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Gold für den Dopingsünder

Der Georgier Talachadse ist der stärkste Mann der Welt, aber die Zweifel an seiner Leistung groß.

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© dpa

Von Emanuel Reinke

Ein Blick auf das Podest genügte, um die ganze Absurdität schonungslos offenzulegen. Dort stand Lascha Talachadse, 22 Jahre, Olympiasieger und neuer Weltrekordler – schon mal gesperrt wegen der Einnahme von Stanozolol. Und neben ihm Gor Minasjan, 21: Silber – einst erwischt mit Nandrolon. Ausgerechnet zwei frühere Dopingsünder haben sich zum Abschluss der Gewichtheber-Wettkämpfe in Rio mit außergewöhnlichen Leistungen die Medaillen gesichert. Der deutsche Starter Almir Velagic war als Neunter völlig chancenlos – und ist längst desillusioniert.

„Es ist immer sehr fragwürdig, wenn so junge Leute Weltrekorde aufstellen“, sagte Velagic und meinte mit Blick auf Olympiasieger Talachadse: „Er war bis 2015 gesperrt, kommt zurück und ist noch stärker.“ Es war ein Witz, ein schlechter. Velagic hatte im olympischen Zweikampf 420 Kilo zur Hochstrecke gebracht. Von Talachadse und dem Podest trennten den 34-Jährigen aus Speyer jedoch Welten. Der Georgier verbesserte mit 473 kg den 16 Jahre alten Weltrekord um ein Kilo, der Armenier Minasjan kam auf 451 kg.

„Diese Leistungen sind für uns nicht machbar. Das werden wir nicht erreichen“, sagte Bundestrainer Oliver Caruso. Der Olympia-Dritte von Atlanta und andere Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft hatten schon vor dem Wettkampf heftige Kritik an der Konkurrenz sowie am Anti-Doping-Kampf in ihrer Sportart geübt. Russland und Bulgarien waren bereits im Vorfeld disqualifiziert worden, Caruso forderte den Ausschluss weiterer Länder.

Am Dienstag legte er nach. „Es muss sich etwas verändern. Fair Play gehört hierher. Das ist nicht der Fall“, sagte der 42-Jährige: „Der Weltverband muss ein Zeichen setzen. Wir müssen das regeln, irgendwie.“

Die Doping-Probleme im Gewichtheben sind eklatant. 31 Nach-Tests der Spiele in Peking und London fielen positiv aus, auch Medaillengewinnern wurde die Einnahme verbotener Substanzen nachgewiesen. Eine Fortsetzung nach Rio? Nicht auszuschließen. „Wir müssen abwarten, was dabei herauskommt, wenn die Kontrollen durch sind“, sagte Caruso mit Blick auf Velagics Platzierung. Womöglich rutsche dieser nachträglich noch nach vorne: „Das hat der Almir schon ein paar Mal erlebt.“ (sid)