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Großhandel belebt Ladenkomplex

Die Firma Bergmann verkauft Material an Handwerker – und sucht Mitarbeiter für den neuen Standort in Löbau.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriel Wandt

Löbau. Die ersten Toilettenschüsseln stehen schon aufgereiht im Regal, Teile für Abflussrohre sind auch schon da, etliches andere fehlt noch. Bis zur geplanten Eröffnung des neuen Abholmarkts sind noch sechs Wochen Zeit, aber in den Räumen des früheren Lidl hat Marktleiter Torsten Senftleben auch noch jede Menge zu tun. Trotzdem hat sich Firmenchef Carsten Juhra das Ziel gesetzt, am 1. April offiziell zu starten. Dann gibt es in Altlöbau eine Anlaufstelle für Handwerker der Region, die für Baustellen Materialnachschub brauchen oder kurzfristig Ersatzteile benötigen.

Für private Kunden ist der neue Laden kein Ziel. Dennoch geht mit dem Einzug der Firma Bergmann aus Sdier der mehr als siebenjährige Leerstand zu Ende. Im Oktober 2008 hatte sich die Lidl-Filiale endgültig aus Altlöbau verabschiedet und war an den Neubau an der Poststraße gezogen. Seither blieben die Räume leer, der Getränkehandel Schlagehan nebenan musste allein in dem als Ladenkomplex angelegten Gebäude über die Runden kommen. Auch Bäcker oder Fleischer kamen nicht mehr zurück.

Und auch für die Firma G.U.T. Bergmann war es Zufall, dass sie sich nun dort einrichtet. Nach einem Gespräch mit der Stadtverwaltung erhielt Juhra eine Liste mit leerstehenden Objekten, erzählt er. Das Gebäude in Altlöbau hat er gesehen, den Vermieter erreicht, und ist sich schließlich mit ihm einig geworden. Dass er nach Löbau wollte, war aber erklärtes Ziel. Die Stadt liege zentral in der Oberlausitz, sagt er. Sie ist daher für die Firma mit Sitz im eher abgelegenen Großdubrau sehr interessant. Die Dichte an Handwerksfirmen sei groß, erste Kontakte zu Unternehmen aus der Löbauer Region gibt es bereits, neue sollen entstehen. „Wir legen großen Wert auf persönliche Nähe“, sagt Juhra. Die will er über Kundengespräche, aber eben auch über den neuen Laden vor Ort und die damit verbundenen kurzen Wege schaffen. Zielgruppe des Abholmarkts sind Handwerksbetriebe, die meist zwischen einem und fünf Mitarbeitern haben – und in fast allen Bereichen arbeiten: Bergmann bietet vor allem Material für Sanitäranlagen, Elektro, Dach, Lüftung, Heizung oder Klimaanlagen.

Handel in Altlöbau

Der Ladenkomplex ist in den 1990er Jahren errichtet worden.

Der Discounter Lidl, der Getränkehandel sowie Fleischer und Bäcker haben über mehrere Jahre die Versorgung von Altlöbau und weiterer Kunden übernommen.

Der Getränkehandel Schlagehan war einst der erste Mieter in dem Areal.

Der Umzug von Lidl in die Postraße erfolgte 2008. Dem vorangegangen waren lange Verhandlungen mit der Stadt über Standort und Gestaltung des neuen Markts. Auch Plus war damals im Rennen.

Der Bereich der Lebensmittelhändler ist seit 2008 nicht mehr vermietet.

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Die Entscheidung für Löbau ist für Juhra auch eine bewusste Entscheidung für einen Standort in der Oberlausitz. Der Dresdner ist vor zwei Jahren selbst nach Bautzen gezogen, als er die Firmenleitung der 1996 gegründeten Firma Bergmann übernommen hat. „Hier kann man gut leben“, sagt er. Er hofft, dass Löbau gelingt, was Bautzen geschafft hat: Die Einwohnerzahl zu stabilisieren und Lebensqualität zu halten. Und er hofft, dass die B178 möglichst schnell an die Autobahn angebunden wird. Vor allem für die Kunden aus dem Norden der Oberlausitz sei das sehr wichtig.

45 Mitarbeiter hat der Großhandel Bergmann, der seit zwei Jahren zu einer bundesweit agierenden Firmengruppe gehört, aber dennoch eigenständig agiert. Für den Standort in Löbau sucht Carsten Juhra neue Leute: Fachverkäufer für Sanitär und Heizung beispielsweise oder Leute, die an Außendiensttätigkeiten interessiert sind. Auch ein Azubi hat Chancen auf eine Ausbildung im Groß- und Außenhandel.

Dass durchs beschauliche Altlöbau nun permanent Laster fahren und Ware liefern, müssten Anwohner aber nicht befürchten, sagt der Firmenchef. Der Abholmarkt erhält einmal am Tag Ware, die Kunden kämen mit Kleintransportern. Da sei zu Zeiten des Lidls mehr los gewesen, schätzt er – und bei mehr Warenverkehr hätte er vom Landkreis auch keine Zulassung erhalten, sich im Wohngebiet anzusiedeln. Wenn der Markt am 1. April startet, soll es tagsüber eine kleine Hausmesse zum Kennenlernen geben, kündigt Juhra an. Und von der Neubelebung des Standorts dürfte dann auch der Altlöbauer Getränkehandel profitieren.