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Dirk Schuster: "Noch nie eine konkrete Anfrage von Dynamo"

Beim Schönfelder Fußballabend redet der zurzeit arbeitslose Trainer Klartext. Seine Karriere gleicht der eines Dauerpendlers.

Von Thomas Riemer
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Der ehemalige Fußballer und jetzige Trainer Dirk Schuster stellte sich am Donnerstag den Fragen von Moderator Uwe Karte beim Schönfelder Fußballabend.
Der ehemalige Fußballer und jetzige Trainer Dirk Schuster stellte sich am Donnerstag den Fragen von Moderator Uwe Karte beim Schönfelder Fußballabend. © Norbert Millauer

Schönfeld. Selten war bei den bisherigen Fußballabenden in Schönfeld die Situation derart aufgeheizt wie vergangene Woche. Der Ort und sein Umland gelten als "Dynamoland" - und in Dresden hing der Haussegen zuletzt ziemlich schief. Trainer Markus Anfang erhielt sozusagen ein Ultimatum. Und der Schönfelder Gast des Abends wurde als möglicher Nachfolger gehandelt: Dirk Schuster.

Doch der machte in Schönfeld reinen Tisch: "Ich hatte noch nie eine konkrete Anfrage aus Dresden", sagte der 56-Jährige. Dass er beim Fußballtalk im Speisesaal war, ist der Tatsache geschuldet, dass Dirk Schuster als Trainer seit Ende 2023 ohne Verein ist. Der gebürtige Sachse war vom Kultclub 1. FC Kaiserslautern entlassen worden. Eine Tatsache, die die Karriere sowohl als Spieler als auch Trainer seit Jahrzehnten prägt: Dirk Schuster ist ein "Wandervogel".

Aber ein ziemlich erfolgreicher. Alles begann 1986/87 als Mitglied der DDR-Junioren-Nationalmannschaft. Europameister, später WM-Dritter in Chile. Um daran teilnehmen zu dürfen, musste er von Sachsenring Zwickau zum FC Karl-Marx-Stadt wechseln. Kurz darauf zum 1. FC Magdeburg. "Das war nicht so einfach, ging sogar über die SED-Bezirksleitungen", beschreibt er das Prozedere in der DDR.

Die Wende, den Mauerfall erlebte Schuster in Kienbaum bei der Vorbereitung des DDR-Nachwuchses für ein Spiel gegen Österreich. Die Junioren gewannen und fuhren anschließend nach Wien, wo die A-Elf - mit ihm als Zuschauer - gegen die Ösis 0:3 verlor. "Dort stand plötzlich mein Vater auf dem Parkplatz", erinnert sich Dirk Schuster. Es war sechs Tage nach dem Mauerfall. "Für uns als Spieler war das etwas Sensationelles", erinnert sich Dirk Schuster, den es gleich danach 1990 nach Braunschweig verschlug. "Ich wollte in die Bundesliga, na klar."

Das letzte Spiel einer DDR-Nationalmannschaft verpasste er. Beim 2:0 in Brüssel gegen Belgien "durfte ich nicht mehr". Wieder so eine Episode. Dirk Schuster hatte einen Einberufungsbefehl zur NVA der DDR bekommen. Deshalb ließ er sich erst aus- und dann in der Bundesrepublik einbürgern. Ein Spiel für den damaligen Verband der DDR war damit nicht mehr möglich. Vereinsmäßig hatte er danach viele Stationen: Karlsruhe - "meine schönste Zeit", der 1. FC Köln, die Türkei, Admira/Wacker Wien, Aalen.

2009 legte er die Prüfung zum Trainerschein ab. 2015 heuerte Schuster bei Darmstadt 98 an. "Die waren zu dem Zeitpunkt am Arsch", erzählt er. Doch er sicherte erst den Klassenerhalt in der 3. Liga, schaffte dann den Durchmarsch in die 1. Bundesliga. "Keiner weiß, wie wir das gemacht haben. Aber wir haben es geschafft", blickt er zurück. Bisschen später wird er von Moderator Uwe Karte auf die jeweiligen Voraussetzungen angesprochen. Dirk Schuster kontert exzellent: "Ich hatte nie den teuersten Kader, aber oft den günstigsten." Das Publikum in Schönfeld applaudiert.

Ja, ein Job im Ausland würde ihn reizen, erzählt Dirk Schuster. "Aber nicht um jeden Preis", fügt er hinzu. Er ist geduldig, "denn da muss alles passen". Anfragen habe er zurzeit, "aber nicht von Dynamo Dresden".

Stand der Dinge, wird er dort vorerst auch nicht gebraucht. Wobei: Nichts ist unmöglich.