Pulsnitz. Der Marktplatz der Stadt hat nun keine Fichte mehr. Nur eine ganz kleine Konifere, die von Märchenfiguren bewacht wird. „Der Bauhof wollte das Bäumchen wegräumen, aber ich habe gesagt: Das muss wenigstens stehen bleiben.“
Bürgermeisterin Barbar Lüke hat die Debatte um den diesjährigen Weihnachtsbaum nie ganz so verbissen gesehen, und kann auch dem Umfaller vom Wochenende noch etwas Heiteres abgewinnen. (Ist ja auch niemand zu Schaden gekommen dabei.) Das Feedback im ganzen Land war wochenlang groß gewesen. Es gab Lacher, aber auch Zustimmung.
Die Bemerkenswerteste kam vom „Klimareporter“, einer Homepage von Umweltschützern. Ende November hatte Kolumnist Georg Etscheid noch einen „Blick in Deutschlands Osten, in die sächsische Lebkuchenmetropole Pulsnitz“ geworfen, wo es eine etwas spezielle Weihnachtstanne gebe. „Das Corpus Delicti ist eine reichlich windschiefe Blaufichte mit zwei Spitzen, die zuvor vor der örtlichen Kita Kunterbunt stand.“ Der Bürgermeisterin wurde ausdrücklich gedankt dafür. „Das ist wirklich ein schönes Zeichen verantwortungsvollen politischen Handelns in Zeiten der Klima- und Ökokrise. Schließlich sind umweltbewusste Menschen ja zwecks Lebensmittelmüllvermeidung auch gehalten, wieder vermehrt zu Schrumpelmöhren, verkrüppelten Kartoffeln und fleckigem Rosenkohl zu greifen.“
Der Autor weiter: „Bleiben Sie stark, liebe Frau Lüke, und lassen Sie sich nicht einschüchtern von den Schönheitsfanatikern!“ Nichts sei perfekt in Zeiten wie diesen. „Halten Sie es mit den Pragmatikern im Internet, die sagen: Hauptsache, er fällt nicht um!“
Ausgerechnet dieser wohlmeinende Zuspruch aus der Ferne hat die Pulsnitzer Tanne nun doch zur Aufgabe gezwungen. Vor Scham.
Sturm knickt Pulsnitzer Weihnachtsbaum um