Wüsten-Sammlung im Görlitzer Museum wächst

Die Johannes-Wüsten-Sammlung des Görlitzer Museums wächst. Und das dank eines Berichtes in der Sächsischen Zeitung und bei sächsische.de.
Jüngst fand sich in einem Hamburger Haushalt der vermutlich einzige erhaltene Abzug eines colorierten Holzschnitts von Johannes Wüsten aus dem Jahre 1919. "Maske I" galt bislang als verschollen und entstand in Wüstens Hamburger Zeit, als er die "Hamburger Sezession" mitbegründete - eine expressionistische Künstlergruppe.

Nachdem der Bericht Anfang April erschienen war, erhielt das Kulturhistorische Museum in der Woche nach Ostern aus Görlitzer Privatbesitz eine besondere Schenkung: eine Fotografie des jugendlichen Johannes Wüsten aus dem Jahr 1913, also noch vor der Entstehungszeit des in Hamburg entdeckten Holzschnittes.
Foto für die Freundin

Wie das Museum informiert, hatte Johannes Wüsten die Fotografie seinerzeit seiner damaligen Freundin Charlotte Kuhnt geschenkt und auf der Rückseite folgende Widmung vermerkt: „Wo Du bist und wo ich sei Ferneweg und nahe bei. Überall und auch indessen Werd‘ ich Deiner nicht vergessen. Selbst im dicksten Publikum schwebt mein Geist um Dich herum. Zum Andenken an Joh. Wüsten.“
Die Vorderseite des Fotos hat er sehr selbstbewusst mit seiner Unterschrift versehen. Das Bild ist ein schönes Zeugnis aus der Görlitzer Jugendzeit Johannes Wüstens und fällt in jene Jahre, in denen er Mal- und Zeichenunterricht bei der Malerin Erna von Dobschütz nahm, um sich an der Dresdener Kunstgewerbeschule zu bewerben. Es ist vermutlich eine der frühsten erhaltenen Porträtfotografien des Künstlers.
Wüstens Geburtstag jährt sich zum 125. Mal

Der Künstler Johannes Wüsten lebte von 1896 bis 1943. Ein Jahr nach seiner Geburt zog seine Familie nach Görlitz, nach Ausbildung und Studienjahren verbrachte er zwischen 1923 und 1934 wichtige Jahre in Görlitz und machte sich als Kupferstecher einen Namen. Politisch engagierte er sich in der Kommunistischen Partei, übernahm nach der Machtergreifung Hitlers kurzzeitig auch die Leitung der verbotenen KPD in Görlitz, ehe er nach Prag, später nach Paris flog. Dort wurde er 1939 interniert, entkam aber dem Lager und blieb bis 1941 illegal in Frankreich. Schwer erkrankt begab er sich in ein deutsches Militärlazarett, fiel der Gestapo in die Hände und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 26. April 1943 starb er im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Große Teile seines zeichnerischen als auch literarischen Werkes gingen in der Kriegszeit verloren.
Am 4. Oktober jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal. Dann will auch das Kulturhistorische Museum an Wüsten erinnern. (SZ)