Merken

Guter Heinrich gesucht

Wer seltenen Wildkräutern beim Überleben helfen will, der kann Pflanzenpate werden. Jeder kann mitmachen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Gauthier Saillard

Von Udo Lemke

Meißen. Wer hat den Guten Heinrich gesehen? Noch vor nicht allzu langer Zeit stand er an jedem Misthaufen, an feuchten Wegrändern und an Mauern. Aber die Dörfer verstädtern immer mehr – die Misthaufen sind verschwunden, auch weil die Tiere jetzt meist in Großställen gehalten werden. Die Mauern werden sauber verfugt und Stauden-und Unkrautfluren gelten als unordentlich und werden schnell abgemäht. Früher ein Allerweltskraut, steht der Gute Heinrich heute in Sachsen auf der Roten Liste als gefährdet.

So sieht der Gute Heinrich aus.
So sieht der Gute Heinrich aus. © UZD

Nun soll ihm und neun weiteren seltenen heimischen Pflanzenarten geholfen werden. Das will das beim Dresdner Umweltzentrum angesiedelte Projekt Urbanität und Vielfalt. Der Grundgedanke besteht darin, die Bürger bei der Stabilisierung der Bestände einzubeziehen, erklärt Koordinatorin Katrin Steiner. Und das soll so gehen: Interessierte Bürger aus Dresden und dem Landkreis Meißen können ab Frühjahr eine Pflanzenpatenschaft für den Guten Heinrich und die anderen neun seltenen Arten übernehmen. Dazu zählen etwa die Gewöhnliche Betonie, die Skabiosen-Flockenblume oder die Kleine Wiesenraute.

Die Pflanzenpaten können die in der Gärtnerei des Umweltzentrums vorgezogenen Pflanzen in ihrem Garten oder auf dem Balkon heranwachsen lassen und entsprechend pflegen, und später geben sie die Pflanzen oder das gewonnene Saatgut wieder im Umweltzentrum zurück. Von dort aus treten sie die Reise auf zehn Ausbringungsflächen in Dresden bzw. im Landkreis Meißen an. „Indem die Bestände dieser seltenen Pflanzen gestärkt werden, soll die biologische Vielfalt in der Region gestärkt werden“, erklärt Katrin Steiner.

Vorträge und Pflanzenausgabe

Am 21. März gibt es in der Nabu-Station Schloss Heynitz, Heynitzer Straße 8-10 in 01683 Nossen OT Heynitz, ab 19 Uhr eine Projektvorstellung für den Landkreis Meißen.

Am 17. April findet im Hahnemannzentrum Meißen, Klosterruine zum Heiligen Kreuz, Leipziger Straße 94, 01662 Meißen, um 19 Uhr ein Themenabend statt.

Am 27. Mai findet in der Nabu-Station Schloss Heynitz 10 Uhr ein Vortrag statt, ab 10.30 Uhr folgt ein Themenvormittag mit Pflanzenausgabe.

Am 2. Juni folgt in der Klosterruine Heilig Kreuz die Pflanzenausgabe.

www.uzdresden.de

1 / 4

Nachdem im vergangenen Jahr durch Fachleute Samen der Wildkräuter gesammelt worden sind, geht es in diesem Jahr darum, Pflanzenpaten zu finden. In Dresden seien nach den ersten Informationsveranstaltungen schon rund 100 Pflanzenpaten gewonnen worden, sagt sie. Für Meißen finden die ersten Projektvorstellungen erst noch statt (siehe Kasten). „Man muss an einem dieser Themenabende teilgenommen haben“, so Katrin Steiner, „um Pflanzen zu bekommen“. Den Interessenten werden dabei Information zur Biologie der Pflanzen und Pflegehinweise vermittelt. „Das Projekt bringt den botanischen Naturschutz direkt zu den Menschen nach Hause. Es verlangt nur wenig Platz, kein großes Vorwissen und beansprucht nicht viel Zeit. Und dennoch bietet es viele Möglichkeiten, sich individuell oder in der Gemeinschaft zu engagieren. Das ist ein neuer Ansatz im freiwilligen Naturschutz“, erklärte Beate Jessel, die Präsidentin der Bundesamtes für Naturschutz. Dieses fördert gemeinsam mit dem sächsischen Umweltministerium das Projekt. Allein für Dresden wird es bei einer Laufzeit bis Oktober 2020 mit 450 000 Euro gefördert.

Das Projekt Urbanität und Vielfalt soll das Interesse an, das Wissen um und das Verständnis der Bürger für biologische Vielfalt wecken und stärken, und es läuft neben Dresden und dem Landkreis Meißen noch in Berlin, Marburg und Potsdam. Insgesamt 80 seltene heimische Pflanzenarten sollen so gestärkt werden.

Was den Guten Heinrich betrifft, so sagt Katrin Steiner: „Dadurch, dass er mittlerweile so selten in den Dörfern zu finden ist, war es schwer, Samen zu finden. Wer weiß, wo noch Pflanzen zu finden sind, kann sich gern an uns wenden.“