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Seit 20 Jahren der Geschichte verschrieben

Der Schrebitzer Heimatverein setzt auf Tradition. Aber das reicht nicht. Wie wäre es mit Bogenschießen?

Von Sylvia Jentzsch
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Die Schüler der Technitzer Grundschule sind regelmäßig zu Gast im Museum des Schrebitzer Heimatvereins. Birgit Müller, hier mit Finn, schlüpft dann in die Rolle einer Lehrerin.
Die Schüler der Technitzer Grundschule sind regelmäßig zu Gast im Museum des Schrebitzer Heimatvereins. Birgit Müller, hier mit Finn, schlüpft dann in die Rolle einer Lehrerin. © Dietmar Thomas/Archiv

Ostrau. Ohne den Schrebitzer Heimatverein wäre es recht still im Dorf. Doch dem ist nicht so. Dafür sorgen die engagierten Heimatfreunde, die sich auf die Fahne geschrieben haben, die Kultur und das Brauchtum der ländlichen Region zu erhalten und weiterzuentwickeln. 

„Denn auch wer sich der Geschichte verschrieben hat, darf die Augen vor neuen Entwicklungen nicht verschließen. Und so halten wir an Traditionen fest und überlegen, mit welchen neuen Angeboten wir noch mehr Leute für unser Museum und unsere Veranstaltungen interessieren können“, sagte Vereinschefin Birgit Müller.

Sie schreibt als eines von 17 Gründungsmitgliedern schon seit 20 Jahren an der Geschichte des Vereins mit – erst als Vizechefin und seit 2001 als Vereinsvorsitzende. Am Freitag sind all jene zu einem Festempfang eingeladen, die sich für den Verein engagieren und zu dessen Erfolgsgeschichte beigetragen haben.

„Wir haben den Verein vor der Eingemeindung von Schrebitz nach Ostrau gegründet. Wir waren damals ein Zentraldorf mit 16 Ortsteilen und wollten unser Brauchtum und unsere Sammlungen behalten“, sagte Birgit Müller. 

Treibende Kräfte waren damals Renate und Ernst Michel. Er war Ortschronist. „Ich habe mich von ihrem Engagement anstecken lassen. Es war beeindruckend, was sie alles wussten“, so Birgit Müller. Und so wurde aus einer Mitarbeiterin beim Rat der Gemeinde eine Frau, die sich für das Dorfleben und die Geschichte des Ortes einsetzt.

Die erste Veranstaltung, die der Heimatverein nach seiner Gründung am 7. Dezember 1998 organisierte, war der Weihnachtsmarkt. Den hatte es zuvor zehn Jahre lang nicht mehr gegeben. In diesem Jahr wurde er nun schon zum 30. Mal organisiert. 

Auch das Aufstellen des Weihnachts- und des Maibaumes gehört zu den Traditionen des Heimatvereins. Das Fest am 1. Mai lockt seit Jahren viele Gäste an. „Seit zehn Jahren tritt die Döbelner Dance Company bei uns zu diesem Fest auf. Und es ist immer wieder schön“, so Birgit Müller. 

Auch wenn Traditionen etwas Schönes sind, so wird doch immer wieder etwas Neues benötigt, um die Gäste zu begeistern. Diesmal soll zum Maifest erstmals Bogenschießen angeboten werden. „Wir hoffen, damit die Neugier vor allem des jüngeren Publikums zu wecken. Bisher hatten wir meist eine Bastelecke, aber die wird nicht mehr so angenommen“, sagte Birgit Müller. 

Seit fünf Jahren bietet der Verein eine Wanderung in die Region an, bei der es um Geschichtliches geht und ein Betrieb besucht wird.

Christine Haynert (links) und Martina Willig 2016 in der Sonderausstellung zu Ehren von Horst Karl Hessel. Er war Komponist und Dirigent. 
Christine Haynert (links) und Martina Willig 2016 in der Sonderausstellung zu Ehren von Horst Karl Hessel. Er war Komponist und Dirigent.  © André Braun/Archiv

Doch im Mittelpunkt der Arbeit des Vereins steht die Heimatpflege. Bisher haben etwa 8 000 bis 10 000 Besucher die Ausstellung des Museums gesehen. Hinzu kommen die Gäste der Veranstaltungen.

Im Museum geht es um das Leben von damals. Die meisten Ausstellungsgegenstände stammen aus den 1930-er-Jahren. „Wir zeigen in 13 Räumen auf einer Fläche von 650 Quadratmetern, wie die Menschen damals lebten. Dafür haben wir die Zimmer thematisch gestaltet“, sagte Birgit Müller.

Etwa 6 000 Ausstellungsstücke sind zu sehen. Hinzu kommen Dinge, die im Depot gelagert sind. Alle wurden nummeriert, registriert und elektronisch erfasst. „Etwa 40 Prozent der Ausstellungsstücke sind Dauerleihgaben. Dafür sind wir den Eigentümern sehr dankbar“, sagte die Vereinsvorsitzende.

Einer der am meisten genutzten Räume ist das Schulzimmer. Hier können sowohl Kinder als auch Erwachsene eine historische Schulstunde erleben. Dafür schlüpft die Vereinsvorsitzende extra in ein Kostüm einer Lehrerin anno dazumal. Sie bietet für Schulen auch Werkstattarbeit an.

Die Kinder lernen zum Beispiel das Schreiben mit der Feder. Auch für Angebote in den Ferien ist der Heimatverein ein Ansprechpartner mit kreativen Ideen. Ein Zimmer, in dem es andächtig zugeht, ist, das der Flucht und Vertreibung. Hier wurde ein Treck der Flüchtlinge nachgestellt und in Vitrinen sind Dinge zu sehen, die diese mit sich führten. „Wir haben auch Zeitzeugen befragt und alles dokumentiert“, so Müller. Außerdem gibt es einen Film über diese Zeit.

Größter Kraftakt für den Verein war , so Birgit Müller, der Umbau und die Teilsanierung der alten Schule in der Zeit von 2011 bis 2014. Das Gebäude musste brandschutztechnisch ertüchtigt werden. Unzählbar viele Stunden leisteten die Vereinsmitglieder und Unterstützer, damit die Kulturschule anlässlich des 950-jährigen Bestehens von Schrebitz eingeweiht werden konnte.

Und noch etwas ist eine Herzensangelegenheit von Birgit Müller und vielen Vereinsmitgliedern. Sie zeigen ein- bis zweimal pro Jahr eine historische Modenschau mit 70 Modellen aus dem Jahren 1900 bis 1980. „Die Modenschau kann auch gebucht werden. Genauso wie das Veranstaltungszimmer“, sagte Birgit Müller.

Angela Herdan ist die stellvertretende Vereinsvorsitzende. Das Foto entstand 2014 im Museum im Vereinshaus. 
Angela Herdan ist die stellvertretende Vereinsvorsitzende. Das Foto entstand 2014 im Museum im Vereinshaus.  © Dietmar Thomas/Archiv