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Görlitzer Geflüster: Stadt als Abenteuer für einen Zeichenstar

Und: Warum es der Chef des Jobcenters im Moment gar nicht multikulti mag - hier stehen die Wochenereignisse, die es sonst nicht in die SZ schaffen.

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Stadtkarikaturist Andreas Neumann-Nochten bekommt Konkurrenz. Peter von Tresckow, der diese Woche seinen 80. Geburtstag feierte, hat seinen Wohnsitz von Mallorca nach Görlitz verlegt. Sein Namensschild steht bereits am Klingelbrett eines schmucken Mehrfamilienhauses in der Altstadt. Der gebürtige Berliner ist ausgebildeter Zeichentrickfilmer und hat sich einen Namen als Karikaturist, Zeichner und Autor gemacht. Seit 36 Jahren beliefert er die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit seinen Illustrationen, so etwa die Serien „Tresckow’s Nachbörse“ und die im FAZ-Magazin veröffentlichten „Skizzen aus Alaro“. Seinen Umzug nach Görlitz kommentierte die FAZ in dieser Woche so: „Ein neues Abenteuer für den Zeichenstar.“

Am Bone-Haus am Obermarkt hängen seit einiger Zeit nicht nur Gardinen, sondern auch noch vollkommen verkitschte. Stadtpoet Steeven Fabian „Bone“ Bonig, seitdem dem Gespött im Freundeskreis ausgesetzt, bestreitet hartnäckig, dass das ein Zeichen seines fortgeschrittenen Alters ist. Er habe lediglich auf Weisung von Hauseigentümer Dietmar Stope (auch Besitzer des Oberhofs in Deutsch Ossig) gehandelt, der nicht länger wollte, dass die Touristen neugierig durch die Fenster in das geheimnisvolle Haus schauen.

Wer nun wissen will, was es genau mit diesem „in Europa einzigartigen künstlerischen Raum“ – so Professor Roland Günter, früherer Vorsitzender des Werkbunds Deutschland – auf sich hat, sollte sich den 21. März, 20 Uhr, vormerken. An diesem Tag wird im „Vino e Cultura“ am Obermarkt erstmalig der etwa dreißigminütige Film von Daniel Arnold über das Dichterhaus gezeigt. Anwesend wird auch der lokale Fernsehsender sein.

Die Führungskräfte im Görlitzer Landratsamt haben eine Weiterbildung in Sachen Multikulti hinter sich. Man lerne da erstaunliche Dinge, erzählte der Leiter des Jobcenters, Eberhard Nagel. Zum Beispiel Begrüßungs-Rituale. So begrüßten sich Inuit – früher landläufig Eskimo genannt – Nase an Nase. „Das müssen wir aber nicht machen“, stieß Nagel spürbar erleichtert hervor. „Das wäre auch keine gute Idee in Grippe-Zeiten.“

Für etwas Unruhe hat Joachim Trauboth, Mitinitiator des Görlitzer Willkommensbündnisses, mit seiner Drohung gegenüber Freunden gesorgt, er werde die Stadt wieder verlassen. Seine Begründung dafür – er könne hier ohnehin nichts bewirken – war für viele nachvollziehbar. Jetzt dementierte Trauboth: Ja, er werde demnächst viel auf Reisen sein. Und nein, „so schnell werden die mich hier nicht los“.

Einen Fauxpas mit Ansage beging Dr. Torsten Nadler in dieser Woche. Obwohl sie es sich ausdrücklich verbeten hatte, überreichte der Chefarzt der Frauenklinik im Klinikum Geschäftsführerin Ulrike Holtzsch auf einer Pressekonferenz einen Blumenstrauß. „Ich denke, als Frauenarzt steht es mir zu, Ihnen Blumen zum Frauentag zu schenken“, sagt er und umarmte Holtzsch – gleichzeitig als Dank für ihren unermüdlichen Kampf um ein Mutter-Kind-Zentrum, was nun gebaut werden kann. Doch auch Holtzsch selbst hatte am Morgen des 8. März schon etwas verschenkt: je ein Glas Pesto mit persönlichem Gruß an die 1 100 weiblichen Klinikumsmitarbeiter. „Das ist ihr zum Frauentag immer eine Herzensangelegenheit. Damit möchte sie darauf hinweisen, dass Gleichstellung nie an Aktualität verliert“, sagt ihre Sprecherin Katja Pietsch.

Oberbürgermeister Siegfried Deinege verliert seine Medienreferentin: Was schon lange Stadtgespräch war, ist jetzt öffentlich: Freitag war der letzte Arbeitstag von Anett Böttger in der Görlitzer Stadtverwaltung. Ihr Nachfolger wird noch gesucht.