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Was einen Schlossherrn mit Käthe Kollwitz verbindet

Wer hätte das gedacht? Dem Förderverein Schloss und Park Lauterbach gelangen erstaunliche Recherchen zur Pferdezucht und einem Wettiner Großereignis.

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Turnierritter Hans Rudolf von Palm (l.) war in Schloss Lauterbach ansässig. Hier ist er als Puppe dargestellt, die Figurengruppe wird durch Randi Friese und Andreas Hoffmann vom Förderverein zum Leben erweckt.
Turnierritter Hans Rudolf von Palm (l.) war in Schloss Lauterbach ansässig. Hier ist er als Puppe dargestellt, die Figurengruppe wird durch Randi Friese und Andreas Hoffmann vom Förderverein zum Leben erweckt. © Kristin Richter

Lauterbach. Das hiesige Schloss ist eines der kleineren Landschlösser in der Großenhainer Pflege. Es gehört der Gemeinde Ebersbach. Errichtet um 1720 inmitten des schmalen Hopfenbachtales nahe Moritzburg bildet es mit seinem Spiegelteich den Abschluss des Wirtschaftshofes eines vormittelalterlichen Rittergutes. Der Förderverein Schloss und Park Lauterbach e. V. kümmert sich seit 18 Jahren ehrenamtlich darum, dass es vor dem Verfall gerettet wird und eine behutsame Sanierung erfolgen kann.

Auch die Aufarbeitung der Schlossgeschichte ist wichtig, und vor allem, sie für Schlossbesucher erlebbar zu machen. So kann immer wieder mithilfe von Nachfahren Neues über die Schlossherrenfamilien von Kirchbach (1660-1708), von Zehmen (1708-1737) und von Palm (1737-1929) herausgefunden werden. Erstaunliche Zusammenhänge kommen ans Licht, sodass und man oft staunen kann. Als Schlossherr Hans Rudolf von Palm (1855-1914) aus einem Bild heraus als Turnierritter auferstehen sollte, ahnte noch niemand, was sich bei den Recherchen zum Thema alles ergeben könnte.

  • 26. Mai, 10 bis 18 Uhr: Schlossfrühling auf Schloss Lauterbach zum Tag der Parks und Gärten, Eintritt: 2 Euro.
Dokumente zum Festumzug anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Wettiner 1889. Daran beteiligte sich Hans Rudolf von Palm im Turnierzug.
Dokumente zum Festumzug anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Wettiner 1889. Daran beteiligte sich Hans Rudolf von Palm im Turnierzug. © Kristin Richter

Hans Rudolf und der Turnierzug

Ein absoluter Höhepunkt zum 800-jährigen Regierungsjubiläum der Wettiner war der Huldigungszug am 19. Juni 1889. Durch die Straßen von Dresden, vorbei am Königspavillon auf dem Neumarkt, zogen 38 Musikkorps, 63 Schmuckwagen, 840 Reiter und über 12.000 Fußgänger. Dieser große Festumzug diente der repräsentativen Selbstdarstellung des sächsischen Hofes im öffentlichen Raum. Es präsentierten sich auch Städte, Industrie, Gewerbe, Handel und verschiedenste Vereine.

Der Turnierzug war eine von fast 20 Abteilungen im Festumzug. Er sollte die einzelnen Epochen der Regierungszeit des Hauses Wettin darstellen und signifikante Ereignisse dieser Zeit veranschaulichen. In dem in drei Gruppen gegliederten Aufzug waren 220 Ritter zu Pferden mit Rüstungen des 11., 14. und 17. Jahrhunderts. Begleitet wurden sie von 60 Knappen zu Fuß. Wer hätte gedacht, dass Hans Rudolf von Palm daran überhaupt teilnehmen durfte?

Das nachgestellte Bild nach dem Turnierzug zeigt Hans Rudolf von Palm vor dem alten Schloss Lauterbach, das 1865 umgebaut wurde.
Das nachgestellte Bild nach dem Turnierzug zeigt Hans Rudolf von Palm vor dem alten Schloss Lauterbach, das 1865 umgebaut wurde. © Kristin Richter

Statt Palme roter Löwe – eine Legende musste her

Die Warenpräsentation war der wesentliche Sinn des mittelalterlichen Turnierzuges. Eigentlich durften hier nur Angehörige des Ur-Adels reiten, deren Geschlechter in der Mitte des 14. Jahrhunderts turnierfähig gewesen sein mussten. Wer hätte gedacht, dass Hans Rudolf v. Palm einen roten Löwen statt der üblichen Palme präsentierte? Zum Ur-Adel gehörte Hans Rudolf von Palm nämlich nicht – jedenfalls nicht, wenn man sich an die gesicherten Fakten hält. Es kursiert jedoch eine Legende über die Abstammung der Familie von einem alten Schweizer Adelsgeschlecht. So soll ein Palmvorfahre durch den Habsburger Kaiser Rudolf I. - dem Begründer des Hauses Österreich – bereits im 13. Jahrhundert zum Ritter geschlagen worden sein und den roten habsburgischen Löwen für das Familienwappen zugesprochen bekommen haben.

Man kann nur darüber spekulieren, ob Hans Rudolf auch ohne Ahnenprobe am Turnierzug hätte teilnehmen dürfen, oder ob er extra diese alte Legende bemühen musste. Jedenfalls entschied er sich dafür, im Schaubild einen roten Löwen zu präsentieren, welcher - wie auch die Eule auf dem Helm - in seinem Palmschen Familienwappen zu finden ist.

Der mittelalterliche Teil des Turnierzugs wirkte besonders prächtig. Mit Lanze und Schwert ausgestattet, zogen die sechzig Reiter paarweise in heraldischen Dekorationen auf. Das jeweilige Wappen, der als Turnierritter antretenden Adligen, zierte Helm, Wappenrock und Rossdecke. Die das Turnier zu Fuß begleitenden Knappen präsentierten die Wappenschilde. Was die Adligen im Huldigungszug jedoch nicht darstellen konnten, waren ihre Grundbesitztümer als Basis ihrer ökonomischen Stellung. So ließen sie sich nachträglich noch einmal vom Maler G. Hohneck in Rüstung vor ihren Schlössern und Burgen malen. Dabei wählten sie gern eine frühere Ansicht, der oft umgebauten und mittlerweile veränderten Gebäude.

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