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Am liebsten auf dem Traktor

Trotz viel Arbeit und langen Tagen leitet Christoph Zachmann seinen Bauernhof bei Görlitz mit großer Leidenschaft - selbst wenn mal die Kuh ausbüxt.

Von Gabriela Lachnit
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Christoph Zachmann übernahm in diesem Sommer den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Markersdorf.
Christoph Zachmann übernahm in diesem Sommer den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in Markersdorf. © Nikolai Schmidt

Christoph Zachmann ist gern Landwirt. Einen anderen Beruf zu ergreifen, nein, das konnte sich der 40-jährige Markersdorfer nicht vorstellen. Seit dem Sommer ist er auch sein eigener Chef.

Das Wirtschaftsjahr in der Landwirtschaft beginnt am 1.Juli und endet am 30. Juni des Folgejahres. "In diesem Sommer übergaben mir meine Eltern den Landwirtschaftsbetrieb", erklärt Christoph Zachmann. Sein Vater Helmut Zachmann baute ihn nach der Wende als Wiedereinrichter auf, immer mit dem Ziel, dass der Sohn ihn eines Tages übernimmt. 

Technik, die begeistert

Von frühester Kindheit an wuchs Christoph Zachmann mit der Landwirtschaft auf. "Ich kam aus der Schule, stellte den Ranzen ab und war dann mit meinem Vater auf den Feldern unterwegs", erzählt er, auch, dass er schon frühzeitig selbst den Traktor fuhr. "Klassenbester war ich nie, aber auch nicht der Schlechteste", berichtet er und unterstreicht, dass der alte Spruch von den dümmsten Bauern mit den größten Kartoffeln heute keine Berechtigung mehr hat.

Denn mittlerweile ist die Landwirtschaft, so wie Christoph Zachmann als studierter Landwirt sie betreibt, hoch technisiert. Die Maschinen seien heute so aufgerüstet, dass man für deren effektive Bedienung viel wissen müsse, sagt er. Trotz der Technik ist immer noch viel Handarbeit und manchmal auch körperlich schwere Arbeit dabei. Kein Wunder, dass Christoph Zachmann kein Fitnessstudio braucht, er ist auch so schlank und fit. 

Zehn Traktoren mit 100 bis 330 Pferdestärken, drei Mähdrescher, zwei Kartoffelerntemaschinen und einiges mehr gehören zum Zachmann'schen Hof. Acht feste Mitarbeiter, ein Lehrling und Saisonarbeitskräfte helfen mit, die Ernte von rund 850 Hektar Acker- und Grünland einzubringen. Kartoffeln, Getreide, Raps, Zuckerrüben und Mais baut Zachmann an. Dazu werden rund 500 Gänse und 300 Enten gehalten. Hühner und Puten sind vorrangig für den Eigenbedarf der Familie gedacht.

Die Sache mit der Kuh

20 Mutterkühe stehen bei Zachmanns im Stall oder auf der Weide. Vor einiger Zeit waren es noch viermal mehr. Aber seit eine Kuh von Zachmann vor etlichen Monaten wegen ihres Ausflugs mitten in die Stadt Görlitz sachsenweit für Schlagzeilen sorgte, reduzierte Zachmann die Zahl der Kühe. Ganz darauf verzichten will er aber nicht. "Ich bin jedes Mal begeistert, wenn Muttis mit  ihren Kleinen an der Weide stehen und ihre Sprösslinge interessiert den Kälbchen zuschauen",  sagt er.

Überhaupt hat der 40-Jährige ein Faible für den Nachwuchs. Mehrere Lehrlinge wurden in der Vergangenheit auf dem Hof ausgebildet und übernommen. "Auch deswegen sind wir ein ziemlich junges Team", sagt der Landwirt. Paul Schröder, einer der besten Lehrlinge Sachsens, beendete voriges Jahr seine Ausbildung zum Landwirt bei Zachmanns und studiert jetzt an der Landwirtschaftsschule in Freiberg/Zug. Christoph Zachmann absolvierte ebenfalls dort sein Studium zum staatlich geprüften Techniker für Landbau. 

Auch künftig will er Lehrlinge ausbilden. Nicht zuletzt deswegen ermuntert Zachmann Schüler, bei ihm ein Praktikum zu machen, um sich für einen Beruf in der Landwirtschaft zu entscheiden. Überhaupt ist es ihm wichtig, in der Bevölkerung für mehr Akzeptanz  zu werben. "Klar sind wir während der Erntezeit auch am Wochenende und bis spät abends mit unseren Maschinen und Traktoren unterwegs", erklärt Zachmann, "aber ansonsten bemühe ich mich mit meinen Mitarbeitern um viel Entgegenkommen." Deswegen wird man Zachmanns zum Beispiel nie am Sonntag beim Gülle ausfahren sehen.

Kunden schätzen Qualität aus der Region

Ein konventioneller Landwirtschaftsbetrieb müsse heute mit mehreren Standbeinen versehen sein, sagt Christoph Zachmann. Eines davon ist die Biogasanlage, die Vater Zachmann vor einigen Jahren errichtete. Sie wird mit dem Mais betrieben, den Zachmann selbst anbaut. Auf dem Grünland wird auch Heu gemacht, unter anderem für den Rosenhof in Görlitz. 

Für die Zuckerrüben fand Christoph Zachmann einen neuen Abnehmer in Tschechien, nachdem die deutsche Zuckerfabrik, in die Zachmann lieferte, im Vorjahr schloss. Der Großteil der Kartoffelernte wird nach Polen und Tschechien gebracht, ein Teil in die Kartoffelverarbeitung in Reichenbach. Darüber hinaus ist der Zachmann'sche Hof Direktvermarkter. Täglich zwischen 9 und 15 Uhr und am Sonnabend bis 12 Uhr ist jemand auf dem Hof Ansprechpartner für Kunden, die Kartoffeln kaufen möchten. Zachmann überlegt, die Direktvermarktung auszubauen, denn immer mehr Kunden wüssten die Qualität der Erzeugnisse aus der Region zu schätzen.

Ohne die Familie geht es nicht

Christoph Zachmanns Arbeitstag startet morgens um sieben mit der Besprechung mit den Mitarbeitern. Viel erklären müsse er nicht, seine Leute seien sehr selbstständig und zuverlässig, sagt der Landwirt. Dann geht er selbst in den Stall und versorgt die Kühe. Diese halbe Stunde morgens und am Abend lässt er sich nicht nehmen. Dazwischen liegen Termine, Büroarbeit, Fahrten aufs Feld und mehr.

Jetzt, im November, ist die Ernte abgeschlossen. Die Äcker sind vorbereitet für das nächste Jahr. Kurz vor Weihnachten ist dann aber noch einmal Stress angesagt, wenn die Gänse und Enten fürs Fest geschlachtet werden. Das ist alles Handarbeit. 

Nach dem Fest lässt Christoph Zachmann das Jahr Revue passieren. Einmal mehr wird er sich dann über seine Familie freuen. Zu ihr gehören die fünfjährige Tochter und seine Freundin Katja. Nicht zu vergessen seine Eltern Eva-Maria und Helmut Zachmann. Beide sind zwar schon Rentner, aber "ohne sie wäre es sehr schwierig", betont Christoph Zachmann und ist stolz darauf, dass er die Leidenschaft zur Landwirtschaft von ihnen offensichtlich in die Wiege gelegt bekam.

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