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Handballer hadern mit der 2G-plus-Regel

Die Saison soll Ende Februar/ Anfang März fortgesetzt werden. Aber schon jetzt steigt in Görlitz ein ganz besonderes Spiel.

Von Frank Thümmler
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Die Koweg-Handballer, hier Fabrice Türkowsky, haben große Probleme, eine Mannschaft aufzustellen.
Die Koweg-Handballer, hier Fabrice Türkowsky, haben große Probleme, eine Mannschaft aufzustellen. © Archiv: H.-E. Friedrich

Der Sächsische und der Mitteldeutsche Handballverband haben in den vergangenen Tagen Festlegungen zur Fortsetzung der Saison getroffen. Gespielt werden soll wieder ab dem ersten Märzwochenende, im Pokal eine Woche zuvor. Es wird für alle Spieler die 2G-plus-Regel gelten, auch für Zuschauer. Das bedeutet, dass neben dem Geimpft-/Genesenen-Status ein aktueller, negativer Test vorgelegt werden muss. Befreit davon sind Geboosterte, Doppelt-Geimpfte, die auch Genesen sind, und diejenigen, deren Zweitimpfung weniger als drei Monate her ist. Unter der 3G-Regel (es reicht auch ein negativer aktueller Test) können Trainer, Schiedsrichter und Kampfrichter an den Wettkämpfen teilnehmen.

In der Mitteldeutschen Oberliga, in der das junge Team des HC Görlitz nach vier Auftaktniederlagen am Tabellenende steht, soll die Hinrunde zu Ende gespielt und die Liga danach in eine Meister- und eine Abstiegsrunde geteilt werden. Diese Variante erscheint angesichts der noch verbleibenden Saison-Zeit bis in den Juni am gerechtesten.

HCG-Trainer Jörg Adam sagt: „Ich hätte eine Entscheidung nicht fällen wollen. Sagt man die Saison ab, stirbt unser Sport. Spielt man weiter, wird es immer Ungerechtigkeiten geben. Wir zum Beispiel traten als sächsischer Verein an gegen Mannschaften, die anders als wir durchtrainieren konnten. Unsere Mannschaft sollte sich eigentlich entwickeln und jetzt im Frühjahr schon viel weiter sein. Aber ohne Training ist das natürlich nicht der Fall. Aufzuholen bis Anfang März ist das nicht. Unsere Chancen sind dadurch noch mal kleiner.“

Testspiel gegen Ägypten-Auswahl

Dazu kommt, dass die ausländischen Spielerinnen den Verein wegen der 2G-Regel wieder verlassen haben. Jetzt versucht der HC Görlitz fieberhaft, Ersatz zu finden. Dass das Juniorteam, das die Verbandsliga mit 10:0 Punkten anführt, weiterspielen kann, begrüßt Adam. „Wir wollen den jungen Spielerinnen so viele Einsatzchancen wie möglich geben. Und auch wenn unsere Priorität das Oberligateam ist: Wenn unser Juniorteam ganz vorn mitspielen kann, nehmen wir das gerne wahr.“ Eine gute Nachricht gibt es für die Frauen-Handball-Freunde aber: Die Görlitzer können am Sonntag ein attraktives Testspiel präsentieren. Ab 16 Uhr treffen die HC-Görls in der Jahnsporthalle auf die ägyptische Jugend-Nationalmannschaft. Die Ägypterinnen absolvieren ein Trainingslager in Polen und haben sich die Görlitzerinnen, die dort einen überaus guten Ruf genießen, als Testspielpartner auserkoren.

In der Sachsen- und Verbandsliga soll lediglich die Hinrunde zu Ende gespielt werden. Bei Koweg Görlitz (derzeit 4:4 Punkte) treibt die 2G-plus-Regel den Verantwortlichen die Sorgenfalten auf die Stirn. „Stand jetzt hätten wir wegen des Impfstatus‘ unserer Spieler große Probleme, überhaupt antreten zu können“, sagt Michael Schuller, Trainer der Görlitzer Sachsenliga-Handballer. Eine Lösung wäre, noch einmal auf altbewährte Spieler zuzugehen, die hobbymäßig noch in der Dritten Mannschaft spielen; eine andere, die A-Junioren früher als geplant einzubauen. Ob es aber sportlich reichen würde, um die Klasse zu halten, steht doch sehr in Frage. „Ich befürchte, dass mit diesen Regeln viele Vereine auf der Strecke bleiben“, sagt Schuller.

So ähnlich sieht man es auch beim Verbandsligisten Stahl Rietschen (3:9 Punkte). Trainer Philipp Domko sagt: „Uns war schon vor der Saison klar, dass es nur um den Klassenerhalt geht. Unter diesen verrückten Bedingungen ist es noch schwieriger. Uns werden Stand jetzt einige Spieler fehlen. Dem Verband scheint ja eine Saison mit Auf- und Abstieg das höchste Gut zu sein, was ich nicht verstehe. Aber wir werden den Kampf annehmen.“ Beim OHC Bernstand ist die Lage rein sportlich (7:5 Punkte) entspannter. Aber auch dort ist niemand glücklich mit der 2G-plus-Regel. „Es ist kein feiner Zug, einige Spieler auszuschließen“, sagt der Mannschaftsverantwortliche Jens Heinze.

Einmütige Kritik aller Trainer

Allen vier Trainern gemeinsam sind die Kritik und das Unverständnis daran, dass für Schiedsrichter, Kampfrichter und Trainer erleichterte Regeln gelten, ein aktueller Negativtest für sie reicht. Unausgesprochen steht die Vermutung dahinter, dass sonst die Absicherung des Spielbetriebs mit Schiedsrichtern gefährdet sein könnte. Eigentlich wünschen sich alle Trainer, dass die 3G-Regel, genauer gesagt ein aktueller Negativtest, auch für die Spieler reichen sollte.

Darüber hinaus haben alle die Befürchtung, dass die zu erwartende und im Landkreis noch nicht angekommene Omikron-Welle mindestens die Vorbereitung auf die Restsaison zur Makulatur machen wird, wenn nicht sogar auch die Spiele im März gefährdet. Gerade die Handball-EM der Männer hatte ja gerade gezeigt, dass Ansteckungen nicht zu verhindern sind.