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Händler laden alle ein

Am nächsten Aprilsonnabend sind 40 Geschäfte dabei beim Frühlingsspektakel rund um die Bahnhofstraße. Mit Bürgertreff und Wunschbriefkasten.

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© Matthias Kratschmer/H-Design

Von Ines Scholze-Luft

Radebeul. Es gibt ein paar Geheimtipps, von denen treue Spektakelbesucher regelrecht schwärmen: Die essbaren Blüten im Blumengeschäft Les Fleurs auf der Meißner Straße gehören dazu. Hornveilchen, Pelargonien, Brunnenkresse. Extra zum Essen gezüchtet, aus einer Gärtnerei, die für ein Gourmetrestaurant arbeitet. Mit ungedüngten Pflanzen. Manche Blüten schmecken süß, andere etwas herb, sagt Les-Fleurs-Mitarbeiterin Evelyn Fromm.

Schön grün: In der Parfümerie bei Gudrun Ast auf der Radebeuler Bahnhofstraße dreht sich zum Frühjahrsspektakel alles um Kräuter.
Schön grün: In der Parfümerie bei Gudrun Ast auf der Radebeuler Bahnhofstraße dreht sich zum Frühjahrsspektakel alles um Kräuter. © Anne Hübschmann
Keine Angst vor großen Büchern: Ute Sauermann lässt in ihrer Buchhandlung auf der Meißner Straße Interessenten in neuer und älterer Literatur blättern.
Keine Angst vor großen Büchern: Ute Sauermann lässt in ihrer Buchhandlung auf der Meißner Straße Interessenten in neuer und älterer Literatur blättern. © Anne Hübschmann
Hier geht’s rein: Gabriele Förster von Uhren und Schmuck Fahlbusch zeigt die Plakette der teilnehmenden Händler.
Hier geht’s rein: Gabriele Förster von Uhren und Schmuck Fahlbusch zeigt die Plakette der teilnehmenden Händler. © Arvid Müller

Nicht fehlen darf auch das Stadtteilfrühstück in und vor den Geschäften. Und das Gewinnspiel „Schau ins Schau-Fenster“. Welche Dinge finden sich in den Auslagen, die dort eigentlich nicht hinein gehören? Da rätseln sie alle gern, Kinder wie Erwachsene, weiß Stadtgaleristin Karin Baum, die selbst in diesem Teil Radebeuls wohnt und das Spektakel zum wiederholten Mal gemeinsam mit der Händlergemeinschaft und dem Bürgeraktiv organisiert. Deshalb ist an all das gedacht, wenn es am 23. April wieder heißt, die Händler in West machen mobil und laden von 10 bis 16 Uhr zu vielen Sonderaktionen ein. Bevor um 18 Uhr in Altkötzschenbroda die lange Kultur- und Kneipennacht startet.

Ein Laden fürs Sanierungsgebiet

Für Karin Baum ist das Frühlingsspektakel mehr als eine Chance, den Umsatz zu steigern. Sondern vor allem ein Ansatz, die Innenstadt zu beleben, sie anziehender zu machen. Baum denkt an das große Einzugsgebiet von Naundorf über Friedewald bis Niederlößnitz. Was hat West den Leuten zu bieten? Wie zukunftsträchtig ist der Stadtteil? Was passiert gegen den Leerstand der Geschäfte? Hier muss die Stadt eingreifen, müssen Ideen einfließen, sagt Karin Baum. Und zeigt, welche Rolle das in ihrer Arbeit spielt.

Denn neben den Händlern, die ihre Kunden mal mit anderen als den üblichen Angeboten überraschen wollen, hat das Spektakel noch mehr zu bieten. Mit Blick auf das geplante Sanierungsgebiet Radebeul-West wird für diesen Tag der Bürgertreff im ehemaligen Otto-Laden auf der Bahnhofstraße eingeweiht. Dort gibt es nicht nur aktuelle Fakten zur Sanierung. Wer Ideen und Vorschläge für West hat, kann sie am Wunschbriefkasten loswerden. Und wer gern wissen will, was rundherum los ist, erfährt Neues aus den Ursprungsgemeinden: über das Jubiläum in Zitzschewig, ein Sommerfest in Wahnsdorf und die Heimatstube in Naundorf.

Nicht nur ein Tipp für die Jugend: Wenn sich zum ersten Mal das Jugendprojekt „Hoch vom Sofa“ mit der Band Lumarouge präsentiert. Es wird eine Ausstellung Radebeul-West bei Tag und in der Nacht geben und ein Zeit-Café. Leute von der Stadt sind vor Ort bereit zum Gespräch – von Stadtentwicklung und Jugendfreizeit, vom Förderkreis der Stadtgalerie. Wer dann etwas laufen will, der ist bei Karin Baum richtig, wenn sie mit dem Museum im Rucksack zur Stadtteilführung startet. Für die schnelle Orientierung schon im Vorfeld sorgt eine Plakette, die alle Teilnehmer an der Ladentür haben. Erfreulich, sagt Karin Baum, dass sich Rossmann als einzige Kette an der Aktion beteiligt. Und dass solche alteingesessenen Geschäfte dabei sind wie die Stern-Drogerie Rau und Eisenwaren-Lindner. Auch Vereine ziehen mit. Zum Beispiel der Männerchor, der 11 bis 13 Uhr auftritt.

Dicke Bibel und ein Kräutertreff

Da müssen die Besucher etwas Zeit mitbringen, wollen sie möglichst viele Angebote begutachten. Händler und Gewerbetreibende bemühen sich um Besonderes. Für Ute Sauermann von der gleichnamigen Buchhandlung auf der Meißner Straße ist der Welttag des Buches am 23. April großes Thema. Um den Termin herum bietet sie in ihrem Geschäft Führungen für vierte Klassen an – für 13 in diesem Jahr. „Ich bin immer wieder überrascht, wie Kinder sich mit alten Büchern begeistern lassen“, sagt sie. Besonderer Magnet: eine Bibel von 1729, groß, schwer, mit beeindruckenden Metallbeschlägen. Die findet sich in der ersten Etage im Antiquariat. Das haben manche Kunden noch gar nicht entdeckt, deshalb soll es ebenso vorgestellt werden wie die neu gestaltete Kinderbuchecke.

Ein paar Meter weiter auf der Bahnhofstraße erklärt Parfümerie-Chefin Gudrun Ast ihr Konzept. „Bei uns dreht sich alles um Kräuter. In der Nahrung, in der Kosmetik.“ Auch anderes Grün kommt nicht zu kurz. Erstmals gibt es eine Pflanzentauschbörse, da kann jeder seinen Kaktus oder seine Birkenfeige gegen ein neues Lieblingsgewächs eintauschen. Oder einfach eine Pflanze kaufen. Für einen Euro. Der Erlös kommt ins Renovierungssparschwein der Grundschule Kötzschenbroda, fürs Sanieren der Toiletten, so Gudrun Ast. Womit sich der Kreis schließt, wenn das Spektakel dem Stadtzentrum auf vielfache Art nutzt.