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Handball-Jubel im Heideland

Günter Sodan, der frühere Bürgermeister von Malschwitz, hat eine besondere Beziehung zur Nationalmannschaft.

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© dpa

Von Carmen Schumann

Während ihr Sohn Martin Strobel am Montag in Berlin von Zehntausenden Handball-Fans für den EM-Sieg bejubelt wurde, saßen seine Eltern bei Kaffee und Kuchen mit dem früheren Malschwitzer Bürgermeister Günter Sodan in Doberschütz zusammen. Wie kann das denn sein? Nun, Günter Sodan ist mit den Strobels aus dem baden-württembergischen Rottweil familiär verbandelt. Sein Sohn Lars Sodan ist mit Steffi Strobel, der Schwester des Handball-Nationalspielers, verheiratet, die früher ebenfalls aktive Handball-Spielerin war. Lars Sodan, der in Chemnitz Elektrotechnik studiert hatte, fand nach dem Studium bei Bosch in Reutlingen einen guten Job als Mikrosystem-Techniker und dazu noch seine große Liebe im Schwabenländle.

Der Sohn feierte in Berlin. Die Eltern Regina und Erwin Strobel (r.) trafen sich mit Günter Sodan (l.). Sie waren beim EM-Sieg der deutschen Handballer in Krakau dabei und hatten viel zu berichten. Und Fotos zu zeigen.
Der Sohn feierte in Berlin. Die Eltern Regina und Erwin Strobel (r.) trafen sich mit Günter Sodan (l.). Sie waren beim EM-Sieg der deutschen Handballer in Krakau dabei und hatten viel zu berichten. Und Fotos zu zeigen. © Carmen Schumann

Lars und Steffi Sodan hatten zusammen mit Erwin und Regina Strobel die Handball-Nationalmannschaft nach Polen begleitet. Was anfangs nur als ein verlängertes Wochenende gedacht war, wuchs sich am Ende zu einem fast dreiwöchigen Aufenthalt aus. Denn keiner aus der Strobelschen Familie hätte damit gerechnet, dass die Deutschen bis ins Endspiel durchmarschieren und die Siegestrophäe holen würden. Aber zum Glück hätte alles gut geklappt, auch der Umzug nach Krakau, wo die Finalspiele ausgetragen wurden. Erwin und Regina Strobel sind noch ganz angetan von der Gastfreundschaft der Polen, als sie in Doberschütz nach einer über vierstündigen Autofahrt bei Günter Sodan Station machen.

Stolz auf den Sohn

Des Lobes voll sind sie auch über die Organisation der Spiele. Alles hätte super funktioniert. Nur einen Wermutstropfen habe es gegeben. „Es war ein bisschen schade, dass die deutschen Fans so verstreut in den Hallen gesessen haben“, sagt Erwin Strobel. Ein richtiger Fan-Block hätte die Schlagkraft für die Anfeuerungsrufe der Schlachtenbummler noch erhöht. Aber Erwin Strobel vermutet, dass das daran gelegen hat, dass die Karten auch über das Internet verkauft wurden. – Natürlich sind Erwin und Regina Strobel stolz auf ihren erfolgreichen Sohn, der mit seinen 29 Jahren einer der ältesten und erfahrensten Spieler des National-Teams ist. Erwin Strobel hatte früher leidenschaftlich gern Fußball gespielt. Dass seine Kinder beim Handball gelandet sind, liegt ganz einfach daran, dass es in Hausen, dem kleinen 900 Einwohner zählenden Vorort von Rottweil, in dem die Strobels wohnen, nur einen Handball-Verein gibt. Martin habe schon im Alter von fünf Jahren mit dem Handball-Sport angefangen. Und dann sei er auf die Tippel-Tappel-Tour immer weiter nach oben geklettert. Er spielt für den HBW Balingen-Weilstetten. Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab er 2007 bei einem Länderspiel gegen Portugal. Die handballverrückte Familie vervollständigt Bruder Wolfgang, der ebenfalls zehn Jahre in der Bundesliga für den HBW Balingen-Weilstetten spielte und seit 2015 Geschäftsführer des Vereins ist. Und selbst um den Handball-Nachwuchs innerhalb der Familie muss einem nicht bange sein. Denn auf Martin Strobel wartete zu Hause sein kleiner, knapp einjähriger Sohn, von dem natürlich alle in der Familie hoffen, dass er es seinem Papa gleich tut. Während des Europameisterschafts-Turniers hatte Martin Strobel jeden Vormittag seine Familie zu Hause angerufen. „Und wir haben uns, so oft es ging, im Hotel getroffen“, sagt Erwin Strobel. Sein Sohn habe sich sehr über den familiären Rückhalt gefreut. Um ihrem Sohn den Rücken zu stärken, hatten die Strobels sogar die weite, über 1 000 Kilometer lange Autofahrt von Baden-Württemberg nach Polen nicht gescheut.

Auf nach Brasilien

Der stolze Europameister-Vater ist nun noch am Überlegen, ob er im Sommer mit nach Rio de Janeiro zu den Olympischen Spielen fliegt. Denn die deutsche Nationalmannschaft hat ja durch ihren EM-Sieg über Spanien das Ticket für Olympia schon gelöst. Für Günter Sodans Sohn Lars steht es dagegen bereits felsenfest, dass er nach Brasilien fliegt. „Das hat er mir am Telefon erzählt“, sagt Günter Sodan. Und natürlich hätte der Sieg seines Schwagers das Handball-Fieber von Lars Sodan, der jetzt in Balingen wohnt, noch einmal enorm angeheizt. Ohnehin sitzt er bei den Heimspielen des HBW Balingen-Weilstetten so oft es geht auf den Rängen und drückt seinem Schwager die Daumen.