Görlitzer Sozialkaufhaus braucht jetzt selbst Hilfe

Es ist ein Kommen und Gehen im Görlitzer Sozialkaufhaus auf der Christoph-Lüders-Straße. Menschen aus Görlitz und dem Umland, aus Syrien und aus der Ukraine kommen vorbei. Die meisten schickt das Jobcenter. Hier können sich bedürftige Menschen mit dem Nötigsten für eine Wohnung eindecken. Bei manchen ist das Nötigste alles. Denn Flüchtlinge, die hier ankommen, haben nicht mehr als die Sachen dabei, die sie am Leib tragen. Wie groß der Bedarf derzeit ist, verraten die leeren Flächen im Sozialkaufhaus. Die zu füllen wäre leicht, denn Spender gibt es viele. Aber dieses eine große Problem bringt alles ins Stocken.
Hilfe für Kinder mit Benachteiligung
Armin Holz leitet das Sozialkaufhaus. Es ist eine gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG). Der 61-jährige Görlitzer ist Freileitungsmonteur beim Energieversorger Enso. Die gUG leitet er ehrenamtlich. Dabei kann er auf etwa 20 ehrenamtliche Mitstreiter zählen.
Dass das Sozialkaufhaus derzeit mehr als gewöhnlich freie Flächen hat, hat zwei Gründe. Das Sozialkaufhaus hilft dabei, in Niesky neun Wohnungen für Flüchtlinge aus der Ukraine einzurichten. "Fünf haben wir schon geschafft", sagt Armin Holz. In diesen Wohnungen leben Familien aus der Ukraine. Es sind besondere Familien: Sie alle haben Kinder mit einer Benachteiligung, die meisten leiden an Autismus. Das ist eine Entwicklungsstörung, die sich unter anderem in teilweise gravierenden Schwierigkeiten im Umgang mit Mitmenschen, in der Kommunikation und in sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen äußert.
Die Familien kommen aus verschiedenen Städten in der Ukraine, darunter aus Mariupol, Kiew und Charkiw. In der Ukraine wurden die Familien durch einen Israeli mit ukrainischen Wurzeln in der Therapie der Kinder unterstützt. "Ein Therapiezentrum war im Aufbau", informiert Lina Khefina. Die Ukrainerin lebt und studiert seit einiger Zeit in Berlin. Sie hat Bekannte in Niesky und kommt immer wieder in die Stadt, um den Landsleuten zu helfen - jetzt öfter als früher. Sie berichtet weiter: Nach Kriegsbeginn in der Ukraine kümmerte sich dieser Israeli um seine eigene Familie, vergaß aber auch die anderen ukrainischen Familien nicht. Zuerst fand er Unterstützung in Polen, kam dann nach Niesky und stellte fest, dass die Stadt den ukrainischen Familien vorübergehend eine neue Heimat sein konnte.

Voll des Lobes über die Unterstützung
Mit Hilfe aus der Stadt Niesky und vielen Ehrenamtlichen gelang es, neun Wohnungen für die Familien zu finden, darunter auf der Schleiermacher Straße, auf der Richard-Neumann-Straße und auf der Ringstraße. Lina Khefina ist voll des Lobes über die Unterstützung, die ihren Landsleuten in Niesky und vom Sozialkaufhaus in Görlitz zuteil wird. "Wir sind sehr zufrieden, aber auch überrascht über die große Hilfsbereitschaft", sagt sie.
Die ukrainischen Familien, die keinem Verein oder einer Organisation angehören, sondern die durch das Schicksal ihrer Kinder miteinander verbunden sind, streben an, in Niesky auf eigene Kosten ein Therapiezentrum für die weitere Betreuung ihrer Kinder mit Autismus einzurichten. "Dass sie in Niesky ankamen, war Zufall, vielleicht aber auch ein großes Glück", sagt Lina Khefina.
Von sechs Transportern rollen nur drei
Nun gehen Armin Holz und seine Mitarbeiter an die Einrichtung der anderen vier Wohnungen. Doch dafür gibt es eben jenes große Problem: Die Transporter des Sozialkaufhauses sind alt und damit äußerst reparaturanfällig. "Weiter als 50 Kilometer zu fahren, trauen wir uns nicht", sagt Holz. Seit der ersten Flüchtlingswelle 2015 stieg der Zuspruch im Sozialkaufhaus erheblich an. Es musste viel transportiert und gefahren werden, mittlerweile sind die Fahrzeuge verschlissen.
Die Strecken, die bewältigt werden müssen, werden immer länger, denn die Anfragen kommen aus der ganzen Oberlausitz. Nur die Hälfte der Transporter ist derzeit überhaupt einsetzbar. Mit drei Fahrzeugen sei jedoch nicht auszukommen, erklärt Armin Holz. Das bedeutet, dass nicht in dem Maße wie benötigt, Möbel von den Spendern abgeholt und auch nicht zu den Bedürftigen hingebracht werden können.
Hier wäre Armin Holz froh über Unterstützung. Einerseits wird Geld benötigt für die Reparatur der Fahrzeuge in einem Fachbetrieb, andererseits gibt es vielleicht Menschen, die sich mit Autos auskennen und zumindest kleine Reparaturen leisten können. Aber auch hier kosten Ersatzteile Geld. "Wer hier helfen kann, sollte sich bei uns melden", sagt Armin Holz.
Über das Wochenende zeichnete sich ein weiterer Bedarf ab: Viele ukrainische Geflüchtete kamen ins Sozialkaufhaus. "Es gibt großen Bedarf an Waschmaschinen und Kühlschränken", erklärt Armin Holz.
Das Sozialkaufhaus ist auf der Christoph-Lüders-Straße 46 zu finden. Von Montag bis Freitag ist es 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr geöffnet, außer am Mittwoch. An diesem Tag stehen die Mitarbeiter nur von 14 bis 18 Uhr bereit. Am Sonnabend ist 10 bis 12 Uhr geöffnet.