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Handballkurs in Afrika

In seinen Sommerferien war ein gebürtiger Röderstädter als Handballtrainer in Simbabwe.

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© Felix Henker

Von Felix Henker

Großenhain/Simbabwe. Es ist der gewohnte Trainingsalltag. Nachdem man sich umgezogen hat, wird noch schnell die Mütze gegen die Kälte aufgezogen. Ein kräftiger Schlagwurf zischt nicht nur am Torhüter vorbei ins Tor, sondern darüber hinaus. Es fehlen die Tornetze, und da sich auch ein Loch im Maschendrahtzaun befindet, muss der Ball mühsam aus einem Schrotthaufen gesucht werden.

Felix Henker Handball-Kursleiter in Simbabwe.
Felix Henker Handball-Kursleiter in Simbabwe. © privat

Bei einer anschließenden Zweikampfübung feuern die Mitspieler sich gegenseitig mit exotischen Gesängen an, wobei sie rhythmisch in die Hände klatschen. Nachdem das Training für einen Pausentee mit Milch unterbrochen wird, sollte man besser beim Abschlussspiel auf das große, mit Split aufgefüllte Loch beim Sieben-Meter-Punkt achten.

Die Wenigsten dürften diesen Handballalltag wiedererkennen, denn es handelt sich um eine Trainingseinheit in Simbabwe. In dieses Land reiste ich, um in der über 10 000 km weit entfernten Hauptstadt Harare einen fünftägigen Handballkurs zu leiten. Die Einladung für diesen ungewohnten Trip erhielt ich von Moreways Changa, zuständig für die Entwicklung des Sports im dafür geschaffenen landeseigenen Ministerium. Wir lernten uns an der Universität Leipzig kennen, in der Moreways am internationalen Trainerkurs für Handball teilnahm. Eine Zusammenarbeit lag nahe.

Für beide Seiten war es eine Begegnung der besonderen Art. In Simbabwe herrschte Winter mit Temperaturen um die 20 Grad. Das war für mich noch angenehm. Im T-Shirt und kurzen Hosen verfolgte ich aufmerksam den Kursbetrieb. Die Mütze schützte auch vor Sonnenbrand.

Die Teilnehmer nahmen die „Kälte“ gern in Kauf, denn Ziel war ein Zertifikat. Das wurde in einer abschließenden Zeremonie überreicht.

Simbabwe wird seit vielen Jahren von Robert Mugabe regiert. Während des Aufenthaltes kam es in den Straßen von Harare zu Demonstrationen und zum Einsatz von Tränengas. Die Unzufriedenheit im Land wächst. Der Grund ist, dass das Land zu dem ärmsten der Welt zählt. Auch deshalb nahm ich auf den Flug in den Süden Afrikas mehrere gespendete Bälle, Trainingsshirts und Schiedsrichtersets mit, die während des Kurses zum Einsatz kamen. Mehrere Handballer folgten einem Aufruf und gaben nicht mehr benötigte Sachen ab. Diese Dinge waren auch dringend notwendig, da es am Notwendigsten fehlte.

Über mehrere Tage standen keine Hütchen zur Verfügung, weshalb schwere Stahl-stühle Laufwege markierten. Stolz präsentierten die Organisatoren ein Handballfeld auf einem Betonplatz mit Toren, die nicht gegen das Umkippen gesichert werden konnten. Der harte Untergrund wurde bevorzugt, damit die über 20 Teilnehmer nicht den Staub eines Rasenplatzes einatmen mussten. Die einzige, für uns gewohnte normale Handballhalle befand sich in einer anderen Stadt und wird vom staatlichen Ministerium vorwiegend an Hochzeitsgesellschaften vermietet, da dies deutlicher profitabler ist als Handballspiele.

Deshalb werden Punktspiele im Freien auf teilweise sandigem Untergrund ausgetragen. Die Spielfeldlinien werden mit der Hacke in den Boden gezogen und mit weißer Kreide aufgefüllt. Da sind fehlende Handballschuhe, die Second Hand im Nachbarland Zambia gekauft werden müssen, noch das kleinste Problem.

Es sind Windmühlen, gegen die Moreways kämpfen muss. Es fehlt nicht nur an Material und Handballplätzen, sondern auch an der Akzeptanz. Das kleinste Übel war während des Kurses ein verschlossenes Tor, das den Weg versperrte. Der Schlüssel war unauffindbar. Deshalb sucht Moreways Unterstützer und Partner vor allem im Schulwesen. Die findet er u. a. auch an der Queen Elizabeth High School für Mädchen, an der auch der Kurs stattfand. Die Bildungseinrichtung nimmt mit Schulmannschaften an Turnieren in Europa teil, wie z. B. dem Partille-Cup in Schweden und in Hamburg. Der britische Einfluss auf die einstige Kolonie ist immer noch groß.

Tee mit Milch sind ebenso gewohnt wie der Linksverkehr auf den Straßen Simbabwes. Erleichternd war, dass dadurch Englisch miteinander gesprochen werden konnte. Die Teilnehmer, vorwiegend Lehrer von örtlichen Schulen, folgten auch theoretischen Einheiten. Ziel von Moreways ist es, mit diesen Pädagogen die Sportart im Land bekannter zu machen. Das Kurspogramm wurde neben individueller Angriffs- sowie Abwehrtaktik, Auslösehandlungen und kleinen Spielen entsprechend abgestimmt.

Ich bin selber an einem Dresdner Gymnasium Lehrer für Geschichte und Sport. Während des Studiums lernte ich beim SC DHfK Leipzig das Trainerhandwerk unter Landestrainer Harald Wittig. Jetzt bin ich beim HC Elbflorenz 2006. Ein Verein, der sich ähnlich wie Simbabwe mit ehrgeizigen Zielen weiterentwickeln will. Der Handballverein „Big Elephant Club“ aus Simbabwe strebt nun eine Zusammenarbeit mit den Dresdner Tigern an. Ein Wunsch, den man schwer ausschlagen kann.