-Touris auf den Weg Richtung Oberlausitz machen, als tschechische. "Das Thema", ahnt jedenfalls der Leiter der Polizeidirektion Görlitz, "wird uns hier in der Grenzregion in Zukunft noch beschäftigen."