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Tourismus in Großenhain: Ernüchternde Bilanz

Corona hat 2021 so ziemlich alle Anbieter komplett ausgebremst. Nicht einmal ein Drittel der Kapazitäten in Unterkünften wurde ausgelastet.

Von Thomas Riemer
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Der Barockgarten und Palais Zabeltitz: Nur beim Sommerfest des Landrates im Juli war hier so richtig Betrieb. Tourismus ließ Corona 2021 nicht zu.
Der Barockgarten und Palais Zabeltitz: Nur beim Sommerfest des Landrates im Juli war hier so richtig Betrieb. Tourismus ließ Corona 2021 nicht zu. © Norbert Millauer

Großenhain. Der Tourismus in Sachsen, damit auch im Elbland und speziell in Großenhain krankt. Das wundert angesichts von Corona mit all seinen Nachwirkungen niemanden. Gastronomische Einrichtungen mussten schließen, Hotels und Pensionen durften keine touristischen Gäste empfangen - dürfen es zum Teil bis heute nicht. Museen, Ausstellungen, tourismusfreundliche Veranstaltungen - bis auf den Bauernmarkt im Oktober 2021 war nicht daran zu denken, dass Gäste von außerhalb in die Röderstadt kommen - schon gar nicht über mehrere Tage.

Die Zahlen für Großenhain sind ernüchternd. Lediglich 31,9 Prozent beträgt die Auslastung der angebotenen Betten für Touristen im Zeitraum von Januar bis November 2021. Gerade einmal 3.232 Ankünfte inklusive Camping wurden in diesem Zeitraum registriert - ein Minus im Vergleich zum Jahr zuvor von fast 15 Prozent. Reichlich 18.000 Übernachtungen stehen zu Buche - auch das sind erheblich weniger als 2020.

Fünfeinhalb Tage beträgt die durchschnittliche Verweildauer von Touristen in Großenhain. Die Zahl beschönigt die Situation ein wenig. "Wir erheben selber keine Daten, sondern greifen auf die Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen zurück. Hier werden alle Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten erfasst", so Sindy Vogel, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Elbland Dresden e.V. Und in Großenhain zähle da die Rehaklinik mit rein. Deren Patienten gelten also ebenso als "Touristen".

Gästeführer halten zur Stange

Wie sieht es ganz praktisch in Großenhainer Hotels aus? Angelika Pietzsch vom Großenhainer Kupferberg machte vor ein paar Wochen klar, dass außer wirtschaftlich oder geschäftlich bedingten Übernachtungen die Zimmer weitgehend unbelegt blieben. Aus der Parkschänke Zabeltitz war und ist - je nach gerade aktueller Corona-Verordnung - nichts anderes zu vernehmen. Busunternehmen - normalerweise auf Zabeltitz mit Barockpark und -garten sowie Palais erpicht - bleiben seit knapp zwei Jahren weitgehend aus. Beliebte Veranstaltungen sind ausgefallen. Thomas Krause, seit einem Jahr Betreiber der Gastronomie im Palais, zeigt sich trotzdem optimistisch. "Wenn im Sommer wieder was stattfinden kann, wird es richtig schön", sagt er.

Für eine Kommune wie Großenhain ist Corona touristisch gesehen doppelt tragisch. Zwar ist es ganz gewiss nicht der einzige Treiber für die Region. Doch Attraktionen wie Zabeltitz, das Kulturschloss, das Erlebnisbad, Museum und auch sportliche Highlights "spülten" in der Vergangenheit immer wieder Ortsfremde in die Röderstadt.

Da sie coronabedingt ausbleiben, muss das Image gepflegt werden. Sprich: Vorhandenes erhalten und aufpeppen - für bessere Zeiten. "Im letzten Jahr wurde am Caravan-Stellplatz die Sanistation durch ein moderneres Modell ersetzt und ein Parkautomat aufgestellt", nennt Rathaussprecherin Diana Schulze eine diesbezügliche Maßnahme. Ansonsten erfolgen allgemeine Unterhaltungs- und Erneuerungsaufgaben vor allem an der touristischen Beschilderung. Die Schilder sind zum Teil über die Jahre verwittert, wurden beschmiert oder beschädigt.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit sei zielgerichtetes Marketing und die Zusammenarbeit und der Austausch in Netzwerken, wie beispielsweise im Tourismusverband Dresden Elbland oder im Schlösserland Sachsen, um mit den touristischen Angeboten und Ausflugszielen in digitalen und analogen Medien immer aktuell und zeitgemäß präsent zu sein.


Die Summe der Investitionen im Bereich Tourismus im Jahr 2021 inklusive Marketing beziffert Diana Schulze auf rund 15.000 Euro. Der Hauptanteil entfiel dabei auf die erwähnte Sanistation mit 10.000 Euro.

Immerhin: Falls irgendwann wieder Touristen nach Großenhain kommen, ist auf eine Branche offenbar Verlass. "Alle Gästeführerinnen und Gästeführer, die auf Honorarbasis arbeiten, sind noch 'an Bord'. Sie freuen sich schon sehr darauf, wenn die Saison wieder losgeht", so Diana Schulze. Alle Führungen seien buchbar über die Großenhain-Information oder die Zabeltitz-Information.

Und wie passt das nun alles ins Leitbild der Stadt, das vergangenes Jahr auch Akzente für den Tourismus setzte? "Das Leitbild soll uns bis 2030 begleiten. Allzu hohe Erwartungen nach dem ersten Jahr wären daher utopisch", erklärt die Rathaussprecherin. "Nichtsdestotrotz arbeiten wir kontinuierlich und schrittweise an der Umsetzung", fügt sie hinzu. Mit der Erstellung des Tourismuskonzeptes für Großenhain - der Prozess laufe aktuell - werde die Basis für die weitere Ausgestaltung und Schärfung der touristischen Angebote in Großenhain und Zabeltitz geschaffen. Dieses Konzept orientiert sich am Leitbild und den darin genannten Zielen.