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Haltlose Fichten

Zwei Stürme haben im Zittauer Stadtwald ihre Spuren hinterlassen. Das hat Auswirkungen auf die Pläne der Forstleute.

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Von Mario Sefrin

Sie haben so gut im Rennen gelegen, die Forstunternehmen, die gegenwärtig im Zittauer Stadtwald die Schäden des Orkans Herwart beseitigen. Dieser Sturm war Ende Oktober vergangenen Jahres über Deutschland und die Oberlausitz hinweggezogen und hatte vielerorts Schäden und Verwüstungen hinterlassen. Auch im Wald der Stadt Zittau, und hier vor allem im Zittauer Gebirge. Das Bruchholz sollte bis zum kommenden Frühjahr aus dem Wald geschafft werden, um bei wärmeren Temperaturen dem Borkenkäfer keine Chance auf Verbreitung zu geben – eigentlich.

Mitte Januar wurde der Zeitplan des Zittauer Forstbetriebes und der von ihm beauftragten Forstunternehmen über den Haufen geworfen. Wieder war ein Sturmtief über Deutschland hinweggezogen, diesmal mit Namen Friederike. Und wieder war davon auch der Zittauer Stadtwald betroffen – wenn auch an ganz anderen Stellen, als es noch bei Herwart der Fall war. „Der Sturm Friederike hat im Zittauer Gebirge kaum Schäden angerichtet, dafür aber mehr im Königsholz oder im Wittgendorfer Holz“, sagt Angela Bültemeier, Leiterin des Forstbetriebes der Stadt Zittau. Während zwischen Lückendorf und Jonsdorf nur vereinzelt Bäume der Sturmgewalt von Friederike nicht standhalten konnten, hat es in den vorgelagerten, freistehenden Waldgebieten nördlich von Zittau große Holzschäden gegeben. Der Grund dafür: „Die Böden waren zu nass, sodass vor allem Fichten mit ihren flachen Wurzeln dem Sturm nichts entgegenzusetzen hatten“, so Angela Bültemeier. Die hohen Fichten würden mit ihrem flachen Wurzelteller in so einer Situation förmlich hin- und herschwimmen, so die Forstexpertin. Sie sieht darin auch einen Zusammenhang zum Klimawandel: „Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Fichte nicht auf solche wechselfeuchten Standorte passt“, sagt Angela Bültemeier. Im Gebirge gebe es dagegen weniger solche Standorte: „Dort sind die Böden felsiger und werden weniger vom Grundwasser beeinträchtigt.“ Darum ist im Zuge des Waldumbaus vorgesehen, in vorgelagerten Waldgebieten künftig andere Baumarten zu pflanzen, darunter Eichen. Deren Wurzeln reichen tiefer.

Friederike hat nun dafür gesorgt, dass die Menge beschädigten Holzes im Zittauer Stadtwald von 6 000 Festmetern nach Herwart auf rund 8 500 Festmeter gestiegen ist. Trotz dieser Steigerung und obwohl die Forstunternehmen in der Region über das Normalmaß ausgelastet sind, ist Angela Bültemeier zuversichtlich, das Holz bis zum Frühjahr aus dem Wald zu bekommen. „Bis Mai müssen wir das schaffen“, sagt die Forstbetriebsleiterin. Dafür müssten aber andere geplante Waldarbeiten zurückgestellt werden, die Beseitigung der Sturmschäden hat Vorrang. Die Arbeiten konzentrieren sich dabei zuerst vor allem auf die Waldgebiete Königsholz, Wittgendorfer Holz, Niedere Folge und Neuschönauer Busch, so Bültemeier. Im Zittauer Gebirge haben die Forstunternehmen dagegen bereits nach dem Sturm Herwart vor allem die Wege beräumt, damit diese wieder frei sind, darunter auch Skiwanderwege. Besucher sollten trotzdem vor allem in den genannten Wäldern Vorsicht walten lassen, weil manche Bäume umstürzen könnten, weist der Forstbetrieb hin.

Auch im Forst der Evangelischen Brüder-Unität (EBU) hat das Sturmtief Friederike deutliche Spuren hinterlassen. „An manchen Stellen ist es richtig schlimm, anderswo ist gar nichts“, bilanziert der zuständige EBU-Förster Matthias Clemens. So liege beispielsweise in Ruppersdorfer Waldgebieten nahe der B 178 reichlich Holz. Auch Wanderwege wie der Skulpturenpfad sind betroffen und derzeit zum Teil nicht passierbar. Abgesperrt habe man aber die Wege nicht, man rechne mit dem gesunden Menschenverstand der Spaziergänger. In rund drei Wochen sollen zumindest die Wanderwege wieder freigeräumt sein, erklärte Clemens. Mit dem Beseitigen der Sturmschäden insgesamt werde man aber bis in den Sommer beschäftigt sein. Immerhin seien ja die Schäden von Herbststurm Herwart noch nicht einmal gänzlich beseitigt. Leichtes Spiel hatte der Sturm vor allem da, wo erst kürzlich Schäden den Bestand ausgedünnt und damit geschwächt hatten, oder dort, wo durchforstet worden war. Clemens rechnet derzeit noch nicht damit, dass Sturm Friederike große Auswirkungen auf den Holzmarkt und -preis hat. Auch müsse die EBU nicht mehr Holz machen als ohnehin geplant – nur eben an anderer Stelle. Den Böen zum Opfer gefallen sind vor allem Nadelbäume, die mehr Angriffsfläche bieten. (mit SZ/abl)