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Wie versteckt man am besten ein Feuerwehrhaus?

Die Kameraden in Kraußnitz finden ihr Gerätehaus schick. Die Denkmalschutzbehörde aber nicht. So soll das Dilemma gelöst werden.

Von Jörg Richter
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Der Blick auf das Kraußnitzer Herrenhaus wird durch das graue Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr verdeckt. Die Kameraden sind froh, ein ordentliches Domizil zu haben, doch Denkmalschützer stoßen sich an der Nähe zum Herrenhaus.
Der Blick auf das Kraußnitzer Herrenhaus wird durch das graue Gerätehaus der freiwilligen Feuerwehr verdeckt. Die Kameraden sind froh, ein ordentliches Domizil zu haben, doch Denkmalschützer stoßen sich an der Nähe zum Herrenhaus. © Jörg Richter

Kraußnitz. Soldaten tarnen sich, wenn sie in freier Natur vom Feind nicht sofort erkannt werden wollen. Chamäleons tarnen sich aus dem gleichen Grund und nehmen sogar die Farbe der Umgebung an. Auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kraußnitz haben den Befehl „Achtung, Tarnung!“ erhalten. 

Doch sie müssen ihre Einsatzkleidung und Helme nicht mit Gras und Laub verzieren, so wie es die Bundeswehrsoldaten tun. Nein, sie sollen am besten gleich ihr ganzes Gerätehaus verstecken. Am besten so, dass es die wenigen Besucher, die sich in den Finkenmühlenweg verirren, bloß nicht sofort als Feuerwehrgarage identifizieren können. 

So will es jedenfalls die untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Meißen. Sie stört sich an dem grauen Kasten, der gleich neben dem ehemaligen Kraußnitzer Herrenhaus steht. Das steht unter Denkmalschutz.

Schon vorm Bau des neuen Gerätehauses vor drei Jahren gab es immer wieder Ärger mit der Denkmalschutzbehörde. Baugenehmigungen ließen auf sich warten. Denn die Blechgarage ist eher auf Funktionalität, als auf Ästhetik getrimmt. 

Die Gemeindeverwaltung hatte Mühe, die immer neuen Ideen aus dem Denkmalamt auf eine bezahlbare Variante zurechtzustutzen. Zwischenzeitlich forderte das Landratsamt Meißen sogar eine Dachbegrünung. Aber die ließ sich wegen der leichten Bauweise nicht verwirklichen.

Nur die Westseite des Kraußnitzer Gerätehauses muss nicht begrünt werden.
Nur die Westseite des Kraußnitzer Gerätehauses muss nicht begrünt werden. © Jörg Richter

Ursprünglich sollte das Gebäude nicht mehr als 60.000 Euro kosten. Am Ende summierten sich die Baukosten auf rund 70.000 Euro. Und es werden noch ein paar Tausend Euro dazukommen. Denn den Meißner Denkmalschützern ist der graue Stahlwürfel so dicht neben dem Kraußnitzer Herrenhaus nach wie vor ein Dorn im Auge. Beharrlich fordern sie eine Fassadenbegrünung auf der Nord-, Ost- und Südseite. Nur die Westseite mit dem großen Tor darf frei bleiben. Noch.

Die Schönfelder Gemeindeverwaltung hat sich Gedanken gemacht, wie sie dem Wunsch der Denkmalschutzbehörde entsprechen kann. Rankgitter für Efeupflanzen einfach an die Blechgarage zu schrauben, kam nicht infrage. „Wir wollen nicht in die Stahlwände bohren, um nicht die Gewährleistung zu verlieren“, heißt es aus dem Bauamt. Deshalb gibt es den Plan für vorgesetzte, freistehende Rankgerüste. 

Eine entsprechende Ausschreibung wurde verfasst und Angebote eingeholt. Doch von den sechs angeschriebenen Gartenbaufirmen gab tatsächlich nur eine ein Angebot ab. Und das fiel nach Ansicht des Gemeinderats mit rund 15.800 Euro zu hoch aus. „Hier verbrennen wir richtig viel Geld“, sagt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. 

Daraufhin nahm der Gemeinderat die Auftragsvergabe zur Begrünung des Gerätehauses einstimmig von der Tagesordnung. Nun sollen neue, preisgünstigere Angebote eingeholt werden. Die Gemeindeverwaltung hofft, dass das Landratsamt Meißen die notwendige Aufschubzeit gewährt.