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Großenhain: Humorvolle Anraunzer für Achtlose

Großenhains Kampagne „Saubere Stadt“ wird ab März in sächsischem Dialekt geführt – da muss man schon genauer hinguggn.

Von Manfred Müller
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Stadtkultur-Chef Mattias Schmieder (l.) und Sachgebietsleiter Jörg Withulz mit dem in prallem Sächsisch abgefassten Aufruf zum Frühjahrsputz.
Stadtkultur-Chef Mattias Schmieder (l.) und Sachgebietsleiter Jörg Withulz mit dem in prallem Sächsisch abgefassten Aufruf zum Frühjahrsputz. © Manfred Müller

Großenhain. Ab Mitte März wird so mancher Großenhainer vor einem städtischen Schaukasten stehen und angestrengt buchstabieren. „Bei dir glabbords wo?“ Wie meinen? „Das kannste inde Donne drüggn!“ Aha! Dann nämlich startet im Rahmen der Kampagne „Saubere Stadt“ eine Plakataktion mit humorvollen Denkanstößen auf Sächsisch. Anfangs muss man wahrscheinlich einen Moment stehen bleiben und diesen oder jenen kleinen Anraunzer ins Hochdeutsche übersetzen.

Oder innehalten, um den Sinn auf Sächsisch zu erfassen. „Offgeroocht? Dann hier neindun“ und „Selber ooch schon reingeladschd?“ plus Hunde-Logo erschließt sich dem eingeborenen Großenhainer normalerweise ohne Sächsisch-Wörterbuch. „Wir haben bewusst auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet“, erklärt Stadtkultur-Chef Matthias Schmieder. „Wenn man sein Anliegen mit einem Augenzwinkern herüberbringt, erreicht man mehr.“

Über weggeworfene Zigarettenkippen, Kaugummis, kaputte Glasflaschen und anderen Müll ärgert sich fast jeder. Ebenso über mit Graffiti verschandelte Häuserfassaden und „Fanaufkleber“ an Lichtmasten und Schaukästen. Vandalismus verursachte in Großenhain allein im Jahr 2019 einen Schaden in Höhe von 60.000 Euro. Dem will das Rathaus nun mit seiner Saubere-Stadt-Kampagne begegnen.

Es geht darum, die Menschen mit Hinguckern und Aufrüttlern zu erreichen – quasi auf anderen Bewusstseinsebenen als den alltäglichen. Im Frühjahr 2021 wurden deshalb mehrere Kreativbüros angeschrieben. Aus den Bewerbungen für die Kampagne wählte ein Gremium aus Stadträten, Ordnungskräften, Stadtbauhof, Händlern und Marketingleuten schließlich den Vorschlag aus, in sächsischem Dialekt auf die Probleme aufmerksam zu machen.

Neben der Plakataktion, die vor allem auf Schaufenster, Infokästen und Bushaltestellen ausgelegt ist, soll es auch eine Papierkorb-Aufkleberkampagne geben. Aber alles in Maßen, damit die Sache nicht selbst unerwünschten Müll produziert. Darüber hinaus werden bestimmte Zielgruppen direkt angesprochen. So etwa Großenhains Hundebesitzer, von denen jeder noch ein persönliches Schreiben mit einem Infoflyer bekommt. Es gibt in der Röderstadt sage und schreibe 950 Einwohner, die Hundesteuer bezahlen – Tendenz steigend. Von denen erhofft man sich im Rathaus auch ein Feedback zur Sauberkeits-Aktion. Eher für junge Leute ist ein Kampagnenfilm gedacht, der sich mit Zivilcourage gegen Vandalismus beschäftigt. Der knapp zweiminütige Clip läuft vor dem Hauptfilm im Kino am Frauenmarkt. Sein Schöpfer ist der Großenhainer Filmemacher Mirko Thomas.

Wilde Müllablagerungen, wie hier am Kulturschloss, werden, wie auch Hundekot und Graffiti-Schmierereien, von der Saubere-Stadt-Kampagne aufs Korn genommen.
Wilde Müllablagerungen, wie hier am Kulturschloss, werden, wie auch Hundekot und Graffiti-Schmierereien, von der Saubere-Stadt-Kampagne aufs Korn genommen. © Manfred Müller

„Es geht uns nicht in erster Linie darum zu ermahnen“, erklärt Sachgebietsleiter für Kultur und Jugend Jörg Withulz. „Wir wollen über die Kampagne mit den Leuten ins Gespräch kommen, sie ermuntern, genauer hinzuschauen und vielleicht auch selbst mit anzufassen.“ Die nächste Gelegenheit dazu ergibt sich bereits am Samstag, 2. April.

Da ruft die Stadt ihre Einwohner zum Frühjahrsputz auf. Schwerpunkte sind das Gebiet um den Musikerring und der Gartenschaupark. Die Verantwortlichen im Rathaus hoffen, dass die zwei Wochen zuvor gestartete Plakatkampagne ein paar mehr Großenhainer zum Mittun motiviert. Hatten doch in den vergangenen Jahren zwar die Vereine an ihren Wirkungsstätten für Ordnung gesorgt – an den öffentlichen Plätzen und Anlagen aber waren fast ausschließlich städtische Angestellte zugange. Das soll sich nun dieses Jahr unter dem Motto „Umguggn, offläshn, wegduhn!“ ändern. Nach Aussage von Jörg Withulz wurden die Kampagnen-Slogans auch schon erfolgreich an außersächsischen Mitarbeitern der Stadtverwaltung getestet.