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Gut für Mensch und Tier

Seit 95 Jahren trainieren die Waldheimer Hundesportler im Sauergras. Die Hundert wollen sie knacken.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Waldheim. Zwischen Reinsdorf und Richzenhain geht Naturfreunden das Herz auf. Waldwege führen durchs sogenannte Sauergras, kleine Holzbrücken über den munter plätschernden Bach. Mitten in dieser Idylle taucht ein Hundesportplatz mit Hindernissen und einem massiven Haus auf. Hier treffen sich seit den 1920er-Jahren Kinder, Jugendliche, Männer und Frauen, um mit ihren Hunden zu trainieren. Damals wie heute tun sie das mit Begeisterung, auch wenn die meisten der heutigen Mitglieder in die Jahre gekommen sind.

Aus dem Gründungsjahr des Waldheimer Hundesportvereins 1921 stammt dieses Foto. Schon damals gab es eine Unterkunft. Spezielle Boxen für die Tiere sind später gebaut worden.
Aus dem Gründungsjahr des Waldheimer Hundesportvereins 1921 stammt dieses Foto. Schon damals gab es eine Unterkunft. Spezielle Boxen für die Tiere sind später gebaut worden. © privat

Doch es gab auch andere Zeiten. Die zum Beispiel, als die Hundesportler mit Muskelkraft die Zuwegung aufgegraben haben, um ein Stromkabel über ein paar Hundert Meter durch den Wald zum Vereinsgelände zu verlegen. „Da waren wir noch jung und allesamt kräftige Männer“, sagt Siegfried Kutscher. Der Landwirt aus Schweikershain ist schon rund 45 Jahre in diesem Verein dabei, aufs Jahr genau will er sich nicht festlegen. Jetzt, da er als Rentner ein wenig mehr Zeit erübrigen kann, will er die wieder in den Verein investieren und hat sich erst vor ein paar Wochen bereiterklärt, den Vorsitz zu übernehmen. „Irgendwie schaukeln wir das Ding“, sagt der 77-Jährige mit einem Lächeln. Den 100. Vereinsgeburtstag, den wollen er und seine Mitstreiter alle gemeinsamen feiern – und möglichst nicht nur den.

Von früher einmal mehr als 30 Mitgliedern ist der Hundesportverein im Moment auf 16 geschrumpft. Aber es gibt Hoffnung. Die ist blond, elf Jahre jung und sehr aufgeschlossen: Anna. Seit acht Monaten gehört Dackel Kurt zu ihrer Familie. Fast so lange kommen Anna und Kurt zum Training der Hundesportler ins Sauergras. Dass der kleine Kerl seitdem aufs Wort hört, das behauptet Anna nicht. Aber sie ist sehr wohl mit Kurts Benehmen zufrieden.

Darum geht es unter anderem. Beim Training soll das Sozialverhalten der Hunde geschult werden. Gerade, wenn ein neuer Hund auf dem Platz dabei ist, kann es schon einmal laut werden und durchaus vorkommen, dass sich die Tiere bellend und kläffend gegenüberstehen. „Doch das gibt sich meist schnell“, sagen die erfahrenen Hundesportler.

An den Sonntagen erfahren Herrchen und Frauchen alles, was sie ihren Hunden beibringen sollten und vor allem wie sie am besten dabei vorgehen. Prüfungen sollen am Ende der Ausbildung nicht stehen. „Aber wir geben den Leuten die Grundlagen und das Fachwissen für mögliche Begleithundeprüfungen mit“, sagt Siegfried Kutscher.

Inzwischen ist der Hundesportverein einer, der die Mitgliedschaft nicht an die Tierrasse knüpft. „Bis zur Wende waren wir ein Deutscher Schäferhundeverein“, so der Vorsitzende. Indes könne jeder mitmachen – egal, ob er einen Spitz oder einen Bernhardiner hat. Dabei geht es auch nicht nur um die Erziehung der Tiere. „Wichtig ist uns die Bewegung, und die tut auch uns Menschen gut“, finden die Hundesportler übereinstimmend. Auf dem Übungsplatz werde manches Zipperlein vergessen.

Stolz sind die Hundesportler auch auf ihr Vereinsheim, das inzwischen zweite an dieser Stelle, wiederum selbst gebaut. Hier sitzen sie ab und an beisammen, tauschen sich beispielsweise auch über die Ernährung der Tiere oder darüber aus, was bei Krankheiten zu tun ist. An den Wänden hängen noch so manche Erinnerungsstücke an die Vereinsarbeit in den zurückliegenden Jahrzehnten. Am vergangenen Wochenende haben die Frauen im Verein alles abgestaubt und abgesaugt, damit der Geburtstag am Sonntag notfalls auch drinnen gefeiert werden kann.

„Es gibt wieder Lamm am Spieß“, verrät Siegfried Kutscher. Präsentationen des Hundesports soll es an diesem Tag weniger geben. „Wir haben vielmehr vor, mal wieder gesellig beisammenzusitzen und uns auszutauschen“, sagen die Mitglieder des Vorstandes. Dazu sei jeder willkommen, der sich über den Sport und die Hundehaltung informieren will. Schon der 85. Vereinsgeburtstag sei so gefeiert worden. Daran erinnern sich alle noch gern.

Feiern & trainieren

Anlässlich des Vereinsgeburtstages laden die Waldheimer Hundesportler für Sonntag, 21. August, auf den Übungsplatz im Sauergras ein. Ab 12.30 Uhr sind Gäste dort willkommen.

Zum Training kommen die Vereinsmitglieder jeden Sonntag von 10 und 11.30 Uhr zusammen. Weitere Hundebesitzer sind gern gesehen.