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Herrnhut hat jetzt einen City-Shop

Wo Dürninger draufsteht, ist Förster drin. Die Kunden sind neugierig – und poetisch.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Ute Peschels Augen leuchten. Kein Wunder, denn im Lebensmittelladen in der Dürningerstraße war es in den vergangenen Wochen lange nicht mehr so fröhlich und betriebsam. Auch wenn der Schriftzug „Dürninger“ noch über dem Ladenfenster prangt, verraten doch die Aufkleber auf den Scheiben, dass jetzt hier ein anderer das Sagen hat: „Ihr Kaufmann City-Shop Förster“ heißt der Laden nun offiziell. Und auch im Inneren hat sich einiges gewandelt: „Wir haben renoviert und die Regale sind neu gestellt“, zählt Ute Peschel auf. Allerdings gibt es auch vielerlei Gewohntes: Der Kolbe-Bäcker hat nach wie vor seinen Verkaufstresen im Laden. Und auch das Personal selbst ist zum Teil das alte Team geblieben: Neben Frau Peschel hat der neuen Chef Hendrik Förster noch zwei weitere Dürninger-Kolleginnen übernommen, die sich auch bei ihm um eine Stelle beworben hatten und die ihre Kunden kennen. Außerdem ist eine weitere Mitarbeiterin neu eingestellt worden und Försters Frau Babett immer wieder mit vor Ort.

Zur Neueröffnung dichtete eine Herrnhuterin hoffnungsvolle Zeilen.
Zur Neueröffnung dichtete eine Herrnhuterin hoffnungsvolle Zeilen. © Matthias Weber

Vor Ort ist an diesem ersten Öffnungstag auch Sandra Lorenz. Die Herrnhuterin geht mit ihren Kindern durch die Regalreihen und schaut neugierig nach Altbekanntem und Neuem: „Ich bin immer wieder hier im Laden gewesen, weil es hier zum Beispiel Milch in Flaschen gibt, die es so in den Supermärkten in Herrnhut nicht hat“, sagt sie. Auch mit den Kindern nach der Kita war und ist der kleine Laden ein Anlaufpunkt für die junge Familie: „Im Sommer stand draußen auch eine Bank und da haben wir nach dem Einkauf oft eine Kleinigkeit geknabbert oder getrunken“, erzählt Frau Lorenz und schaut nach ihren Kindern, die gerade die Regale inspizieren.

Für junge Familien attraktiv sein – das will der neue Ladenchef Hendrik Förster auf alle Fälle. Sein Geschäftsmodell bedenkt aber vor allem auch Senioren. „Wer nicht mehr selbst in den Laden kommen kann, dem bringen wir den Einkauf nach Hause“, sagt der Bernstädter Unternehmer. So wie er es bereits in Bernstadt und seiner Görlitzer Filiale praktiziert, gibt es auch in Herrnhut den Heimlieferservice – in ganz Herrnhut samt Ortsteilen. Bestellungen nehmen die Mitarbeiter entgegen.

Eine Neuerung sind auch die Elektroartikel, die in einem Regal aufgereiht sind: „Wir haben heute schon einen Mixer verkauft“, sagt Ute Peschel und scheint selbst ein bisschen verdutzt, wie rasch es Nachfrage gab. „Die Kundin erklärte, ihrer sei kaputtgegangen und sie müsse doch Plätzchen backen“, sagt sie und lacht. Auch die ausgestellte Waschmaschine haben die Kunden schon prüfenden Blicken unterzogen – und nachgefragt, ob es auch noch andere Modelle gibt. Denn Förster bietet ja die Geräte nicht nur zum Verkauf, sondern kümmert sich auf Wunsch auch um Wartung und Reparatur.

Ein Angebot wird Förster allerdings nicht in dem Maße auch in Herrnhut einführen können wie in Bernstadt: Da es einen Postservice unweit des Ladens gibt, kann Förster nicht wie in Bernstadt das volle Sortiment bieten. „Aber, wenn jemand mal nach Briefmarken oder Informationen fragt, können wir bestimmt weiterhelfen“, sagt er. Auch mit der Diakonie will er zeitnah sprechen, wie die Zusammenarbeit eine gute Geschichte werden kann.

Ein gutes Ende hat fürs Erste jedenfalls die Geschichte des Lebensmittelladens gefunden – findet zumindest die anonyme Dichterin, die in den Wochen vor der Schließung mit Reimen Abschied von einer Institution genommen hat. Zehn Strophen hat die kleine „Ode an den Laden“ inzwischen. In den letzten zwei Strophen musste die Poetin sich nun einen Reim auf Familie Förster machen – und das hat sie. Und ein bisschen erinnert sie auch alle Herrnhuter daran, dass es nur mit vielen Kunden ein Happy End geben kann.

Bestellung Einkäufe: 035873 2466