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Erzwangen Eltern die Schulschließung in Görlitz?

Mütter und Väter von ungeimpften Schülern des Augustum-Annen-Gymnasiums forderten, dass alle Schüler in Quarantäne müssen. Auch geimpfte.

Von Gabriela Lachnit
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Das Augustum-Annen-Gymnasium ist derzeit wegen Corona geschlossen.
Das Augustum-Annen-Gymnasium ist derzeit wegen Corona geschlossen. © SAE Sächsische Zeitung

In Görlitz ist von zwei Gymnasien derzeit eines geschlossen. Sachsens Kultusministerium verfügte am Donnerstag die Schließung des Augustum-Annen-Gymnasiums bis zu den Herbstferien. Anlass dafür ist das Corona-Infektionsgeschehen an der Schule. Ganz anders dagegen sieht es am Joliot-Curie-Gymnasium in Görlitz aus. Hier herrscht Präsenzunterricht.

Kein einziger positiver Test am Joliot-Curie-Gymnasium

An diesem Freitag wurden die ungeimpften Schüler des Joliot-Curie-Gymnasiums auf das Coronavirus getestet. Geimpfte Schüler müssen nach den geltenden Richtlinien nicht zum Test. Beim Joliot-Curie-Gymnasium gab es kein einziges positives Testergebnis, bestätigt Schulleiter Wolfgang Mayer. Warum das Joliot-Curie-Gymnasium derzeit keine Corona-Fälle hat, das Augustum-Annen-Gymnasium aber so viele, kann sich der Schulleiter nicht erklären.

Dennoch sind nicht alle der 564 Schüler des Joliot-Curie-Gymnasiums derzeit in der Schule anwesend. Einige Schüler plagen sich mit einer heftigen Erkältung und sind zu Hause. Von dieser Erkältungswelle sind auch Lehrer am Gymnasium betroffen, aber nur sehr wenige.

Eltern fordern Gleichbehandlung von Schülern

Wie es zu der Schließung des Augustum-Annen-Gymnasiums kam, ist noch immer Gegenstand wilder Diskussionen in den sozialen Netzwerken. So legt die Nachricht eines Elternteils auf Facebook den Eindruck nahe, dass Eltern ungeimpfter Kinder die Schließung mit ihrem Protest am Donnerstag praktisch erzwungen hätten, um eine Gleichbehandlung von Geimpften, Genesenen und Ungeimpften zu erzielen. Am Mittwoch noch hatte die Schulleitung 100 ungeimpfte Schüler der beiden oberen Klassenstufen nach Hause geschickt. Während die geimpften Schüler weiter Präsenzunterricht erhalten sollten, kündigte die Schule an, dass die ungeimpften Schüler zu Hause auch keinen Online-Unterricht erhalten würden. Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung bei den Eltern der betroffenen Schüler los.

Hintergrund für die Forderung der Eltern könnte die Vermeidung von Stigmatisierungen sein, aber auch die Vermittlung des gleichen Lernstoffs und die Vermeidung von Nachschreiben wichtiger Klausuren. Nach dieser Darstellung trafen sich Elternvertreter ungeimpfter Schüler mindestens einmal am Donnerstag mit der Schulleitung des Augustum-Annen-Gymnasiums zum Gespräch. Es müsse Gleichbehandlung aller Gymnasiasten herrschen, so der Tenor der Eltern-Forderungen.

Das Gespräch der Eltern mit der Schulleitung sei zunächst nicht zufriedenstellend gewesen, deswegen wollte man sich am Nachmittag erneut treffen. Doch da kam die Anordnung des Kultusministeriums zur Schließung des Gymnasiums.

Geltende Regeln werden angewandt

Ob die Aktivitäten der Eltern ungeimpfter Schüler tatsächlich die Schulschließung beförderten, dafür erhielt die SZ von den eingeschalteten Behörden keinen Beweis. "Das Augustum-Annen-Gymnasium verfuhr mit der Trennung von geimpften und ungeimpften Schülern genau nach dem geltenden Leitfaden, der auch auf der Homepage des Landkreises veröffentlicht ist", informiert Landkreissprecherin Franziska Glaubitz auf SZ-Nachfrage. Insofern habe die Schule nach geltendem Standard gehandelt.

Die Schulschließung ordnete Sachsens Kultusministerium an und begründete sie mit dem Infektionsgeschehen an der Schule. Es sei so, dass die Gefahr weiterer Infektionen an der Schule besteht, wenn der Präsenzunterricht fortgeführt werde. Dass sich das Gesundheitsamt des Landkreises oder auch das Schul- und Sportamt Görlitz als Träger des Gymnasiums der Forderung der Eltern ungeimpfter Schüler gebeugt hätten, verneint die Kreissprecherin.

Auch das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) habe die teilweise Schulschließung nicht auf Druck von Eltern unterstützt, bestätigt Lasub-Sprecher Vincent Richter auf Nachfrage. Zwar hätten sich Eltern deswegen auch an das Lasub gewandt, aber Ursache für die befristete, teilweise Schulschließung seien das Infektionsgeschehen an dem Gymnasium und die daraus resultierende Anwendung der geltenden Regeln.