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Der neue Mini-Laden in der Neustadt

Mitten in der Dresdner Neustadt löst ein winziger Laden auf der Straße verschiedene Gefühle aus: Verwunderung, Irritation, Lachen und auch Grübeln. 

Von Melanie Schröder
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In einem Kellerfenster an der Sebnitzer Straße hat ein winziges Geschäft Quartier bezogen: Elektro Könner.
In einem Kellerfenster an der Sebnitzer Straße hat ein winziges Geschäft Quartier bezogen: Elektro Könner. © Sven Ellger

Dresden. Wer vorbeihastet, wird die Kleinkunst auf der Straße vermutlich übersehen. Wenn der Blick aber ausgeruht und geduldig über den Gehweg schweift, fällt der winzige Laden ins Auge, der jetzt in der Sebnitzer Straße, Ecke Kamenzer Straße Quartier bezogen hat. In den Vorsprung eines Kellerfensters wurde vor wenigen Tagen das winzige Fachgeschäft Elektro Könner gebaut. 

Ein gelber Postbriefkasten klebt detailgetreu an der Fassade, die wenigen, aufs Minimum reduzierten Schriftzüge wirken so, als hätten sie Sprayer in Eile auf die Betonwand getaggt. Und aus dem Ladeninneren dringt warmes Licht. Eine ruhige, friedliche Szene, die einen besonderen Moment im Alltag schafft: das Staunen über die große Wirkung kleinster Dinge. Weil sie verwundern und irritieren, weil sie zum Lachen bringen und Fragen auslösen.

© Sven Ellger

Genau das soll die Neustädter Straßenansicht im Kleinstformat: Anwohner, Flaneure, Touristen werden zum Innehalten angeregt. Sie sollen selbst eine Antwort darauf finden, was sie da vor sich haben. Das sagt der Künstler. Er möchte unerkannt bleiben. Ganz generell geht er sehr sparsam mit seinen Worten um, will nicht zu viel verraten. Vielleicht weil kleine Geheimnisse nicht nur das Leben, sondern auch die Kunst interessanter machen.

Nur so viel gibt er über sich preis: Er wohnt in der Neustadt, in unmittelbarer Nähe der filigranen Arbeit. Dem Viertel fühlt er sich eng verbunden, auch deswegen will er mit seiner Miniatur, etwas zur Street-Art im Viertel beitragen. Sie reflektiere, kommentiere die Entwicklung der Neustadt. Die Arbeit könne ein Hinweis darauf sein, dass auch andere, kleine, urige Geschäfte Platz im Viertel finden sollten und nicht nur neue Frisörläden. „Oder darauf, dass im Erdgeschoss eines Hauses durchaus mehr entstehen kann als nur die Einfahrt zu einer Tiefgarage.“

In der dicht besiedelten Neustadt, wo Neubau um Neubau aus dem Boden sprießt, macht dieser Einblick nachdenklich. Denn beim genaueren Betrachten hat die Szene auch etwas Museales an sich. Hat der Künstler hier vielleicht eine Neustadtszene eingefangen, die längst von der Gegenwart eingeholt wurde?