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Häftlinge bekamen hundert Mark im Monat

48 Wochenstunden Arbeit plus Zusatzschichten waren für die Gefangenen Pflicht. Dafür gab es aber nur wenig Geld.

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In DDR-Gefängnissen werden Wertgutscheine aus Papier als Zahlungsmittel verwendet. Oft sind sie völlig abgegriffen, heißt es in einem Monatsrapport aus Zeithain im September 1977.
In DDR-Gefängnissen werden Wertgutscheine aus Papier als Zahlungsmittel verwendet. Oft sind sie völlig abgegriffen, heißt es in einem Monatsrapport aus Zeithain im September 1977. © Polizeigeschichtliche Sammlung Dresden

Das Geld im DDR-Knast war immer knapp und ging meist komplett für Zigaretten, Kaffee und Zusatznahrung drauf. Wer in Zeithain einsaß und im Stahlwerk arbeitete, bekam Ende der 1980er am Monatsende etwa hundert Mark ausgezahlt. „Die Häftlinge hatten gutes Geld“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin aus der StVE Zeithain und spricht von 60 bis 70 DDR-Mark im Monat Eigengeld für alle Häftlinge. „Im Stahl- und Rohrwerk wurden zudem Prämien gezahlt, das war sehr motivierend.“ Jedoch variierte die Vergütung stark, heißt es im Buch „Das System der Zwangsarbeit in der SED-Diktator“ von Christian Sachse. So führt er ein Beispiel auf, bei dem ein Häftling in Zeithain Ende der 1980er-Jahre lediglich 40 Mark Eigengeld erhielt. Die volkseigenen Betriebe zahlten für die Arbeit allerdings weit mehr.

Ende der 1960er gilt ein Bruttolohn von 500 Mark als realistisch, Ende der 1980er sogar 800 Mark. Grundsätzlich wurde aber seit Anfang der 1950er in der DDR der gesamte Lohn der Gefangenen vom Strafvollzug einbehalten, der dem Innenministerium und damit der Volkspolizei angegliedert war. Ein Großteil, manchmal mehr als die Hälfte, wird als Haftkosten einbehalten. Zudem gehen Lohnsteuer und Sozialversicherung ab, Geld für die Unterstützung der Familie sowie eine kleine Rücklage für die Zeit nach der Haft. Es gibt zwar ein Vergütungssystem, das wird aber oft scheinbar willkürlich abgewandelt. Am Ende bleiben selten mehr als 100 Mark Eigengeld im Monat übrig, manchmal auch nur 15 bis 20 Mark. Mancher Häftling verschuldet sich deshalb – gegenüber anderen Häftlingen oder dem Strafvollzug. Auch, weil bei Krankheit der Lohn oft ausbleibt.

Zum Vergleich: Heute verdienen arbeitende Gefangene laut der Gefangenengewerkschaft GG/BO ein bis zwei Euro pro Stunde. 200 bis 300 Euro pro Monat sind realistisch. Zum Teil werden die Häftlinge auch an den Haftkosten beteiligt. (SZ/ste)