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Bierfreunde schreiben Görlitzer Kneipenbuch

Görlitzer Hobbyforscher waren in der Altstadt und dem Nikolaiviertel unterwegs, recherchierten und machten ein Buch daraus, wohl nicht das letzte.

Von Matthias Klaus
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Andreas Herda und sein Sohn Martin Herda: Die beiden haben ein Buch über die Kneipengeschichte der Görlitzer Altstadt geschrieben.
Andreas Herda und sein Sohn Martin Herda: Die beiden haben ein Buch über die Kneipengeschichte der Görlitzer Altstadt geschrieben. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Martin Herda hat es wieder getan. Er hat ein Buch geschrieben, selbst grafisch gestaltet, drucken und binden lassen. "Nein, nein, ganz so war es nicht", schmunzelt Martin Herda. Denn das Buch mit dem leicht sperrigen Titel "Ein Rundgang zu den Gastwirtschaften & Kneipen von Görlitz durch die historische Altstadt innerhalb der Stadtmauern und dem Nikolaiviertel" ist ein Werk von drei Görlitz-Fans.

Neben Martin Herda waren sein Vater Andreas und Detlef Stahr an der Entstehung beteiligt. "Es ist unser ganz persönlicher Beitrag zum 950. Stadtjubiläum", sagt Andreas Herda.

Dass es ein Buch aus dem Hause Herda gibt, ist dabei nicht neu. Bereits 2016 hatte Martin Herda ein Buch zur Görlitzer Brau-Geschichte vorgelegt und damit einen Preis gewonnen, einen Sonderpreis zum Jubiläum "500 Jahre Reinheitsgebot" des 13. Mitteldeutschen Historikerpreises.

"Die Bierstadt Görlitz - über den Kampf um das Brauprivileg bis zur Entstehung der Görlitzer Brauereien", hieß beziehungsweise heißt das Buch, das Martin Herda damals einreichte.

Die Jury sah 2016 ein Stück Görlitzer Kulturgeschichte bewahrt und Verständnis für die Lebensverhältnisse der früheren Zeiten geweckt. "Wir hatten danach zwar vor, ein weiteres Buch zu schreiben. Aber irgendwie ist die Idee vorübergehend eingeschlafen", schildert Martin Herda.

Jetzt, zu dritt, haben sie sich nun an ein neues Werk gewagt. "Wir schauen uns darin Gaststätten entlang der Altstadtmauer und des Nikolaiviertels an", schildert Andreas Herda. Etwa 70 historisch belegte Kneipen kommen in dem Buch vor, rund zehn davon existieren heute noch. Oder wieder.

"Die ursprüngliche Idee war, einen Streifzug durch das gesamte Stadtgebiet zu machen", sagt Martin Herda. Aber angesichts der Fülle des Kneipenaufkommens in Görlitz stellte sich das schnell als nicht machbar heraus.

Die Recherchen für das neue Buch waren aufwendig. Zum einen musste die Geschichte der Kneipen hinterfragt werden. Das Ratsarchiv war eine gute Hilfe. Im allerbesten Fall konnte auch noch ein früherer Angestellter einer Kneipe ausfindig gemacht werden. "Wir haben uns beim Text in etwa auf eine Seite beschränkt", so Martin Herda. Die Illustrationen sind Lithografien, Zeitungsanzeigen, Postkartenmotive aus der eigenen Sammlung. Innenaufnahmen aus heute noch existierenden Gaststätten seien schwierig gewesen, der Datenschutz. Die meisten Bilder, die jetzt in dem Buch zu sehen sind, stammen aus den eigenen Sammlungen der Autoren.

"Irgendwie ist das Buch auch ein Produkt der Coronazeit, ein positives", sagt Martin Herda. Schließlich sei es sehr aufwendig, vor allem zeitlich, gewesen, den Satz und den Druck vorzubereiten: "Der größte Horror für mich war dabei der Buchtitel. Wenn sich da ein Fehler reingeschlichen hätte ..."

Aber so wie es jetzt vorliegt, sind alle Beteiligten sehr zufrieden mit ihrem Werk. Es sind tatsächlich drei Görlitz-Verrückte, die sich da zusammengetan haben. Martin sammelt schon seit 1988 alles, was mit der Stadtgeschichte zusammenhängt. "Die Geschichte der Görlitzer Getränkeindustrie, nicht nur die Braukunst, fasziniert mich", sagt er. Gerade auch das Ende der DDR-Zeit, als Betriebe schließen mussten, findet er spannend.

Das Buch über die Gaststätten und Kneipen in der Altstadt und im Nikolaiviertel liegt in einer Auflage von 1.000 Stück vor. Martin Herda hat es drucken lassen, auf Kommission. Es ist erhältlich im GR-LI-Braeu, Löbauer Straße, und kostet 18 Euro. Gedruckt wurde das Buch in Cottbus, gebunden in Dresden.

Andreas und Martin Herda haben derweil schon ein weiteres Projekt im Hinterkopf. Die Kneipenreise entlang der Altstadtmauer und durch das Nikolaiviertel soll nicht die letzte gewesen sein. "Wir haben schon Material für eine Fortsetzung zusammen", verrät Martin Herda. Dann soll es um das Gründerzeitviertel, die Stadtmitte gehen.

Wie kommt man auf die Idee, so ein Buch überhaupt zu machen? "Andreas und Martin Herda haben darauf eine einfache Antwort: "Wir lieben unsere Stadt, wir lieben unsere Heimat."