SZ + Görlitz
Merken

Reichenbach bei Görlitz: Bald gibt es Glasfaser für (fast) alle

Schnelles Internet gibt es vielerorts in Reichenbach bereits. Aber noch längst nicht überall. Das soll sich ändern.

Von Constanze Junghanß
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Via-Regia-Haus informierte Telekom-Mitarbeiter Christoph Eubisch (rechts) über das Ausbauvorhaben.
Im Via-Regia-Haus informierte Telekom-Mitarbeiter Christoph Eubisch (rechts) über das Ausbauvorhaben. © Foto: Constanze Junghanß

Es ist ein Dilemma: Im eigentlichen Stadtkern von Reichenbach bei Görlitz steht zwar schnelles Internet zur Verfügung, in den Verteilerkästen liegt Glasfaser an. Von dort aus geht die Datenautobahn jedoch auf Kupferleitungen weiter. Vectoring nennt sich das. Das soll sich nun ändern: Statt der Kupferleitungen soll in überschaubarer Zeit durchgängig Glasfaser von der Vermittlungsstelle über den Verteilerkasten bis in die Haushalte verlegt werden. Die Kupferleitung bleibt liegen.

Schnelle, stabile Internetverbindungen sind das Herzstück einer digitalen Infrastruktur. Nicht nur Städte sollen vom Ausbau profitieren, auch der ländliche Raum steht im Fokus. Flächendeckende Verfügbarkeit ist das Ziel. So wurden im Kreis Görlitz mit Förderung von Bund und Land bereits 4.826 Kilometer Glasfaserkabel in bis dahin unzureichend erschlossene Gebiete verlegt, in Reichenbach beispielsweise für Grund- und Oberschule. Dieser Ausbau ist noch nicht lange her. Einige Ortsteile und abgelegene Häuser ringsum profitierten zudem vom Breitbandausbau der SachsenEnergie. Das waren etwa 200 Eigentümer, bei denen zuvor weniger als 30 Megabit pro Sekunde als Internetgeschwindigkeit angelegen hatten.

Glasfaser sorgt für eine stabile und schnelle Internetverbindung.
Glasfaser sorgt für eine stabile und schnelle Internetverbindung. © Foto: Constanze Junghanß

Nun ist Reichenbach Ausbaugebiet durch die GlasfaserPlus, ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Telekom. Darüber informierte am Donnerstag Christoph Eubisch, Regionalmanager bei der Telekom. Die GlasfaserPlus will vor allem auf dem Land die moderne Datenautobahn errichten. Davon profitieren sollen im Kreisgebiet neben Reichenbach die Gemeinden Ebersbach-Neugersdorf, Rothenburg, Ostritz und Großschönau. So ist das der Ausbauliste für den Raum Görlitz zu entnehmen. Die Orte bestätigt Christoph Eubisch auf Nachfrage.

Für Reichenbach fand am Donnerstag rund um das Thema eine Bürgerveranstaltung im Via-Regia-Haus statt. Die war kurzfristig anberaumt: Etwa 15 Einwohner nahmen daran teil und wie deutlich wurde, hatte sich der Termin offenbar nicht so schnell herumgesprochen. Für Irritationen sorgte außerdem im Vorfeld, dass Telekom-Mitarbeiter im Stadtgebiet an den Haustüren klingelten, um über Ausbaupläne und Verträge zu sprechen. Da gab es einige Verunsicherungen, stellte sich aber letztendlich als seriöses Vorgehen heraus.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Jetzt jedenfalls wurden zum geplanten Ausbau weitere Informationen genannt – mit Ankündigung einer zeitlichen Verschiebung für das Projekt. Demnach war der Ausbaubeginn ursprünglich ab Juli 2024 geplant. So hatten das auch die Telekom-Mitarbeiter an den Haustüren kommuniziert. Das hat sich geändert, wie Christoph Eubisch erklärt. Mit dem Ausbau soll zum Jahresende losgelegt werden. Ende 2025 soll alles abgeschlossen sein. Profitieren könnten vom Glasfaseranschluss in den eigenen vier Wänden insgesamt 1.546 Haushalte in Reichenbach an 735 Adresspunkten.

Dazu gehören unter anderem die Innenstadt mit Rathaus und Via-Regia-Haus, gleichfalls das Neubaugebiet und die Gersdorfer Straße. Eubisch zeigte eine Karte, auf der sich diese Adresspunkte wie auf einer Perlenkette aneinanderreihen. Es gibt dazwischen einige weiße Flecken, nicht jeder Haushalt ist auf der Karte abgebildet. Möglicherweise seien noch nicht alle Adressen erfasst gewesen, wie der Telekom-Mitarbeiter sagte. Andere einzelne Häuser hatten vielleicht zuvor von der geförderten Ausbaumaßnahme profitiert.

Eine Anschlusspflicht an die moderne Datenautobahn gibt es jedenfalls nicht. Gebaut wird das Glasfaser-Versorgungsnetz für Reichenbach sowieso. Und jeder Haushalt entscheidet, ob von der Glasfaserleitung aus der Anschluss bis ins eigene Haus hinein kommt. Für die Verlegung der Kabel werden im öffentlichen Raum Tiefbauarbeiten notwendig. Je nach Lage kommen zur Verlegung Spülbohrverfahren, Erdrakete oder das so genannte Trenching zum Einsatz. Damit wird Glasfaser in Tiefen bis zu 60 cm unter Straßen und Wege eingebaut. Die Glasfaserleitung in der Kleinstadt wird über die bereits vorhandene Kupferleitung gelegt, die oftmals unter Gehwegen entlangführt. Der Anschluss ins eigene Haus oder in die Wohnung ist aktuell kostenfrei. Voraussetzung für einen solchen kostenfreien Anschluss ist ein Vertrag mit der Telekom als Anbieter für einen der Internettarife. Je nach Tarif sollen dann Übertragungsraten bis zu 1 Gigabit möglich sein.