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Brüdergemeine bekennt politisch Farbe

Die Brüder-Unität hat eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich gegen Rechtspopulismus positioniert. Das hat auch mit der AfD zu tun.

Von Anja Beutler
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Der Sitz der Kirchenleitung in Herrrnhut.
Der Sitz der Kirchenleitung in Herrrnhut. © Archivfoto: Matthias Weber

Mit einer "Erklärung gegen Rechtspopulismus" ist die Direktion der Evangelischen Brüder-Unität vor wenigen Tagen an die Öffentlichkeit gegangen. Die Kirchenleitung der kleinen protestantischen Kirche, die weltweit auch als Herrnhuter Brüdergemeine bekannt ist, bezieht darin klar Stellung gegen "jede Form von Nationalegoismus und Eurozentrismus", wie es in dem Schreiben heißt. Man habe sich in der Vergangenheit aus vielerlei Erwägungen politischer Äußerungen in der Öffentlichkeit enthalten, heißt es einleitend zu der Erklärung. Damit sei man den Gemeinden jedoch auch Orientierung schuldig geblieben, formuliert die Direktion nun in dem Schreiben.

Konkrete Anlässe zu dieser aus sechs Absätzen bestehenden Erklärung gebe es immer wieder, bestätigt der Pressesprecher der Brüder-Unität, Erdmann Carstens auf Nachfrage. Im Alltag der Gemeinden mache man durchaus entsprechende Erfahrungen und treffe auf Besorgnis, wie man mit solchen Erscheinungen umgehen und sich positionieren solle. Konkret sei zudem in einer deutschen Brüdergemeine - allerdings nicht in Herrnhut selbst - die Diskussion darüber in Gang gekommen, wie man sich verhalten soll, weil ein aktiver AfD-Politiker einigen Mitgliedern der eigenen Gemeinde sehr nahe stehe.

Mit der Erklärung löst die Kirchenleitung aber auch einen Wunsch der Synode ein, die im vergangenen Jahr in Herrnhut tagte. Das Kirchenparlament hatte bereits dort festgelegt, dass man mehr tun müsse, um die Haltung der Gemeinden im Zusammenhang mit den aktuellen gesellschaftlichen Debatten zu stärken und zu schärfen, erklärt Unitäts-Sprecher Carstens. Dabei gebe die Erklärung einen Rahmen vor, den die Brüder-Gemeinden selbst in den kommenden Monaten konkret ausfüllen sollen. Dazu wolle die Brüder-Unität mit Seminaren oder anderen Formaten auch Angebote machen, um diesen Prozess zu unterstützen, erklärte Carstens.

Die Brüder-Unität und die Herrnhuter selbst sehen sich aus der eigenen Geschichte stark in der Tradition der Toleranz und Weltoffenheit. Gerade für Geflüchtete setzen sich Herrnhuter ein, zumal die Kirche selbst ja ebenfalls stark durch das Schicksal von Glaubensflüchtlingen geprägt ist. Deshalb verurteilen die Herrnhuter auch den aktuellen Umgang mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer und kritisieren "jeden Versuch, Geflüchtete und Migranten zu Sündenböcken zu machen". Mit der Erklärung wendet sich die Brüder-Unität auch gegen Antisemitismus und hasserfüllte Sprache und ruft zu einem friedlichen Dialog auf. Respekt gegenüber Menschen mit anderer Kultur erwarte man vor allem auch von der Politik, den Medien und den Meinungsmachern.

Dass die Herrnhuter Brüdergemeine das ihnen Mögliche für Verfolgte tut, zeichne sich auch in den Kirchenasylen ab, die in den Gemeinden in den vergangenen Jahren gewährt wurden, betont Erdmann Carstens. Auch in Herrnhut selbst fand eine Großfamilie aus dem Irak 2016 Zuflucht. Dass neben großem Engagement für die Flüchtlingshilfe auch in den Gemeinden vor Ort auch Skepsis und Ängste wüchsen, sei ebenfalls erlebbar, betont der Unitäts-Sprecher.

Hier geht's zur Erklärung