Görlitz
Merken

Kulturraum: Fördermittel-Reform besorgt Oberlausitzer Kulturveranstalter

Noch einmal hat der Kulturraum fast 680.000 Euro für Oberlausitzer Veranstaltungen 2024 ausgereicht. Schon diesmal gingen Initiativen leer aus. Doch im nächsten Jahr könnte alles anders werden.

Von Irmela Hennig
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Organisatoren des Neiße Filmfestivals Ola Straszel, Tobias Gubsch, Ruth Lorenz  können zufrieden sein. Das Festival erhält noch einmal eine Förderung des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien.
Die Organisatoren des Neiße Filmfestivals Ola Straszel, Tobias Gubsch, Ruth Lorenz können zufrieden sein. Das Festival erhält noch einmal eine Förderung des Kulturraums Oberlausitz-Niederschlesien. © Martin Schneider

Das Geld reicht nicht für alle. Für den Verein Meetingpoint Music Messiaen in Görlitz zum Beispiel nicht. Er hatte Fördermittel beantragt beim Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien. Und zwar für die im Januar 2024 geplante Veranstaltungsreihe „Messiaen Tage“ mit Konzerten und Vorträgen und in Erinnerung an den Komponisten Olivier Messiaen. Doch der Verein wird einen negativen Bescheid bekommen.

Ausgerechnet an diesem Mittwoch, dem Nikolaustag, hatte der Konvent als Entscheidungsgremium des Kulturraums getagt. Es gab Pfefferkuchen und das einstimmige Ja zur vorgelegten Projekt-Förderliste für 2024. Der Meetingpoint aber steht darauf nicht. Und er wird auch nicht bedacht, wie Kulturraumsekretärin Annemarie Franke bestätigte. Allgemein wird Geldmangel als Grund angegeben. Es heißt aber auch, der Verein werde institutionell vom Freistaat Sachsen unterstützt, bekommt also Mittel für grundlegende Dinge bereits wie Personal und Betriebskosten.

Andere Projektemacher seien da vielleicht stärker bedürftig. 36 von ihnen profitieren. Sie erhalten insgesamt leicht über 676.740 Euro. Das ist mehr als die 650.000 Euro, die ursprünglich im Haushalt des Kulturraums eingeplant waren. Die Summe ist aber reichlich 13.000 Euro niedriger als in diesem Jahr. Und es sind vor allem über 423.000 Euro weniger als das, was unter anderem von Vereinen, gemeinnützigen Gesellschaften, Stiftungen oder auch Kirchgemeinden beantragt worden war.

Zu denen, die profitieren, gehört die Krabatmühle in Schwarzkollm bei Hoyerswerda mit dem Vorhaben „Krabat entdecken, erleben verstehen“. Der Verein bekommt mit 85.000 Euro die höchste Summe aller Antragsteller und sogar knapp 1.700 Euro mehr als 2023. Nicht ganz 48.000 Euro erhält die Kultur- und Weiterbildungsgesellschaft im Landkreis Görlitz für ein Musikschulprojekt. Es gibt Geld für den Tag des offenen Umgebindehauses, für mehrere Galerien mit ihren Programmen, für das Görlitzer Kunstfestival „Stre!fen“, für den Lausitzer Musiksommer oder das Kamenzer Forstfest. Auch bedacht wird das Neiße-Filmfestival mit seinen deutsch-polnisch-tschechischen Wettbewerben. Wie dieses Jahr gibt es 61.000 Euro. Das sind 14.000 Euro weniger als früher.

Doch Ola Staszel von der Festivalleitung hat damit gerechnet. „Wir sterben dadurch nicht“, so Staszel. Aber insgesamt werde es schwieriger. Denn der Kulturraum, der Geld des Freistaates, der Landkreise Görlitz und Bautzen sowie der Stadt Görlitz weitergibt, wolle seine Richtlinien ändern. Dann sollen jene Projekte, die institutionell vom Land Sachsen unterstützt werden, grundsätzlich keine Förderung mehr erhalten.

So zumindest habe man es dem Filmfest-Team gesagt. „Das ist natürlich keine gute Nachricht. Wir müssen schauen, ob wir künftig weniger machen und nicht mehr.“ Die Personaldecke des Festivals sei sehr dünn. Es gebe zwar noch ehrenamtliche Kräfte, aber die werden weniger. Und mit Blick auf die Besucherzahlen habe man sich von Corona noch nicht wieder erholt. „Es waren dieses Jahr zwar etwas mehr als 2022. Aber uns fehlen um die 3.000 Gäste im Vergleich zu Vor-Corona“, so die Filmfest-Leiterin. Dabei habe man dieses Jahr viel in Zielgruppen-Arbeit investiert, Vereine und Gruppierungen besonders eingeladen. Ohne nennenswerten Effekt.

Das sei aber in der Oberlausitz kein Einzelfall. Das „Lausitz-Festival“ komme mit einem viel größeren Budget auch nicht auf deutlich mehr Besucher. „Wir rätseln, woran das liegt.“ Ola Staszel glaubt nicht, dass die Menschen zu wenig verdienen, um sich Kultur leisten zu können. Vielleicht müsse man den Schulterschluss mit anderen suchen und gemeinsam eine Umfrage auf den Weg bringen, um Ursachen zu ergründen.

Auch Geld für Investitionen hat der Kulturkonvent am Mittwoch vergeben – insgesamt über 583.500 Euro wurden bewilligt. Für drei Maßnahmen gab es ein vorgezogenes grünes Licht. Und zwar, weil die Gemeinde Königshain bei Görlitz den Umbau einer ehemaligen Turnhalle auf dem lokalen Schlossgelände zur „Kultur-Remise“ zunächst nicht umsetzt. Die 200.000 Euro, die der Kulturraum dafür zugesagt hatte, werden dort erst einmal nicht gebraucht. Sie mussten aber noch in diesem Jahr anderweitig vergeben werden, so sehen es die Richtlinien vor.

Darum gibt es nun über 168.000 Euro für das Museum Bautzen, um die Einbruchmeldeanlage zu erneuern. 15.000 Euro erhält Radeberg für den Ausbau des Dachgeschosses in der städtischen Bibliothek. Das Sorbische National-Ensemble bekommt über 25.000 Euro für technische Vorhaben.

Nächstes Jahr profitieren dann weitere elf Einrichtungen. Unter anderem der Tierpark Zittau – es gibt 30.000 Euro für eine Solaranlage. Die Stadtbibliothek Görlitz kann mit 42.000 Euro für neue Dachfenster rechnen, die Spielgemeinschaft Gojko Mitic in Bischofswerda mit 30.000 Euro für Maßnahmen an ihrer Spielstätte.