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Goethe-Gymnasium darf Tschechisch lehren

In Sebnitz können die Schüler bald die Sprache ihrer Nachbarn lernen. Das wurde in der Grenzstadt lange erhofft.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Das Goethe-Gymnasium in Sebnitz darf bald Tschechisch unterrichten. Diese frohe Botschaft verkündet Schulleiter Andreas Seltmann. In einem Gespräch in Dresden vergangene Woche habe das Landesamt für Schule und Bildung dem Vorhaben zugestimmt. „Ich bin selbst völlig überrascht – natürlich positiv“, sagte Seltmann. Die Behörde habe zugesichert, das entsprechende Personal bereitzustellen.

Das neue Angebot startet mit Beginn des Schuljahres 2019/20. Ab dann können die Schüler der 6. Klassen Tschechisch als zweite Fremdspreche wählen, alternativ zu Französisch oder Latein. Englisch wird als erste Fremdsprache bereits ab der 5. Klasse unterrichtet. Die tschechische Sprache ersetzt damit Russisch, welches bisher als zweite Fremdsprache ab der 6. Klasse angeboten wurde. Bei den aktuellen Anmeldungen sei Russisch am wenigsten nachgefragt gewesen, erklärt Seltmann, zudem ist klar, dass die verbleibenden Russischlehrer am Sebnitzer Gymnasium in absehbarer Zeit in Rente gehen. Deshalb habe er sich mit der Idee, künftig Tschechisch anzubieten, an die Landesbehörde gewandt.

Dort stieß der Schulleiter auf offene Ohren. Der politische Wille sei da, gerade im grenznahen Bereich die jeweils benachbarte Fremdsprache zu stärken. Die Grenzstadt Sebnitz liegt da auf der Hand. Das Goethe-Gymnasium wird somit eine der wenigen Schulen in der Region überhaupt, an denen Tschechisch im regulären Lehrplan steht – ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Die nächstgelegenen Alternativen sind in Seifhennersdorf und Zittau. Nicht zu vergessen natürlich das binationale Gymnasium in Pirna. Dort ist das Konzept jedoch ein anderes: deutsche und tschechische Schüler lernen gemeinsam, nur die jeweils 15 besten jedes Partnerlandes werden aufgenommen.

Speziell für Sebnitz schließt das kommende Angebot eine wichtige Lücke. An der Grundschule Rosenstraße gibt es bereits seit Längerem eine Tschechisch-AG sowie eine aktive Partnerschaft mit der Grundschule im benachbarten Dolní Poustevna inklusive regelmäßigen Treffen. Bisher konnten die Grundschüler die dabei erlernten Alltagsredewendungen an der weiterführenden Schule nicht vertiefen. Bei der Anmeldung für die kommenden 5. Klassen habe es explizit Nachfragen gegeben, ob das Gymnasium denn auch Tschechisch anbiete, sagt dessen Leiter Andreas Seltmann. Wer möchte, kann noch früher beginnen. Die christliche Kindertagesstätte „Unterm Regenbogen“ in Sebnitz hat im vergangenen Herbst eine Kooperation mit einem Kindergarten in Rumburk gestartet. Bei dem EU-geförderten Projekt besuchen sich die Kinder jeden Monat. Die Organisatoren haben es bisher bedauert, dass es danach für die Kinder nicht weitergeht. Das dürfte sich ab Herbst 2019 ändern.