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Kreis Görlitz: Uralte Eiche trotz Protest gefällt

Umsonst war der Protest der Kinder in Reichenbach nicht ganz. Die Eiche wird kein Feuerholz. Was damit geplant ist.

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Am Montagvormittag fiel die Eiche in Reichenbach. Schulkinder hatten eine Rettungsaktion gestartet.
Am Montagvormittag fiel die Eiche in Reichenbach. Schulkinder hatten eine Rettungsaktion gestartet. © Fotos: Constanze Junghanß

Die Protestaktion der Kinder hat nichts genutzt, am Montag rückte der Bagger an. Die etwa 100 Jahre alte Eiche auf dem Gelände hinter der Reichenbacher Schule ist Geschichte. Dabei hatten sich Schüler sehr für deren Erhalt eingesetzt. Kinder der Reichenbacher Grundschule malten ein Plakat, klebten darauf Fotos des Baumes, zeichneten Herzen. Das Plakat wurde dem Rathaus übergeben. Der Hausmeister hat es mitgebracht. Darauf steht in bunten Buchstaben: „Lasst die alte Eiche in Ruhe. Unsere ganze Schule will das.“ Beim Bauamt liegt das Schreiben nun auf dem Tisch.

Der genaue Inhalt des Plakats wurde im Stadtrat nicht vorgestellt. Bürgermeisterin Carina Dittrich informierte allerdings über die Protestaktion der Kinder, lobte deren Engagement und teilte den Stadträten gleichfalls mit, dass die Eiche weichen muss. Denn deren Fällung hängt mit dem geplanten Sportplatzbau zusammen. Spatenstich für den Sportplatzneubau soll am 1. März sein, viel Zeit für die Vorbereitungsarbeiten bleibt da nicht, zumal die Fällsaison zum Monatsende vorbei ist. Auf dem Gelände wurden in den letzten Tagen fast alle Bäume gefällt, darunter auch große alte Nadelbäume. Sie konnten in den Neubau nicht integriert werden. Die Fällungen hätten die Kinder emotional sehr bewegt, wie ein Hortmitarbeiter erzählt. Die Eiche ganz am Ende des Geländes und in einer Ecke gewachsen, spendete schon Generationen von Schülern Schatten.

Eiche sollte stehenbleiben

Auch Carina Dittrich erinnert sich an die alte, verzweigte Eiche noch aus Kindertagen. Vergangene Woche hatten Kinder Zettel an der Eiche befestigt, auf denen mit Filzstift geschrieben stand: „Finger weg vom Baum.“ Auch die Ferienspiele im Hort beschäftigten sich mit dem Thema. Carina Dittrich bringt, wie sie sagt, dem Protest der Kinder „viel Verständnis entgegen.“ Während der Planung zum Sportplatz sei es unter anderem darum gegangen, ob und wie die Eiche möglicherweise erhalten werden könnte. Doch eine Lösung konnte nicht gefunden werden, was vor allem mit der erforderlichen Sportplatzgröße und einer zu errichtenden Stützmauer zusammenhängt, in deren Bereich der Baum hineingewachsen wäre. Eine Rettung sei deshalb nicht machbar gewesen.

Am Freitag stand die alte Eiche noch.
Am Freitag stand die alte Eiche noch. © Fotos: Constanze Junghanß
Kinder hatten am Baum solche Zettel angebracht und auch ein Plakat für das Rathaus gestaltet.
Kinder hatten am Baum solche Zettel angebracht und auch ein Plakat für das Rathaus gestaltet. © Fotos: Constanze Junghanß
Jürgen Bergmann (links) und Peter Idziaschek von der Künstlerischen Holzgestaltung in Zentendorf lassen nicht zu, dass die Eiche Feuerholz wird.
Jürgen Bergmann (links) und Peter Idziaschek von der Künstlerischen Holzgestaltung in Zentendorf lassen nicht zu, dass die Eiche Feuerholz wird. © Fotos: Constanze Junghanß

Die Eiche wird nicht gänzlich verschwinden. „Wir wollen was daraus machen, was in der Heimat bleibt“, sagt Jürgen Bergmann von der Künstlerischen Holzgestaltung Zentendorf. Bergmann selbst hat die Reichenbacher Schuleiche am Montag zum Fallen gebracht und wird sie auf der Kulturinsel aufstellen. Dass sich Zentendorf einklinkte, ist Peter Idziaschek zu verdanken, der Mitarbeiter der Holzgestaltung und Vater in der Grundschule ist. Ursprünglich sollte der Baum, der aufgrund seines Wuchses mit den vielen Verzweigungen nicht als Nutzholz genommen werden kann, Feuerholz werden. Dafür sei die Eiche viel zu schade, sagt Peter Idziaschek. Und vom Feuerholz wäre auch keine Erinnerung an die Reichenbacher Eiche geblieben.

Das ist nun anders. Bei der Kulturinsel soll der Baum zu neuem Leben erwachen und Grundgerüst für ein neues Baumhaus werden. „Wir setzen der Eiche ein Denkmal, das bleibt“, sagt Jürgen Bergmann. Carina Dittrich hat sich derweil dafür starkgemacht, dass auch die Schüler etwas davon haben. „Alle Klassen der Grundschule können zu uns auf die Kulturinsel kommen“, verspricht Bergmann. Da dürfen die Kinder in der Werkstatt bei einer Führung schauen, was die Insulaner alles aus Bäumen bauen. Und wie die SZ am Rande erfuhr, wird auch ein Stück aus der Krone in Reichenbach bleiben. Daraus entsteht ein Objekt für den Schulgarten.

Wie das aussehen kann, soll zusammen mit der Schule und dem Landschaftspflegeverband noch überlegt werden. Der Schulgarten musste im Zuge des Sportplatzneubaus sowieso weichen, befindet sich im Aufbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wird nach und nach immer weiter bepflanzt. Sechs ältere Obstbäume stehen noch an alter Schulgartenstelle. Die versucht nun der Landschaftspflegeverband zu retten und vier davon am neuen Standort in der Erde zum Anwachsen zu bringen, zwei Stück sollen hinter die Scheune gepflanzt werden.