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Sie eroberte die Kunstszene in Görlitz: Malerin Olga Yakovenko ist tot

Vor 20 Jahren kam die ukrainische Künstlerin aus Wroclaw nach Görlitz und eroberte hier die Kunstszene auf ihre besondere Weise. Jetzt ist sie gestorben.

Von Sebastian Beutler
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Olga Yakovenko im November 2019 mit einem Aquarell, mit dem sie sich an einem Wettbewerb auf Sardinien bewarb.
Olga Yakovenko im November 2019 mit einem Aquarell, mit dem sie sich an einem Wettbewerb auf Sardinien bewarb. ©  Archivfoto: Nikolai Schmidt

Olga Yakovenko brachte neue Farbe in die Stadt. Ihre Bilder leuchten: üppige Blumensträuße, Kinder- und Frauenporträts, wilde Pferde, das Schwarze Meer und die Ostsee. Sie malte auf Birkenrinde und gab ihren Bildern vom Dicken Turm oder dem Zittauer Gebirge damit eine besondere Maserung. Selbst noch ihre Miniatur-Bilder strahlen Lebensfreude und Genauigkeit aus, sensibel nahm sie die Eindrücke aus der Natur auf. Sie male ausschließlich gegenständlich, sagte sie einmal. "Damit möchte ich den Menschen etwas geben, das ihnen den Tag verschönert, das ihnen Gemütlichkeit, Ruhe und damit auch Sicherheit ins Leben bringt."

So eroberte sie die Kunstfreunde in Görlitz, seit sie vor 20 Jahren in die Stadt kam. Die Künstlerin aus der westukrainischen Stadt Ternopil verfügte über eine Ausstrahlung und vermittelte eine Kraft, die ansteckend wirkte. Auf ihre Schüler in der Malschule und an der Volkshochschule, auf ihre Freunde und Familie und auf all jene, die ihre Kunst schätzten.

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Immer wieder schmiedete sie neue Pläne. Aus dem ersten Atelier in ihrer Wohnung auf der Löbauer Straße zog sie 2010 um auf die Landeskronstraße. Dann an die Elisabethstraße in der Hoffnung auf mehr Touristen, schließlich erwarb und sanierte sie zusammen mit ihrem Mann ein Haus auf der Kränzelstraße. Beim Altstadtfest 2019 bewunderten Tausende Besucher ihr neues Atelier. Im November 2019 beteiligte sie sich mit Aquarellen an einem Wettbewerb auf Sardinien und war glücklich, dass ihre Bilder eine Zeitlang mit allen anderen Einsendungen im Internet zu sehen waren.

Olga Yakovenko liebte ihre Kunst, etwas anderes als Malen konnte sie sich nicht vorstellen. Schon als Fünfjährige, so berichtete sie, schuf sie eine erste Grafik. Die Freude der Mutter darüber vergaß sie nie. In Breslau entdeckte sie der Maler Stanislaw Przewlocki, ermutigte sie zum Studium an der staatlichen Kunstschule und der Breslauer Kunstakademie. Sie wollte mit ihrer Kunst anderen eine Freude machen und helfen: Senioren in Altenheimen fanden vor ihren Flieder-Bildern neue Kraft, mit einer Auktion half sie ihrer Schwester, die für die Behandlung ihrer Tochter Schulden aufnehmen musste.

In den Corona-Jahren war es still geworden um Olga Yakovenko. Die Pandemie fraß ihren Lebensmut auf, bis zuletzt ging sie ihren eigenen Weg. Am Donnerstag vor einer Woche ist sie nach langer schwerer Krankheit an einem Krebsleiden gestorben, noch keine 50 Jahre alt. Ihr Mann hat auf ihrem Facebook-Profil einen liebevollen Nachruf geschrieben. Er endet mit den Worten: "Sie war ein wundervoller Mensch und nun ist sie ein Engel, der über uns wacht."