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Großenhainer Amtsgericht wird betreutes Wohnen

Die Baugenehmigung ist da. Noch dieses Jahr soll ein neues Dach drauf – nobel aus Schiefer.

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© Brühl

Von Birgit Ulbricht

Die Tür zum Gerichtssaal lässt sich wieder öffnen und schließen. Die Rollen laufen wie geschmiert. Das Holz ist frisch aufgearbeitet. Der Durchgang mit dem mächtigen Türstock, der ebenfalls restauriert ist, wird eines der Schmuckstücke im Amtsgericht Großenhain. Zwar geht hier kein Richter mehr durch zur Verhandlung, dafür sollen sich in dem lichtdurchfluteten Raum künftig alte Leute zum geselligen Beisammensein treffen. So ändern sich die Dinge.

Jens Karitzki ist zufrieden. Mit seinem Geschäftspartner Henry Adam saniert er das ehemalige Gerichtsgebäude an der Meißner Straße. Anfangs haben einige den Kopf geschüttelt, als der Autohändler und der Erbenermittler das ehrwürdige Gerichtsgebäude bei einer Auktion vor gut zwei Jahren ersteigerten. Aber sie haben in Ruhe ihr Projekt „Betreutes Wohnen“ vorbereitet, sich informiert, Ämter abgeklappter, die Finanzierung auf die Beine gestellt. Nun ist die Baugenehmigung da und Jens Karitzki wirkt weder amtsmüde noch entmutigt. Im Gegenteil. Bauamt, Brandschutz und Denkmalschutz hätten gut zusammengearbeitet, sagt er.

Weil alle drei Kreisämter in Großenhain sitzen, hat ihm das auch viel Fahrerei erspart. In ein paar Tagen bringt Nachbar Lindemann die Gerüste, noch vor dem Winter soll das neue Dach drauf. Schiefergedeckt soll das Haus von 1876 sein, eben wie früher. Für drinnen und draußen sind die Farbkonzepte in Arbeit. Welche Farbe die Fassade also nächstes Jahr bekommt – da müssen sich die Großenhainer noch gedulden. Drinnen passiert dagegen schon einiges. Alle 88 Fenster werden aufgearbeitet und bekommen innen sechs Millimeter Wärmeschutz, was gleich auch die Straßengeräusche von außen etwas dämmt. Die sind zwar an der Meißner Straße nicht gänzlich zu umgehen, aber gerade die Zimmer zur Straße hin sind die größeren und fast alle mit kleiner Küche. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 55 und 69 Quadratmetern. Zehn Wohnungen entstehen.

Unters Dach zieht die Senioren-WG. Vier kleine Wohnungen, mit einem gemeinsamen Aufenthaltsraum, Bad und Küche, dazu eine extra Toilette – so soll die Alten-Kommune im obersten Stockwerk aussehen. Damit auch unterm Dach Licht und Luft sind, wird der Treppenaufgang an der Rückfront des Amtsgerichtes, der Südseite, bis in Dachhöhe aufgestockt. Das passt sich schön in den historischen Bau ein, der Denkmalschutz hat`s genehmigt. Natürlich erreicht man alle Etagen mit Aufzug.

Der Garten ist inzwischen aufgeräumt. Acht Lkw Grünschnitt hat Jens Karitzki abgefahren, was in 20 Jahren auf 3.200 Quadratmetern eben so gewachsen ist. Die Fläche hat Potenzial als lauschiger Sommergarten mit Grillecke. Mindestens anderthalb Jahre wird gebaut. Wo der Mietpreis am Ende ankommt, da will sich Karitzki noch nicht exakt festlegen.