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Hilfe, es stinkt nach Gülle

Region Döbeln. Es gibt Leute, die stört der Geruch von Gülle – vor allem dann, wenn er mehrere Tage anhält und besonders intensiv ist. „Das hat es noch nicht gegeben“, schimpft ein Zschepplitzer. Auf der Wiese gegenüber seinem Grundstück hat ein Landwirtschaftsbetrieb die Gülle ausgebracht.

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Von Sylvia Mende

Region Döbeln. Es gibt Leute, die stört der Geruch von Gülle – vor allem dann, wenn er mehrere Tage anhält und besonders intensiv ist. „Das hat es noch nicht gegeben“, schimpft ein Zschepplitzer. Auf der Wiese gegenüber seinem Grundstück hat ein Landwirtschaftsbetrieb die Gülle ausgebracht. Jetzt kann er, weil es stinkt, sich nicht in den Garten setzen. „Es muss doch Vorschriften geben, wann und wo das Ausbringen der Gülle erlaubt ist. Ich habe mich schon bei der Gemeinde beschwert“, sagt der Zschepplitzer. Doch diese ist für das Problem nicht zuständig, auch nicht der Landkreis Mittelsachsen – es ist das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.

Anwendung gesetzlich geregelt

„Im Düngerecht gibt es keine Auflagen wie weit die zu düngende Fläche von einem Wohngebiet entfernt sein muss, oder zu welcher Zeit die Gülle ausgebracht werden darf. Auch eine Zwischenlagerung auf dem Feld ist rechtens“, so Katrin Gottschall, von der Pressestelle des Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft.

Nicht immer können die Landwirte darauf warten, bis das Wetter für das Ausbringen der Gülle günstig ist. Das ist den Landwirten infolge von technologischen Abläufen nicht möglich. So kann zum Beispiel zurzeit die Gülle nicht auf die bestellten Felder gefahren werden, sondern werde auf Grünland aufgebracht. „Da hier keine Einarbeitung erfolgen kann, ist eine Geruchsbelästigungen nicht zu vermeiden“, so Katrin Gottschall.

In diesem Fall muss die Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum, um Verständnis gebeten werden.

Bitte um Verständnis

Um dieses bittet auch Iris Claassen, Geschäftsführerin des Regionalbauernverbandes Döbeln-Oschatz. Es sei wichtig, dass die Bauern die Möglichkeit bekommen, das wertvolle Düngemittel wieder in den Boden zu bringen. Dabei handle es sich um einen natürlichen Kreislauf, so Claassen. Schon vor mehreren hundert Jahren hätten die Bauern die Gülle und den Mist auf die Felder gebracht. Inzwischen riecht die Gülle nicht immer so streng – nämlich dann, wenn sie in einer Biogasanlage verarbeitet wurde. Das Gährsubstrat, das nach dem chemischen Prozess in ein Auffangbecken kommt, ist fast geruchlos im Vergleich zur herkömmlichen Gülle.

Wichtiges Düngemittel

Das Substrat wird ebenfalls zur Düngung der Felder verwendet. Es enthält die gleichen Nährstoffe wie die Gülle und ist sogar schneller wirksam, weil es dünnflüssiger ist und dadurch besser im Boden versickern kann. Gülle ist ein Naturprodukt. Wird dieses verwendet, schont das die Umwelt. Das heißt, es werden Transportkosten gespart, die anfallen, um andere Düngemittel anzuliefern und herzustellen. „Hohe Gehalte an gebundenem Stickstoff, Phosphor und anderen Nährstoffen machen Gülle zu einem wichtigen Dünger“, so die Geschäftsführerin. Sie sei überzeugt, dass die Landwirte Rücksicht auf die Bevölkerung nehmen und nicht gerade am Wochenende die Gülle in Ortsnähe ausfahren.

Das bestätigte Heidemarie Steurer, Geschäftsführerin der Mockritzer Agrarland GmbH & Co.KG. Der Betrieb gebe sich Mühe, die Anwohner an Feldern nicht über die Gebühren zu belasten. Zurzeit wird die Gülle auf die Wiesen gefahren. Die erste Grasmahd für die Silage ist beendet. Nun braucht das Gras wieder Nährstoffe um bis Ende Juni zu wachsen. Dann steht die nächste Mahd an.