SZ + Großenhain
Merken

Opfer der Krise: Zabeltitzer Hochzeitsausstatterin gibt auf

Die coronabedingte Flaute in Sachen Ja-Wort hat das Brautmodengeschäft "White Dreams" mächtig zu spüren bekommen. Und muss seine Konsequenzen ziehen.

Von Catharina Karlshaus
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Keine leichte Entscheidung: Maria Schönfelder, Inhaberin des Brautmodengeschäfts "White Dreams" in Zabeltitz, hat sich dazu entschlossen, künftig nur noch als Schneiderin tätig zu sein.
Keine leichte Entscheidung: Maria Schönfelder, Inhaberin des Brautmodengeschäfts "White Dreams" in Zabeltitz, hat sich dazu entschlossen, künftig nur noch als Schneiderin tätig zu sein. © Norbert Millauer

Zabeltitz. Der 1. Februar war ein bitterer Tag. Eigentlich hätte sie ihn doch richtig feiern sollen. Eigentlich wäre es ein guter Anlass gewesen, mit der treuen Kundschaft, Familie und Freunden auf all das zurückzublicken, was an jenem Freitag 2008 so verheißungsvoll begonnen hat. Eigentlich - doch es ist eben leider alles ganz anders gekommen.

Maria Schönfelder macht im Gespräch mit Sächsische.de keinen Hehl daraus, dass sie sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Was die gelernte Schneiderin stets mit viel Fleiß, eiserner Disziplin und einer großen Portion Mut in jungen Jahren unter dem verheißungsvollen Namen „White Dreams“ zu einem renommierten Geschäft in der Branche etabliert hat, wurde inmitten der Pandemie nur noch zum Rechenexempel. Als junges Mädchen stets gern im Laden von Mama Rosi geholfen, nähte die Nadelkünstlerin später selbst bis in die Nacht hinein. Schicke Roben für Bälle oder Hochzeiten waren schon immer mehr Leidenschaft der inzwischen 34-Jährigen als anstrengendes Tun. Selbst als sie im Mai 2019 hochschwanger mit Töchterchen Mila gewesen ist, war Maria Schönfelder an jenem Ort zu finden, der mehr Passion als Arbeit ist. Noch drei Tage vor der Geburt zupfte sie das Kleid einer potenziellen Braut zurecht und verhalf der jungen Frau zu einem einzigartigen Erlebnis.

Rechnungen müssen beglichen werden

Erlebnisse, wie sie Maria Schönfelder jetzt gern wieder vor sich hätte. Stattdessen wirbt das Geschäft im Großenhainer Ortsteil Zabeltitz seit November mit dem Hinweis auf Räumungsverkauf. Abendgarderobe geht zu günstigeren Preisen ebenso über die Ladentafel wie Brautmode und Anzüge. „Ich habe sehr mit mir gerungen und immer wieder gehofft, dass sich die Lage verbessert. Doch die Kosten gingen allseits in die Höhe, ich kann die Garderobe längst nicht mehr auf Kommission einkaufen, sondern muss die Rechnungen in mehrstelligem Tausenderbereich innerhalb von sechs Wochen begleichen“, erklärt Maria Schönfelder.

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 habe sie noch die Hoffnung gehabt, dass sich nach dem 20. April alles wieder beruhige und die Saison doch noch Fahrt aufnehmen kann. Schließlich warteten schmucke Anzüge und hochwertige Kleider in unterschiedlichen Schnitten, Stoffen und Farben auf ihre Träger. Doch mehr als ein kurzes Aufflackern während der Sommermonate sei es leider nicht gewesen.

Was die selbstständige Unternehmerin ebenso wie viele andere Ladeninhaber nicht ahnen konnte: Diese maue Zeit sollte erst der Anfang sein. Der Anfang von leeren Bestellbüchern, strengen Regularien, die auch Feiern von Eheschließungen, Jugendweihen oder Konfirmationen zumindest in größerem Kreis verbieten. Noch zwei Jahre lang würde der Hochzeitshimmel so gar nicht voller Geigen hängen - und die Geschäftsgrundlage vom „White Dreams“ Monat für Monat wie ein Luftschloss wirtschaftlich zerplatzen lassen. „Einen Großteil dessen, was ich mir in den vergangenen 15 Jahren erarbeitet habe, ist nun aufgebraucht. Deshalb habe ich schweren Herzens entschieden, künftig nur noch als Schneiderin tätig zu sein und die Reinigung von spezieller Kleidung anzubieten“, verkündet Maria Schönfelder.

Von Änderungsaufträgen nicht leben

Ein harter Schnitt, der sehr traurig, aber notwendig wäre. Obgleich sich das Leben inzwischen wieder aus der Coronastarre hinaus gekämpft habe, gehe die Inflation nicht an ihrer potenziellen Kundschaft vorüber. Statt opulenter Robe kaufe die Braut lieber über das Internet ein preisgünstigeres Modell ein. Und angesichts der allseitigen Kostenexplosionen werde häufig im eigenen Garten gefeiert und nicht mehr im Schlösschen - die Gäste verzichteten also auch auf den Griff nach dem besonderen, finanziell intensiveren Look. „Wer mir lediglich ein woanders günstig erworbenes Kleid zum Kürzen bringt und mich fragt, weshalb ich die Hochzeitsmode aufgebe, dem antworte ich unumwunden, weil ich von diesem Änderungsauftrag nicht leben kann“, bekennt Maria Schönfelder.

Dennoch habe sie ihren eigenen Traum noch nicht aufgeben. Der Name „White Dreams“ sei auch für die nächsten zehn Jahre patentiert und somit geschützt. Vielleicht kämen doch einmal wieder bessere Tage. Solche, in denen wieder nach Lust und Laune unbeschwert gefeiert werden könne. Und dann gebe es im „White Dreams“ auch wieder das, wofür Maria Schönfelder 15 Jahre erfolgreich gearbeitet hat: Kleider und Anzüge, die Wünsche wahr werden lassen. Sächsische.de wünscht Maria Schönfelder, dass es ganz bald so weit sein wird!