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Familienzirkus erwartet kleine und große Besucher in Großenhain

Die "Gebrüder Köllner" sind von Donnerstag bis Sonntag in Großenhain. Die Familie will in schwierigen Zeiten ein Lachen in die Gesichter zaubern.

Von Thomas Riemer
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Samantha Köllner freut sich auf das Gastspiel in Großenhain, bei dem auch Pferd Antaris in der Manege zu erleben ist.
Samantha Köllner freut sich auf das Gastspiel in Großenhain, bei dem auch Pferd Antaris in der Manege zu erleben ist. © Foto: Kristin Richter

Großenhain. Acht Meter hoch, Durchmesser 24 Meter und Platz für knapp 500 Zuschauer: Seit Wochenbeginn entsteht auf dem Festplatz an der Großenhainer Auenstraße wieder einmal eine Zirkus-Stadt. Mit 22 Transportern, Tieren, Equipment und einem großen logistischen Aufwand ist der "Circus Gebrüder Köllner" in der Röderstadt angekommen. Zehn Leute sind emsig damit beschäftigt, alles wie gewohnt aufzubauen, die Tiere zu versorgen. Da ist viel Routine dabei, denn im Prinzip wiederholt sich das Szenario jede Woche. Letzte Station war Großröhrsdorf, jetzt Großenhain, danach Weinböhla.

Samantha Köllner (21) ist mittendrin, immer ein Ohr am Babyfon. Töchterchen Maddison ist gerade ein Jahr alt geworden und schlummert in einem der Wagen. Irgendwann, so die Hoffnung, wird sie einmal in die Fußstapfen ihrer Eltern treten - es wäre dann die achte Generation. Mama Samantha stammt selbst aus einer Hamburger Zirkusfamilie. Vor vier Jahren lernte sie Jason Köllner kennen. Seit reichlich einem Jahr sind sie verheiratet. „Einmal Zirkus – immer Zirkus“, sagt Samantha Köllner, die im zarten Alter von fünf Wochen auf dem Arm ihres Vaters das erste Mal in einer Manege war. Ihr Mann Jason (24), der Juniorchef des Zirkus’ Köllner, ist Artist in siebter Generation des 1884 gegründeten „Circus Gebrüder Köllner“. Bis heute ist es ein reiner Familienbetrieb.

Samantha hat derweil nicht nur den Aufbau der Utensilien im Blick. Einen Zirkus zu betreiben, erfordert auch viel Aufwand fürs Organisatorische. "Alles ist teurer geworden", sagt die sympathische junge Frau und verweist auf die Rechnungen, die allerorts zu bezahlen sind. Ämter und Behörden fordern ihren Obolus - doch Tierschutz und sichere Bauten sind den Köllners heilig. Mit ihren Vorführungen an Dressur, Clownerie und Akrobatik wollen sie Freude und Spaß verbreiten. Die Köllners haben schottische Hochlandrinder, Zwerg-Zebus, argentinische Mini-Ponys, Hunde, Kaninchen, Tauben und Kamele dabei. Alle Tiere werden vom Amtstierarzt untersucht und die Kontrollen im Tierbestandsbuch festgehalten.

Dennoch: "Die Besucherzahlen nehmen rapide ab", sagt Samantha Köllner. Umso mehr, da wegen Corona und der Ukraine-Krise in den Familien jeder Cent verplant ist. Das geht der Zirkusfamilie nicht anders. Normalerweise gehört der Görlitzer Weihnachtscircus zu ihren Dauer-Auftrittsorten. Doch wegen der Pandemie durfte er zwei Jahre nicht stattfinden. Kosten entstanden trotzdem. Der Zirkus - normalerweise ohne klassisches Winterquartier - musste zwei kalte Saisons überbrücken - in Vetschau und in Taubenheim. "Da waren wir vor allem auf Spenden angewiesen", sagt Samantha Köllner. Es sei nicht nur um Geld gegangen. Doch vor allem in Taubenhain sei die Spendenbereitschaft sehr groß gewesen - insbesondere bei der Bereitstellung von Futter für die Tiere. Dennoch mussten in dieser schwierigen Zeit zum Beispiel Wohnwagen verkauft werden. Nicht aber die Tiere. "Sie wegzugeben, wäre das Letzte", macht Samantha klar.

Die 21-Jährige freut sich dennoch jede Woche auf die Vorstellungen, in denen sie vorrangig den Part der Luftakrobatin einnimmt. Die insgesamt vier Köllner-Brüder - der jüngste ist sieben Jahre alt - und auch die Schwiegereltern stehen ebenso in der Manege. Das Programm wird jedes Jahr erneuert, Artisten, Clowns und Dresseure trainieren dafür akribisch.

"30 bis 50 Zuschauer pro Vorstellung" seien nötig, um die Kosten schultern zu können, sagt Samantha Köllner. Und die Hoffnung ist groß, dass weit mehr Großenhainer die vier Vorstellungen in ihrer Stadt besuchen. Denn wenn der Zirkus kommt, dann ist das nach wie vor etwas ganz Besonderes.

Vorstellungstermine in Großenhain: 23. bis 25. März jeweils 16 Uhr, 26. März, 11 Uhr, auf dem Festplatz Auenstraße.