Großenhain
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Seit 30 Jahren Anlaufstelle für Nierenkranke

Das Dialysezentrum der Stiftung Patienten-Heimversorgung in der Bobersbergstraße hat Geburtstag. Einfache Untersuchungen dienen der Früherkennung.

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Fachangestellte Kristin Scharf im Dialysezentrum Großenhain am Bobersberg. Das hatte am Feiertag Geburtstag.
Fachangestellte Kristin Scharf im Dialysezentrum Großenhain am Bobersberg. Das hatte am Feiertag Geburtstag. © Kristin Richter

Großenhain. Chronisches Nierenversagen ist ein stark unterschätztes Leiden. In Deutschland leben etwa neun Millionen Menschen mit einer chronischen Nierenkrankheit (CKD). Doch die meisten wissen davon nichts. Denn Symptome äußern sich erst, wenn die Erkrankung schon vorangeschritten ist. Im Spätstadium, wenn die Organfunktion unter zehn Prozent liegt, sind die Patienten auf eine Nierenersatztherapie angewiesen, d.h. entweder auf eine Transplantation oder auf die Dialyse. Über 90.000 Patienten werden in Deutschland damit versorgt.

In Großenhain ist das Dialysezentrum der gemeinnützigen Stiftung Patienten-Heimversorgung (PHV) mit der internistischen Praxis im MVZ für Nieren- und Hochdruckerkrankungen seit 30 Jahren kompetente Anlaufstelle für nierenkranke Patienten. Vor drei Jahrzehnten, am 22. November 1993, eröffnete die Stiftung PHV in Partnerschaft mit den Fachärzten für Innere Medizin und Nephrologie, Dr. Jörg Engelmann und Dr. Johannes George, ihre Dialyseeinrichtung in Großenhain. Begonnen in den umgebauten Räumen einer ehemaligen Infektionsbaracke hinter dem Klinikum am Bobersberg mit insgesamt acht Behandlungsplätzen, bezog das Zentrum im Herbst 1994 sein Gebäude am jetzigen Standort in der Bobersbergstraße 2.

Heute werden im Zentrum, das im Laufe der Jahre baulich erweitert wurde, rund 75 dialysepflichtige Patienten an 27 modern ausgestatteten Behandlungsplätzen versorgt. Wohnortnah betreibt das Zentrum seit 1998 zudem als weiteren Standort das Dialysezentrum in Meißen mit weiteren 43 Behandlungsplätzen.

Ärztlich geleitet werden beide Dialysestandorte sowie die internistische Praxis heute von dem fünfköpfigen Ärzteteam Dr. Beate Schulze, Dipl.-Med. Ulrike Sachse, Dr. Swen Brodführer, Andreas Wolf und Steven Rockstroh. Die Betreuung der Patienten während der Dialyse übernehmen speziell qualifizierte Pflegekräfte der PHV. Anlässlich ihres 30. Zentrumsjubiläums möchte das Team des Zentrums auf die lebenswichtigen Aufgaben der Nieren und die Möglichkeiten der Vorbeugung einer Nierenerkrankung aufmerksam machen.

„Unser wichtigstes Ziel ist es, bei unseren nephrologischen Patienten das Fortschreiten der Nierenerkrankung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Dies gelingt in der Regel gut, wenn die Nierenerkrankung frühzeitig erkannt wird“, so Fachärztin Dr. Beate Schulze. Fatal sei, dass sich Nierenerkrankungen häufig schleichend entwickeln und meist erst bemerkt werden, wenn die Nierenfunktion bereits eingeschränkt ist. „Wir empfehlen daher, durch zwei einfache Untersuchungen – eine Urinanalyse und eine Blutprobe, die beim Hausarzt durchgeführt werden können, die Nierenfunktion ab 35 Jahren jährlich überprüfen zu lassen“, so Dr. Schulze weiter. Der Eiweißgehalt im Urin und ein im Blut enthaltener Nierenwert (Kreatinin) geben Auskunft über die Leistung der Nieren. Bei auffälligen Werten überweist der Hausarzt den Patienten zum Nephrologen.

Kann ein Nierenversagen nicht aufgehalten werden, stehen neben der Vorbereitung zur Transplantation in den Dialysezentren zwei Verfahren zur Auswahl: Bei der Hämodialyse wird das Blut von Patienten, deren Nieren nicht mehr arbeiten, über ein Dialysegerät gereinigt, das auch als künstliche Niere bezeichnet wird. Zentraler Bestandteil des Geräts ist der Dialysator, der wie ein Filter das Blut reinigt. Die Dialysebehandlung dauert in der Regel vier bis fünf Stunden und wird meistens dreimal in der Woche im Zentrum durchgeführt. Geeignete Patienten können die Hämodialyse nach einer intensiven Schulung auch selbstständig zu Hause durchführen.

Das zweite Verfahren ist die sogenannte Peritonealdialyse. Bei diesem Verfahren wird das Bauchfell (Peritoneum) des Patienten als natürliches Filterorgan genutzt, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. Diese Behandlung führen die Patienten in der Regel selbstständig zu Hause durch, nachdem sie vorab von dem Dialyseteam vorbereitet und geschult wurden. Eine 24-stündige Erreichbarkeit des Zentrums ist für alle Patienten gewährleistet. (SZ/krü)