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Heilende Energie aus der Platte

Der spanische Künstler Sebastián Guzmán Crespo setzt auf alternative Behandlungsmethoden – entwickelt in Freital.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Freital. Der Schatz ist gut verpackt. Aus einer gefütterten Tasche, deren glitzernder Stoff von grün nach rot changiert, holt Sebastián Guzmán Crespo eine mit Acrylfarben bemalte achteckige Holzscheibe, es ist seine Energieheilplatte Atirupa. Das Wort kommt aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache Indiens und des Yoga, und bedeutet „Schönheit“. „Damit ist Liebe, Heilung und das Wissen um das Eins-Sein gemeint“, erklärt der sympathische junge Mann bei einer Tasse Tee am Tisch seiner winzigen Wohnküche in Freital-Deuben.

In seiner Energieheilplatte, die 15 mal 15 Zentimeter groß und zweieinhalb Zentimeter stark ist, vereint der aus Spanien stammende Künstler sein in Jahren angesammeltes Wissen um die reinigenden und heilenden Wechselwirkungen bestimmter Ströme. Voraussetzung ist die Erkenntnis, dass es, vereinfacht gesagt, keine Materie gibt, sondern alles aus Energie besteht. Also auch der Mensch. Die Heilfrequenzen, die nach Meinung des Künstlers von seiner Platte ausgehen, „sprechen die astrale, mentale, emotionale und ätherische Ebene an“, erklärt Crespo. „So werden körperliche oder seelische Beschwerden ganzheitlich wahrgenommen und behandelt.“

Die Oberfläche der Platte, die Franz Harrecker auf dem Freitaler Wachtelberg aus Nadelholz herstellt, verziert Crespo mit einem Mantra und einer Kombination aus Zahlen, die verschiedene Aktivierungsweisen ermöglichen sollen – mittels Berührung einzelner oder mehrerer Finger. Symbole sind zudem in Hohlräumen eingelassen, die von außen nicht mehr zu sehen sind. Den Wirkungsradius gibt Crespo mit zwölfeinhalb Metern an, nach der Aktivierung sogar mit siebzehneinhalb Metern. Die Platte, fasst er zusammen, könne Schwingungen ausgleichen und das Luftionenverhältnis positiv beeinflussen. Sie verbinde den Nutzer mit seinem Herzen und bringe seine Chakren in Einklang mit seinem „wesentlichen Licht“.

Sebastián Guzmán Crespo erklärt das alles mit einer Engelsgeduld. Er lächelt freundlich und offen, nicht wie ein Staubsaugervertreter, der dem unwissenden Kunden irgendeinen überteuerten Humbug aufschwatzen will. Crespos Ansatz zur Heilung körperlicher wie seelischer Beschwerden ist freilich zunächst schwer zu begreifen, er ist zu weit weg von aller Schulmedizin, aber alles andere als neu. Schon seit mehr als fünftausend Jahren nutzen die Menschen energetische und mentale Wechselwirkungen für Heilungsprozesse, etwa mittels Akupunktur, Meditation und nicht zuletzt durch Yoga.

Das hat alles sehr viel mit Glauben und innerer Einkehr zu tun, manches hält mittlerweile aber sogar wissenschaftlichen Prüfungen stand. Der Spanier jedenfalls ist von der Wirkung seiner Energieheilplatte überzeugt, er habe zahlreiche positive Rückmeldungen, eine davon, erzählt er, sei von seiner Großmutter, die unter Schafstörungen litt. „Seit sie die Platte aktiviert, sind diese verschwunden“, sagt Crespo. Er empfiehlt die Anwendung auch Künstlern, deren kreativen Prozesse blockiert sind, Büroarbeitern, um Stress abzubauen, und allgemein allen Menschen zur Entspannung.

Ohne eine Knieverletzung hätte Crespo seine Energieheilplatte möglicherweise nie entwickelt. Dann wäre er jetzt Profifußballer und weder Künstler noch Heiler oder Yoga-Lehrer. 1985 in Ronda in Spanien geboren, war der sportliche Knabe bereits mit zehn Jahren mit der Malaga-Mannschaft spanischer Meister. Er war talentiert und sein Weg nach oben schien vorbestimmt, wenn da nicht das Knie gewesen wäre. 1998 endete seine Fußball-Karriere, noch ehe sie so richtig begonnen hatte.

„Ich bedaure das nicht“, sagt Crespo, der daraufhin die Töppen gegen Pinsel und Stift tauschte und an der Universität in Granada ein Diplom in Bildender Kunst erwarb. Reisen führten ihn in die Toskana, zu den Pyramiden von Sonne und Mond in Teotihuacan in Mexiko, nach Indien, Thailand und Laos. Er arbeitete in Frankreich in einem sozialen Projekt und in London als Kellner, studierte dank eines Erasmus-Stipendiums ein Semester lang in Polen. Überall saugte er das Wissen um alternative Heilmethoden in sich auf, malte und zeichnete, bei mehr als 30 Ausstellungen waren seine Arbeiten bisher zu sehen.

Auch in Freital schon, in der Stadt, in die er vor fünf Jahren der Liebe wegen kam. 2014 wurde sein Sohn geboren, und nun will Crespo sesshaft werden.

Jedenfalls für einige Zeit: Für 2018 plant er einen mehrmonatigen Aufenthalt in Indien. Bis dahin bietet er in der Egermühle in Deuben Yoga-Kurse an, die gut nachgefragt sind, vor allem aber arbeitet er an seiner Energieheilplatte. Atirupa ist sein Opus Magnum, die Quintessenz aus zwölf Jahren Suchen und Finden. Sie wird nur auf Bestellung angefertigt. Und falls sie doch nicht wirken sollte, ist sie immerhin ein schönes Kunstobjekt. Ein original Freitaler übrigens, denn auch die Hülle stammt aus dem Weißeritztal, von der Textilgestalterin Dorèn Franz.