Gemeinderäte beerdigen Solarpark-Projekt

Lampertswalde. Natürlich sei er überrascht von der einhelligen Ablehnung, sagt Stefan Prieß. Eigentlich habe er nach der Vorstellung des Solarpark-Projekts in den Hauptausschüssen den Eindruck gehabt, es könne etwas daraus werden, sagt Stephan Prieß. Der Berliner ist als Teamleiter Solar für Ostdeutschland bei der international agierenden ABO Wind AG tätig. Diese wollte zwischen dem Mühlbacher Kreisel und dem Grafe-Beton-Firmengelände einen 37 Hektar großen interkommunalen Solarpark errichten. 26 Hektar davon hätten auf Schönfelder Flur gelegen, 11 auf Lampertswalder Territorium. Deshalb wären Bebauungspläne von beiden Kommunen erforderlich gewesen. Es hätte für ABO Wind keinen Sinn ergeben, mit den Grundstücksbesitzern in Kontakt zu treten, ohne zuvor das Okay der Gemeinderäte einzuholen. Deshalb bat die Firma sowohl die Schönfelder als auch die Lampertswalder um einen Grundsatzbeschluss mit einem Ja zum Solarpark. Mit deren Ablehnung ist das Projekt nun beerdigt. „Das müssen wir akzeptieren“, sagt Prieß bedauernd.
Der „Interkommunale Solarpark Lampertswalde-Schönfeld“ war als sogenanntes PPA-Projekt (Power Purchase Agreement) geplant. Das bedeutet Strom-Direktvermarktung ohne Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz. ABO Wind plante, die erzeugte Elektroenergie größtenteils an die benachbarte Firma Kronospan zu verkaufen. „Der Standort ist in mehrerlei Hinsicht günstig“, erklärt Stephan Prieß. „Es gibt hier ein Umspannwerk für die Stromabnahme, ausreichend Netzkapazitäten und dazu einen Großabnehmer.“ Außerdem habe Sachsen voriges Jahr den Weg freigemacht, dass Fotovoltaik auf landwirtschaftlich benachteiligten Flächen errichtet werden darf. Den Bürgern von Schönfeld und Lampertswalde sollte der Solarpark auf dreierlei Weise Vorteile bringen. Zum einen hätten sie sich an der Finanzierung beteiligen und später Gewinnausschüttungen bekommen können. Zum anderen wäre über Lieferverträge grüner Strom zu bezahlbaren Preisen zu bekommen gewesen. Und drittens winkten den beiden Kommunen Einnahmen für die Gemeindekasse, die letztlich wieder den Bürgern zugutegekommen wären.
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Allerdings wären durch den Bau der riesigen Fotovoltaikanlage eben auch 37 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gegangen. Das sei bei einer Bodenwertzahl von 34 bis 36 (gering bis mittel) aber nicht so schlimm, fanden die Projektmanager. „Damit ist ABO Wind bei den Gemeinderäten auf eine Mine getreten“, sagt Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Was solle aus den bäuerlichen Betrieben werden, wenn man mit Solaranlagen mehr verdienen könne als mit Agrarprodukten? Im Übrigen habe die Kommune ja bereits einem Solarpark an der Autobahn neben dem Parkplatz Wiesenholz zugestimmt. „Wir sind nicht gegen erneuerbare Energien“, erklärt Weigel, „aber alles hat seine Grenzen.“
Ähnlich sieht es sein Amtskollege René Venus in Lampertswalde. „Neben dem Verbrauch an Ackerfläche müssen wir auch daran denken, was wir unseren Bürgern optisch zumuten können“, sagt er. Lampertswalde sei durch das Kronospan-Firmengelände und das große Gewerbegebiet schon zu einem Industriedorf geworden. Wenn man es nun noch vom Süden her mit einer riesigen Modulfläche einkeile, werde bald niemand mehr herziehen wollen. Ähnlich sahen es die Lampertswalder Gemeinderäte, die den Grundsatzbeschluss schließlich einstimmig ablehnten.
Im Vorfeld der Projekteinreichung hätten bereits konkrete Gespräche mit der ABO Wind stattgefunden, heißt es bei Kronospan. Seitens des Unternehmens gab es für die Abnahme der nachhaltig erzeugten Strommengen aus Fotovoltaik ein hohes Interesse. „Die massiv steigenden Energiepreise und die Abhängigkeit des Energiemarktes von internationalen Ereignissen zeigen uns sehr deutlich, wie wichtig es ist, sich hier als Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit zu erarbeiten und das Thema nachhaltiger, grüner Energiegewinnung noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken“, sagt David Brenner, einer der Geschäftsführer von Kronospan in Lampertswalde. Unabhängig vom ABO-Wind-Projekt verfolge man auch selbst Pläne in Richtung erneuerbarer Energie. Aktuell laufen interne Planungen zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage auf den Hallendächern.