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Haydn und ein Tröpfchen Whisky-Soda

Trompeter Stefan Leitner und die Mittelsächsischen Philharmoniker verzücken das Publikum mit Neuem und Klassischem.

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Die sächsischen Philharmoniker unter der Leitung von GMD Raoul Grüneis verzückten das Döbelner Publikum.
Die sächsischen Philharmoniker unter der Leitung von GMD Raoul Grüneis verzückten das Döbelner Publikum. © Foto: Dietmar Thomas

Von Dagmar Doms-Berger

Döbeln. Joseph Haydn soll ganz fasziniert gewesen sein, als ihm sein Freund Anton Weidinger seine Erfindung einer Klappentrompete zeigte. Mit der neuen Trompete waren im Handumdrehen die leidigen Tonprobleme der Naturtontrompete gelöst, sie bot ganz neue Klangmöglichkeiten und hatte durch chromatische Tonfolgen einen erweiterten Tonumfang. Haydns Begeisterung gipfelte darin, dass er sein einzigartiges Trompetenkonzert schrieb.

Das Trompetenkonzert Es-Dur stand am Freitagabend im Programm des 4. Sinfoniekonzerts der Mittelsächsischen Philharmoniker. Den Trompetenpart übernahm Stefan Leitner. Der gebürtige Österreicher ist seit 2015 Solo-Trompeter der Mittelsächsischen Philharmonie.

Der 30-jährige Leitner – virtuos und klangschön am Instrument, sympathisch unkonventionell in Bekleidung und im Auftreten – ließ das Konzert zum Erlebnis werden. In seinem Werk feiert Haydn die Trompete, lässt Eleganz und Gesanglichkeit spielen, fordert dem Trompeter technische Brillanz ab, ohne gekünstelt zu wirken, ein Werk musikalischer Reife und Schönheit. Bis heute gehört es zu den meistgespieltesten Trompetenkonzerten und liegt als Standardwerk bei jedem Trompeter auf dem Notenpult.

Ein musikalischer Scherz

Leitner spielt wundervoll. Aber Schönheit lässt sich kaum beschreiben, sondern nur genießen. Und so schwelgten mehrere Generationen von Musikenthusiasten entspannt in den Sesseln des Mittelsächsischen Theaters in Döbeln – manch einer mit geschlossenen Augen. „Bitte mehr davon“, war man geneigt zu sagen. Die Zugabe gab es prompt. 

Nach langem Applaus folgte eine Komposition für Trompete und Orchester aus den eigenen Reihen der Philharmonie. Violinist Sergey Tsoy, erst seit Oktober 2018 dabei, schrieb es dem Trompeter quasi auf den Leib. Das Stück mit dem launigen Titel „Whisky Soda & Rock’n‘Roll“ sprengte mit seinen swingigen Rhythmen den Rahmen, unterhielt aber vortrefflich und kam an – ein gelungener Ausflug. Ein weiteres Trompetenkonzert des Abends war eine Komposition von Václav Trojan (1907 bis 1983). Witzig, extrem schnell mit böhmischen Elementen, ein kleiner musikalischer Scherz.

Überschrieben war der Konzertabend aber mit dem anheimelnden Wort „Papa“, ein Kosename, den die Musiker auf Schloss Esterhazy ihrem Kapellmeister aus Verbundenheit und Respekt gaben (auch Mozart sprach ihn so an), ein Name, der im übertragenen Sinne auch auf Joseph Haydns (1732 bis 1809) tatsächliche Größe hinweist und ihn als Vater der Sinfonien beschreibt.

Und so rahmte GMD Raoul Grüneis den Abend mit zwei Sinfonien Haydns ein, die Sinfonie Nr. 88, die heute zu den bekanntesten Stücken zählt. Prickelnd, dann tiefsinnig und melancholisch, dann erheiternd. Das Finale des Abends war die Sinfonie Nr. 104, die letzte, die Joseph Haydn komponierte und schon zu seiner Zeit ein Hit war – wegen ihrer Einfachheit, Verständlichkeit und Volkstümlichkeit jedoch mit hoher kompositorischer Kunst. Hier tritt erneut Haydns Vorliebe für volkstümliche Melodien aus der Balkanregion zutage.

Das 3. Kammerkonzert ist am Sonntag 10. Februar, im Gut Gödelitz ab 17 Uhr zu erleben.

Das 5. Sinfoniekonzert Sänger wird am Freitag, 15. März, ab 20 Uhr im Theater Döbeln über die Bühne gehen. Ticketinformation: Konzertanrecht Döbeln/freier Verkauf; 19.15 Uhr Einführung/TiB

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