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Großenhainer kocht wie die alten Römer

Norbert Sauer hat Gewürze aus der Zeit vor 2000 Jahren in einer Doktorarbeit erforscht. Damit hält er jetzt auch Vorträge.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Was speiste ein einfacher Bauer im Römischen Reich vor 2000 Jahren? Der Großenhainer Wirtschaftswissenschaftler Norbert Sauer kennt die Antwort. Obwohl die Geschichtsschreibung meist immer nur von den Mächtigen berichtet – weil Armut kaum Quellen hinterlässt – ist Norbert Sauer fündig geworden. Auch einfache Leute hatten Garum, das Standardgewürz in der antiken römischen Küche. Diese Würzsoße wurde für salzige und für süße Speisen verwendet, war also der Tausendsassa in den römischen Töpfen wie heute Salz und Pfeffer. „Seit vier Jahren forsche ich für eine Doktorarbeit zu Gewürzen und Gewürzhandel im Römischen Reich“, sagt der 49-Jährige. Mit diesem Wissen begeisterte der Großenhainer jetzt wieder bei einem Vortrag im Oschatzer Vogtshaus.

Norbert Sauer kocht selbst gern und kennt sich als Hobbyarchäologe und Gründungs- und Beiratsmitglied der archäologischen Gesellschaft in Sachsen aus mit antiken Quellen. So kam ihm 2012 die Idee, seinen geistigen Horizont mit einer Doktorarbeit zu erweitern. Bei regelmäßigen Treffen mit Doktoranden in Dresden kommt er seiner Promotion Stück für Stück näher. Doch seine Forschungen sollen nicht in Archiven verstauben, findet der Großenhainer. Norbert Sauer hält stattdessen Vorträge dazu und kann mehrere Stunden über die 224 Gewürze, Mischungen oder Flüssigkeiten erzählen, die er in der Literatur beschrieben oder zumindest erwähnt fand.

Mastix und Lokum

Zum Beispiel Mastix – das Harz der Mastix-Pistazienbäume. Schon im alten Ägypten kannte man diesen Stoff, der bei den Römern Verwendung in Backwaren, Limonade oder Süßigkeiten wie Lokum fand. Mulsum war eine römische Weinzubereitung mit Honig. Sie galt den antiken Römern als appetitanregend, verdauungsfördernd und nahrhaft. Norbert Sauer hat das Getränk nach alter Rezeptur für die Verkostung selbst hergestellt. Für ein römisches Frühstück – lentaculum – bereitet er Schafsmilchkäse zu. Beim zweiten Frühstück – pradium – gibt es vor allem Obst.

Für Cena, die Hauptmahlzeit, sind Austern, Hühnerfleisch oder Wild angesagt. Dass es dabei üppig zuging, ist in den Quellen auch überliefert, berichtet der Hobbykoch. Schließlich steht der Römer Lukullus für Gaumenfreuden und Leibesfülle.

Was will Norbert Sauer mit seiner Arbeit und seinen Vorträgen erreichen? „Ich möchte zeigen, dass viele Gewürze, die wir heute nutzen, auch bei den Römern und selbst vorher im alten Ägypten schon bekannt waren“, so der Großenhainer. Außerdem lassen sich interessante Schlüsse ziehen. So hat der römische Chronist Plinius Preisangaben in Denar (heute heißt es Dinar) überliefert, die den Wert von 0,80 Goldmark hatten. Gewürze wie Ingwer, Kardamom, Myrrhe oder Zimt waren damals demnach deutlich teurer.

Handel in Ägypten und Tunesien

Immerhin wussten sie sich die Römer zu beschaffen. Ihre wichtigsten Umschlagplätze waren Alexandria in Ägypten und Karthago in Tunesien. Damals wie heute bestand der Gewürzhandel zu zwei Dritteln aus dem Verkauf von Pfeffer. Obwohl der zu damaliger Zeit teurer als heute war, war er von der 25-prozentigen Luxussteuer befreit und der allgemeinen Bevölkerung zugänglich. Der einfache Soldat musste circa 1,7 Prozent seines Jahreseinkommens für ein römisches Pfund Pfeffer ausgeben, erklärt Norbert Sauer. Bei einem Centurio, dem Führer einer Hundertschaft, waren es nur noch 0,07 Prozent.