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Herrnhuts Bad(e)meister

Die Firma Böhme feiert 60. Geburtstag, ist aber bei Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik auf dem neuesten Stand.

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© Rafael Sampedro

Von Anja Beutler

Herrnhut. Eine kühle Dusche können Rainer Böhme und seine Kollegen derzeit immer gut gebrauchen. Denn das Geschäft mit Heizungen bringt das Team des Herrnhuter Meisterbetriebes Karl Böhme GmbH gehörig ins Schwitzen. Gerade auch jetzt im Dauersommer, wo niemand an Heizen denken mag. Aber eingebaut und gewartet müssen sie ja werden, sagt Chef Rainer Böhme. Hinzu kommen noch allerlei Sanitäranlagen und neue Bäder – die bei Privatkunden ebenso gefragt sind wie auf größeren Baustellen. So kann die Firma derzeit gut wirtschaften. „Wir waren zuletzt beispielsweise in der Schule in Bertsdorf, sind auch bei der Sanierung der Grundschule Ruppersdorf dabei, von uns sind auch die Klima- und Lüftungsanlagen im Neugersdorfer Hort und in der Kita Neusalza-Spremberg“, zählt Rainer Böhme Beispiele auf. Vor allem Fördergelder und günstige Zinsen beleben das Geschäft.

Dass es gut läuft, freut den 55-jährigen Meister natürlich sehr – vor allem jetzt im Doppel-Jubiläumsjahr. Denn die Firma Karl Böhme ist jetzt seit 60 Jahren im Familienbesitz, seit 20 Jahren besteht die GmbH. Die Wurzeln allerdings liegen noch weiter zurück. Denn Großvater Bruno Böhme kaufte von Karl Krautwurst 1958 ein Unternehmen, das mit Wasser- und Gasinstallationen damals noch nichts zu tun hatte. Seit 1850 hatten Krautwursts allerlei Reparaturen vor allem an Fahrrädern oder auch an Töpfen und Wärmflaschen angeboten. Erst mit Böhmes wandelte sich das Geschäftsfeld der seit 1850 in der Dürningerstraße bestehenden Firma komplett.

Brüche und Wandlungen gab es in den vergangenen 60 Jahren zuhauf: „Zu DDR-Zeiten haben wir vor allem vieles repariert und dabei meist improvisiert“, erinnert sich Rainer Böhme, der 1979 in die Firma des Vaters Karl einstieg. Böhmes blieben – weil das Unternehmen weniger als zehn Mitarbeiter hatte – auch in sozialistischen Zeiten selbstständig und mussten sich auch den Materialnachschub mit besonderer Cleverness besorgen: „Ich erinnere mich, dass mein Vater etwa einmal im Monat frühmorgens mit Herrnhuter Sternen im Gepäck die Stadt verließ und abends mit dringend nötigen Materialien zurückkam“, sagt Böhme. Nach Riesa ins Stahlwerk oder nach Magdeburg, wo es Kunststoffteile gab, führte dann meist sein Weg.

Nach der Wende gewann dann mit dem Heizungseinbau ein ganz neues Thema die Oberhand in dem kleinen Unternehmen. Denn viele Kunden wollten von der Ofenheizung weg. Als festes Standbein ist der Heizungsbau genauso geblieben wie die Sanitärsparte: „Inzwischen bauen wir bei manchen Kunden bereits die zweite Heizung oder das zweite Bad ein“, resümiert Böhme. Doch auch da gibt es neue Ansprüche: „Viele Kunden wünschen sich jetzt eine Dusche mit möglichst flachem Einstieg“, skizziert Rainer Böhme einen Trend. Zudem gewinnt der Markt für Entlüftungs- und Klimaanlagen an Schwung: „Wir hatten schon viele telefonische Nachfragen dieser Tage, was da möglich ist“, bestätigt auch Böhmes Mitarbeiter Willy Neumann. Die Hitze lässt wohl viele überlegen.

Was die Zukunft am Ende bringt, kann Rainer Böhme zwar nur ahnen, rüsten will er sich und seine Firma aber durchaus. Als sein Bruder Harald, der seit 1986 im Unternehmen war, vor vier Jahren seinen Plan verwirklichte und nach Schweden auswanderte, hatte Rainer Böhme einige schlaflose Nächte. Denn ihm fehlte damit der Stellvertreter, der Partner. Auch zeigte sich immer mehr, dass die Firma mit den Mitarbeitern mitaltert. Inzwischen sind unter den 16 Kollegen wieder fünf, die jünger als 25 Jahre sind. „Wie ich das gemacht habe?“, wiederholt Rainer Böhme die Frage lachend. Auf seine Art eben: „Ich habe persönlich Leute angesprochen, Bekannte, deren Kinder noch nach einer Perspektive und einem Ausbildungsplatz suchten. Und das hat funktioniert“, freut er sich. Richtig stolz ist er, dass inzwischen auch sein Sohn Bruno im Unternehmen mitarbeitet: „Ohne, dass ich Druck gemacht habe, das wollte ich nicht“, betont Böhme, der noch zwei erwachsene Töchter hat. Auch seine Mädels sind auf ihre Art mit dem Unternehmen verbunden: Sie standen als kleine Schulmädchen unter der heimischen Brause Modell für ein Foto, das für die neuen Bäder des Unternehmens wirbt. Noch heute zieren die beiden Firmenwagen und Anzeigen der Karl Böhme GmbH.

Großen Respekt hat Rainer Böhme vor Willy Neumann. Der junge Herrnhuter war bereits bei Böhme angestellt, als ihn der Chef fragte, ob er nicht den Meister machen und damit sein Stellvertreter werden wolle. „Schon am nächsten Tag hat er zugesagt“, freut sich Böhme. Nun fehlt nach zweieinhalb Jahren Büffelei parallel zum Job noch die letzte Prüfung. Und die ist an diesem Sonnabend – dann gibt es hoffentlich gleich noch einen Grund zum Feiern.

Die Firma Böhme feiert am Sonnabend von 10 bis 16 Uhr das Jubiläum auf dem Firmengelände mit Ausstellungen, einem Schnäppchenmarkt, den Hochsteinmusikanten, leckeren Snacks und dem Vaillant-Truck.