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Hier gibt‘s Butter bei die Küchen

Zwei Unternehmen halten sich seit Generationen in Dresden. Wie schwer ist der Kampf?

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© Jan Gutzeit

Von Ariane Heinen

Roberto Butter konnte es nicht so recht glauben, als er den Anruf von seinen Monteuren erhielt. Sie bekämen eine neu gebaute Küche nicht waagegerecht eingebaut. Der Toaster schaukele auf der Arbeitsplatte hin und her. Was den Chef aufhorchen ließ, war nur ein Scherz seiner Leute. „Die Küche wurde auf einem Boot eingebaut“, sagt er zur Auflösung. Sein Vater Roland Butter und er haben in den 25 Jahren seit der Gründung des Küchenunternehmens Butter aus Striesen viele solcher Geschichten erlebt. „Eine Küche haben wir direkt an der Burg in Meißen für eine Millionärin gebaut“, erinnert er sich. Vater und Sohn zusammen in einem Betrieb – geht das gut, und wie hält man sich so lange am Markt?

Die Butters kennen jeden Küchentrend seit 1992, sagen sie zumindest von sich selbst. Da haben sie ihren ersten eigenen Laden in Kleinzschachwitz eröffnet. Damals waren Roland Butter und seine Frau Marita noch allein mit nur zwei Monteuren. Roland ist eigentlich gelernter Werkzeugbauer. Er nutzte danach jede Gelegenheit, etwas Neues zu lernen. Über die Arbeit mit Eigenheimen kam er schließlich zu den Küchen.

Neugier und Fleiß seien Geheimnisse für langes Überleben in der Branche. Als eine Bekannte von einem leeren Geschäft erzählte, wussten er und seine Frau: Das ist das Richtige. Während seine Mutter im Büro alles organisiert, stehen er und sein Vater im Laden auf der Borsbergstraße beim Küchenverkauf. Der zweite Sohn Marco unterstützt die Familie im Montageteam. Die Butters wollen mit der Zeit gehen. Und das müssen sie auch, der Kampf gegen die großen Möbelhäuser wie Ikea und Höffner ist hart. Sie setzen auf persönliche Beratung und extra Kurse für die Kunden zu neuen Produkten.

Dass die neue Generation wie bei Butter auch im Familienbetrieb mitarbeitet, ist längst keine Selbstverständlichkeit. Wie viele rein familiengeführte Unternehmen es in der Stadt gibt, können weder Stadtverwaltung noch Industrie- und Handelskammer sagen. Fakt ist, dass aufgrund der demografischen Entwicklung immer mehr Inhaber, Geschäftsführer und Vorstände in ein Alter kommen, in dem sie über einen Ausstieg nachdenken, aber nicht können, da ihnen der Nachfolger fehlt, beobachtet Lars Fiehler, Sprecher der Industrie- und Handelskammer.

In den neuen Bundesländern werde die Entwicklung dadurch verschärft, dass diejenigen, die in den Nachwendejahren den Weg in die Selbstständigkeit gewagt haben, fast alle im gleichen Alter waren. Ob die Suche nach einem Nachfolger erfolgreich ist, hänge von vielen Faktoren ab, die Branche sei weniger entscheidend, so der Sprecher. Vielmehr komme es darauf an, ob es sich um ein „übergabewürdiges“ Unternehmen handelt, ob Umsatz, Kundendichte und Standort stimmen. In Zeiten, in denen am Arbeitsmarkt die Chancen hoch sind, eine gut bezahlte abhängige Beschäftigung zu haben, seien diese Faktoren potenziellen Nachfolgern besonders wichtig. Auch der Kaufpreis spiele eine große Rolle, wenn es sich nicht um Familienangehörige handele.

Fest in Familienhand ist seit 180 Jahren der Raumausstatterbetrieb Reichelt am Fetscherplatz. An einem Sonntag, dem 23. Juli 1837, beschloss Gottlieb Gahmig, eine eigene Sattlerei zu gründen. Die Geburtsstunde von „Reichelt – die Einrichter“. Seit 1989 leitet Jörg Reichelt die Geschicke der Firma, ab 2005 gemeinsam mit seinem Sohn Manuel und Schwiegersohn René. 180 Jahre später ist aus dem Ein-Mann-Unternehmen ein 29 Mitarbeiter starker Raumausstatter für Boden, Parkett, Vorhänge und Polsterei geworden.

Sie beraten die Kunden zu den Einrichtungswünschen, machen Vorschläge für Möbel und Bodenbelag. Besonders beliebt bei den Kunden: Während sie im Urlaub am Meer liegen, wird zu Hause von Reichelts die Wohnung renoviert. Ikea sehen die Reichelts dabei nicht als Konkurrenz, da sei ein anderes Publikum. Sie haben viele Stammkunden.

So auch bei den Butters. Ihr erster Laden war schon nach zwei Jahren zu klein. Sie zogen erst nach Laubegast, seit 2013 sind sie auf der Borsbergstraße. Aus vier Mitarbeitern sind mittlerweile 15 geworden. Sie wachsen und wollen das Persönliche nicht verlieren. Im Umgang mit den Kunden, aber auch in der Firma. „Wir besprechen viel bei einem gemeinsamen Frühstück, so Butter.“ (mit SZ/jv)